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Biel

Der Winter hilft sparen

In den letzten beiden Wintern hatte der Winterdienst der Stadt Biel vor lauter Arbeit rotiert. Der diesmalige Schneemangel wurde für eine Rundumsanierung des Wanderwegnetzes genutzt.

Winterdienst ist keiner nötig, darum können die städtischen Arbeiter das Bieler Wanderwegnetz auffrischen. Bild: Tanja Lander

Beat Kuhn

Die Pressekonferenz kam einen Tag zu spät: Das schöne Wetter am Donnerstag wäre für einen Anlass zum Thema Wanderwege mitten im Wald goldrichtig gewesen. Bei nasskaltem Wetter wie gestern sind dagegen nur Hardcore-Wanderer unterwegs. Aber Pflicht ist Pflicht, für die Journalisten genauso wie für die anwesenden Vertreter der Stadt. Und dies waren gestern Gemeinderätin Barbara Schwickert, Vorsteherin der Direktion Bau, Energie und Umwelt, Roger Racordon, Leiter Infrastruktur, und Strasseninspektor Silvan Kocher. Der Wald oberhalb der Strasse von Biel nach Leubringen, wo man sich traf, gehört zwar der Burgergemeinde Biel, doch auch für die dortigen Wege ist die Stadt zuständig (siehe Infobox).

Keinerlei Winterdienst nötig
Dieser Winter ist der drittwärmste in der Schweiz seit Beginn der Messungen vor 150 Jahren. Nur 2006/2007 und 1989/1990 war er noch milder gewesen. Darum erstaunt es auch nicht weiter, dass in der Uhrenstadt diesmal kein einziger Winterdiensteinsatz nötig war. Damit hat der Winter die Sparanstrengungen der Stadt grosszügig mitunterstützt. Denn dieser Aufgabenbereich kostet sie laut Silvan Kocher im Schnitt jeweils 400 000 bis 500 000 Franken. Ins Gewicht fällt dabei auch, dass bei den Löhnen oft Zulagen anfallen, weil überwiegend in der Nacht Schnee fällt und Strassen vereisen.

Die jetzige Möglichkeit, den Winterdienst überhaupt nicht einsetzen zu müssen, ist ein Ausgleich zu den beiden Wintern davor, die besonders streng gewesen waren. «Da waren beide Male Kosten von gegen einer Million Franken angefallen», so Kocher. Im Winter 2012/13 hatte der Gesamtaufwand für Menschen, Maschinen und Material konkret rund 900 000 Franken betragen. Davon waren beim Personal der Abteilung Infrastruktur, das total etwa 6200 Arbeitsstunden geleistet hatte, Kosten von rund 425 000 Franken entstanden. Zur Abteilung Infrastruktur gehören beispielsweise die Angestellten der Stadtgärtnerei oder der Kanalreinigung.

Kapazität für Wanderwege frei
«Normalerweise wären unsere Leute im Februar noch mit Schneeräumung und Salzen beschäftigt», hielt Barbara Schwickert fest. So aber habe das Personal für den Unterhalt der Wanderwege eingesetzt werden können. Konkret stand es diesen Winter etwa 2700 Stunden auf dem Wanderwegnetz im Einsatz, was etwa 202 000 Franken kostete. Der Gesamtaufwand inklusive Maschinen und Material betrug zirka 223 000 Franken, also lediglich 21 000 Franken mehr.

Auch hier gab es gewissermassen einen Ausgleich. Denn in den letzten Jahren war wegen der starken Winterdiensteinsätze nur ein minimaler Unterhalt der Wanderwege möglich gewesen. Vorrang hatte da der Unterhalt der Strassen und Trottoirs gehabt. Da waren zum Beispiel Frostschäden zu beheben oder sanierungsbedürftige Strassenbeläge zu erneuern gewesen.

Kein Geld für Strassenunterhalt
Barbara Schwickert hielt fest, dass diese Unterhaltsarbeiten mehrheitlich personalintensiv seien. Da das städtische Personal aber ohnehin vorhanden sei, hätten die Arbeiten auch nach dem Ausgabenstopp weitergeführt werden können, den der Gemeinderat Ende 2013 verfügt habe.

Ebenfalls eine Rolle spielt der Umstand, dass die Stadt Biel derzeit kein gültiges Budget 2014 hat, weil eine erste Vorlage im November vom Volk abgelehnt worden war. So fehlen für den Unterhalt der Strassen und Trottoirs laut Schwickert schlicht und einfach die finanziellen Mittel. Wo Leib und Leben gefährdet sind, wird allerdings eingegriffen. So betonte sie: «Unfallgefahr besteht nirgends.»

46 Kilometer Wanderweg
Man kann es sich kaum vorstellen bei einer Stadt wie Biel, aber die Wanderwege auf deren Gemeindegebiet haben eine Gesamtlänge von nicht weniger als 46 Kilometern. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass fast ausnahmslos alle Wege im Wald verlaufen.

Im Rahmen der jetzt zu Ende gehenden Unterhaltsarbeiten wurden die Wege und Treppen von Laub befreit sowie anderweitig gereinigt, ferner ausgebessert und aufgefrischt. Sodann wurden Sträucher zurückgeschnitten, Hindernisse entfernt und Wegweiser bei Bedarf wieder korrekt hingestellt. Und schliesslich wurden auch verschiedene Feuerstellen wieder instandgestellt. Dafür wurden 20 Laufmeter alte Randsteine verwendet. Für die Ausbesserung der Wege wurden 29 Kubikmeter Kies benötigt. Alles Holz, das bei den Wanderwegen zum Einsatz kommt – etwa für die Treppengeländer oder die Treppenschwellen –, stammt aus dem Wald selbst, wie Kocher erklärte.

Der Strasseninspektor betonte im Übrigen, dass die Angestellten diese Arbeiten gern machen würden. Dies auch, weil sie von den Wanderern dafür hie und da anerkennende Worte zu hören bekämen. Auf Strassenbaustellen würden sie dagegen öfter mal angepöbelt, weil diese den Verkehr behinderten. Anstrengend sind allerdings auch diese Arbeiten, zum Beispiel weil der Kies im «Chratten» auf dem Rücken geschleppt werden muss. Kocher: «Unsere Leute müssen am Abend nicht noch ins Fitness gehen...!»

 

INFOBOX:

Gut unterhaltene Fuss- und Wanderwege sind Pflicht
Ein ausgiebiges und gut gepflegtes Fuss- und Wanderwegnetz ist auf der einen Seite ein Mehrwert für Freizeit und Tourismus, auf der anderen Seite aber auch eine gesetzliche Pflicht in der Schweiz. Geregelt wird das Ganze in einem nationalen und einem kantonalen Gesetz:
• Gemäss dem Bundesgesetz über Fuss- und Wanderwege haben die Kantone dafür zu sorgen, dass Fuss- und Wanderwege angelegt, gekennzeichnet und unterhalten werden.
• Gemäss dem kantonalen Strassengesetz hat der Regierungsrat einen Sachplan, also einen Richtplan, für das Wanderroutennetz zu erlassen. Geplant, gebaut und unterhalten werden die Wege dann von den Gemeinden. Für die Kennzeichnung der einzelnen Routen ist dagegen wieder der Kanton zuständig.
 

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