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Das Grausen vor einer weiteren Überraschung

Esplanade Die Bauarbeiten auf dem Südteil der Esplanade Biel haben enorme Altlasten zutage gebracht. Das kostet die Stadt viel Geld. Stadtrat Christoph Grupp befürchtet: Das war nicht alles.

Es gab bereits eine böse Überraschung auf der Bieler Esplanade: Vor einem Jahr wurde bekannt, dass die Beseitigung der Altlasten auf dem Gaswerkareal doppelt so viel kostet wie geplant: 19,5 statt der 2011 der Bevölkerung versprochenen 8 Millionen Franken. Ein Schock für die Stadt, die ein Parking sowie einen öffentlichen Park und Begegnungsraum baut. Ob es der einzige Schock bleibt, ist zumindest in den Augen von Grünen-Stadtrat Christoph Grupp fraglich. Fest steht, dass auch die Nachbarparzellen im Kataster belasteter Standorte als «überwachungsbedürftig» eingestuft sind. In einer Interpellation, die heute Abend an der Stadtratssitzung behandelt wird, will Grupp daher wissen, ob mit weiteren Altlasten zu rechnen sei. Denn obwohl die Nachbarparzellen privat überbaut werden, müsste die Stadt Biel die Sanierungskosten für Altlasten tragen.

Ein bekanntes Risiko

Von vorne: Auf der Esplanade Nord zwischen Neumarkt- und Zentralstrasse soll eine knapp 200 Millionen Franken teure Wohn-, Shopping- und Büroüberbauung entstehen. Hauptinvestor ist der Aargauer Hans Widmer, der auf dem östlichen Teil bei der «Villa Fantasie» 120 Millionen Franken in hochwertigen Wohnraum steckt. Zweiter Investor ist die Alpine Finanz AG. Das Überbauungsprojekt heisst «Papillon» und wurde bei einem Architekturwettbewerb 2013 als Sieger auserkoren (das BT berichtete).

Die Alpine Finanz AG hat ihre Parzellen bereits von der Stadt gekauft. Anders aber Unternehmer Widmer. Er hat zwar ein Kaufrecht bis zum 30. Juni 2016. Er hat es jedoch noch nicht genutzt, wie aus der Interpellationsantwort hervorgeht. Nicht ohne Grund: Zuerst wolle man wissen, was im Boden sei, sagt Roland Schlegel, Geschäftsstellenleiter der von Widmer beauftragten Baufirma Priora Generalunternehmung AG. Das sei auch im Interesse der Stadt, der man das Risiko möglicher Altlasten schon früh signalisiert habe.

Grupp befürchtet nun, «dass hier eine weitere Zeitbombe unter dem Boden tickt». Er hatte bereits im Sommer 2013, als das Kaufrecht verhandelt wurde, Sorgen geäussert, dass die Stadt ein Risiko eingehe, indem sie das Land abtritt, ohne die Folgekosten zu kennen. Ein Vorgehen, das er bis heute kritisiert. Die Stadt hat Widmer im Kaufrechtsvertrag gewährleistet, dass die Grundstückflächen nicht belastet sind. In seiner Interpellationsantwort bestätigt der Gemeinderat, dass allfällige Sanierungskosten zu Lasten der Einwohnergemeinde Biel gehen würden. Roland Schlegel stellt denn auch klar: «Egal, wie teuer die Sanierung wird. Wir bauen auf jeden Fall.»

Boden wird analysiert

Um sich Klarheit zu verschaffen, hat Widmer Anfang 2014 eine geologische Untersuchung in Auftrag gegeben. Die Analyse ist noch nicht fertig, schreibt der Gemeinderat. Schlegel bestätigt, dass die definitiven Ergebnisse der Firma Geotest erst in zirka zwei Monaten vorliegen dürften. «Wir können noch keine Zahlen zu möglichen Folgekosten nennen.»

Allerdings: Dass die Stadt wohl erneut zur Kasse gebeten wird, scheint offensichtlich. «Wir werden bestimmt irgendwelche Altlasten haben», sagt Schlegel, gestütz auf die ersten Zwischenergebnisse. Immerhin soll es sich nur um einen Bruchteil der Belastungen handeln, die im Kernbereich gefunden worden sind.

Budget soll reichen

Wenn die Bodenuntersuchungen abgeschlossen sind, möchte die Priora zum Jahreswechsel mit bauen beginnen. Schlegel ist zuversichtlich, dass dieser Zeitplan eingehalten werden kann.

Die Arbeiten auf dem öffentlichen Teil an Park und Parkhaus schreiten unterdessen wieder planmässig voran. Dort seien nun keine weiteren Sanierungskosten mehr zu befürchten, sagt Peter Polack von der beauftragten Firma Geotechnisches Institut AG. Das Entsorgungskonzept sei abgeschlossen. Läuft alles nach Plan, soll das Parking im Sommer 2015 fertig sein, die Oberflächengestaltung ein Jahr später.

Von der Antwort des Gemeinderats ist Grupp aufgrund der offen bleibenden Fragen nur «halbwegs befriedigt». Er behalte sich weitere Fragen vor. Patrick Furrer