Sie sind hier

Abo

Des Katers Profit von Herrchens Homeoffice

Bild Rentsch Bernhard NEU.JPG (8209981)

Anton ist sich wie viele andere Haustiere gewohnt, dass er als Mitbewohner von arbeitstätiger Besitzerschaft den Grossteil des Tages ungestört allein 
zuhause verbringt. An einen eingeschränkten Auslauf auf der Terrasse hat er sich nach jahrelangen Streifzügen durchs Quartier am früheren Wohnort rasch gut gewöhnt. Ohnehin verschläft der in die Jahre gekommene Senior den Grossteil des Tages an seinen Lieblingsplätzen.

Seit Mitte März wird die friedliche Katzenidylle empfindlich gestört – das coronabedingte Homeoffice-Gebot bringt es mit sich, dass häufig Rund-um-die-Uhr-Betrieb herrscht. Für eine Katze bedeutet dies auch, dass man jederzeit um Streicheleinheiten und um Futter betteln kann. Wer wie Anton rasch realisiert, dass mit Nur-nett-Schauen keine Erfolge zu verbuchen sind, versuchts 
mit akustischen Zeichen. Das mehrmals tägliche herzhafte und vor allem laute Miauen von Anton geht den Daheimgebliebenen durch Mark und Bein. Aber auch dies führt für den quengelnden 
Kater nicht zum Erfolg. Zumal das nun doch häufiger aufgefüllte Futtergeschirr vom leicht «schnäderfräsig» oder arrogant wirkenden Katzen-Monsieur zwar intensiv beschnuppert, aber dann links liegengelassen wird. Sogar die nächtlichen Lärmattacken werden von den Menschen mittlerweile stoisch ertragen.

Nun hat Anton zu einer noch penetranteren Taktik gefunden: Er stellt sich vorerst harmlos vor die Duschkabine und startet dann mit herzhaften Lauten. Die Besitzerschaft resigniert rasch einmal und öffnet dem Kater mehrmals täglich die Türe zur Dusche. Nicht genug: Anton gibt sich nicht zufrieden, bis die Dusche kurz in Betrieb genommen wird und er den nassen Boden trockenlecken kann ...

Frauchen und Herrchen sind etwas ratlos ob der Penetranz ihres Katers, zumal sie immer davon ausgegangen sind, dass Katzen eigentlich nicht gerne (zu) viel Wasserkontakt suchen. Als sich dann aber Anton in der Tat komplett unter die fliessende Dusche stellte, kamen Zweifel auf: Ist es die Sehnsucht nach den früher in freier Natur regelmässig gespürten Regenfällen oder ist es einfach ein Mäzchen, um die Besitzer auf Trab zu halten?

An Sie: Gerne Einschätzungen von Katzenbesitzenden oder – noch besser – Ihre eigenen sonderbaren Geschichten mit Ihren Lieblingen an mich. Wer weiss, vielleicht entsteht ja eine weitere Kafipause daraus.

brentsch@bielertagblatt.ch

Im persönlichen Blog berichten BT-Chefredaktor Bernhard Rentsch und Parzival Meister, stellvertretender Chefredaktor und Redaktionsleiter, abwechslungsweise wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben – immer mit einem Augenzwinkern.

von Bernhard Rentsch 
Chefredaktor