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Filmkritik

«Avengers: Age of Ultron» Rundumschlag für Comicfans

Die Superheldentruppe «Avengers» lässt es in der Fortsetzung «Age of Ultron» krachen. Eine bombastische Comicverfilmung, die ansonsten nicht viel mehr ist als unterhaltsames Popcornkino.

Captain America (Chris Evans) zieht mit den Avengers in die Schlacht, um die Welt zu retten, Bild: zvg

von Yannik Leibacher

Nachdem im ersten Teil eine Bedrohung aus dem Weltall abgewendet wurde, bekommen es die Avengers in «Age of Ultron» mit einer Eigenkreation zu tun. Um dem Weltfrieden einen Schritt näher zu kommen, tüfteln Tony Stark / Iron Man (Robert Downey Jr.) und Bruce Banner / Hulk (Mark Ruffalo) an einer künstlichen Intelligenz. Wider erwarten sind sie erfolgreich und erschaffen dabei den Titelgebenden «Ultron» (James Spader). Doch der Gottkomplex kommt sie teuer zu stehen: Ultron sieht als einziges Hindernis für den Weltfrieden die Menschheit selbst.

Konsequenterweise macht er es sich zur Aufgabe, diese gleich selbst auszuschalten. Als wäre er physisch nicht schon gefährlich genug, will er sich mit Hilfe einer Wissenschaftlerin selbst weiterentwickeln und perfektionieren. Klar, dass die Avengers dies nicht hinnehmen können und so ziehen Iron-Man, Hulk, Thor (Chris Hemsworth), Captain America (Chris Evans), Black Widow (Scarlett Johansson) und Hawkeye (Jeremy Renner) in die Schlacht, um erneut die Welt zu retten.

Zu abstrakter Bösewicht
Regisseur und Drehbuchautor Joss Whedon schaffte vor drei Jahren das Kunststück mit der ersten Folge des Superheldentreffens sowohl Fans als auch Kritiker zufriedenzustellen. Insbesondere an den Kinokassen wurde ihm dies gedankt: «The Avengers» konnte sich als grösster Boxoffice-Hit seit «Avatar» etablieren und spielte weltweit über 1,5 Milliarden Dollar ein. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an «Age of Ultron», der diese nur zum Teil erfüllen kann.

Bekanntlich ist jeder Superheldenfilm nur so gut wie sein Bösewicht. Leider kann man bereits hier nicht an den ersten Teil anknüpfen. Entwickelte sich Tom Hiddleston in der Rolle des charismatischen Bösewichts Loki zum Publikumsliebling, kann der titelgebende Ultron nicht im geringsten mithalten. Zu abstrus wirkt sein finaler Plan, zu abstrakt sein Auftreten. Und obwohl das Risiko für die Menschheit im Film enorm ist, überträgt sich dieses Gefühl der Gefahr nie auf den Zuschauer.

Actionszenen ermüden
Wie nicht anders erwartet, reiht sich ab der ersten Minute eine Actionszene an die nächste. Jede in sich zwar perfekt choreographiert, führt dies mit zunehmender Laufzeit zu Ermüdungserscheinungen. Gemächlichere Szenen sind an einer Hand abzuzählen, gehören aber zu den Highlights des Films.

Wenn die Superhelden gemeinsam um einen Tisch sitzen und herausfinden wollen, wer von ihnen Thors Hammer anheben kann, wird man sich ein Grinsen nicht verkneifen können. Überhaupt fehlt es auch in «Age of Ultron» nicht am trockenen Humor, der für Whedon so typisch ist. Auch ist es seiner Erfahrung mit grossen Ensemble-Casts zu verdanken, dass kein Charakter wie blosses Beigemüse wirkt. In den Mittelpunkt stellt Whedon mit Black Widow und Hawkeye zwei bereits bekannte Superhelden, die bisher vor allem als Nebenfiguren zu sehen waren. Für eigene Filmreihen waren die Figuren bislang zu wenig bekannt.

Während Johanssons Charakter durch eine unerwartete Sidestory Tiefe erhält, bildet Renners Hawkeye das Rückgrat und gute Gewissen des Teams. Gleichzeitig darf er die besten One-Liner des Films für sich beanspruchen. Nichtsdestotrotz ist es verwunderlich, dass in den 140 Minuten keine Figur zu kurz kommt. Im Gegenteil: Ganz nebenbei werden mit Scarlet Witch, Quicksilver und Vision drei Figuren eingeführt, die für die Story durchaus wichtig sind und auch in weiteren Marvel-Filmen mit Sicherheit ihre Auftritte haben werden.

Für Fans von Superhelden
Fazit: «Avengers - Age of Ultron» ist unterhaltsames Popcornkino und eine bombastische Comicverfilmung. Gleichzeitig wirkt er aber durch die ständigen Actionszenen zu überladen und zu wenig wie ein harmonisches Ganzes. War der erste Teil noch etwas ganz besonderes – der Höhepunkt der bisherigen Marvel-Filme – ist «Age of Ultron» einfach ein weiterer Teil in der Fülle an Comicumsetzungen. Trotzdem, wer mit Superheldenfilmen etwas anfangen kann, wird hier grosszügig bedient.

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Marvel Cinematic Universe
Das Marvel Cinematic Universe (kurz: MCU) ist ein in sich geschlossenes Universum, in dem sich Figuren aus dem amerikanischen Comicverlag Marvel tummeln. Startpunkt des MCU war 2006 der Film «Iron Man», inzwischen beinhaltet es bereits elf Kinofilme, fünf Kurzfilme und drei Fernsehserien. Diese verfügen über eine verbundene Kontinuität, so dass Figuren aus den Filmen auch in den Fernsehserien auftreten. In dessen Folge beeinflussen Ereignisse in den Kinofilmen auch die TV-Serien und umgekehrt. Noch dieses Jahr feiert der Superheld «Ant-Man» seinen Einstand, über die nächsten Jahre folgen Fortsetzungen zu «Thor», «Captain America» und «Guardians of the Galaxy», die sich die Leinwand mit den Newcomern «Doctor Strange», «Black Panther», «Captain Marvel» und «The Inhumans» teilen müssen. yl

BEURTEILUNG BT-FILMKRITIKER

- Yannik Leibacher: *** (von 5 Sternen)
- Simon Dick: *** (von 5 Sternen)

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