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Kolumne

Krieg oder Frieden

Das verbale Säbelrasseln zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un samt dem jüngsten Atomtest ist mehr als ungemütlich.

Lis Eymann

Die beiden schaukeln sich gegenseitig hoch und schüren damit die Angst vor einem Atomkrieg. Man kann ob dieser Entwicklung in Lethargie verfallen oder in ihr verweilen. Weiter schlafen und darauf hoffen, dass niemand und nichts einen aufweckt. So lebt sichs eigentlich ganz gut. Es geht ums nächste Fussballspiel, das man sich ansehen will oder um die nächste Party, die man feiert. Aber dies nur, wenn die nächsten Ferien schon geplant sind. Das käme noch vorher. Hand aufs Herz: in Gesprächen dreht es sich praktisch nie um Themen wie die Flüchtlingswelle, die vielen Kriege, die auf der Welt stattfinden, die immer mehr sich entwicklende rohe Gewalt in Europa oder die im Gefängnis sitzenden Journalisten in der Türkei. Es scheint, als ob unser Glück in der Abwesenheit des Unglücks der Anderen bestünde. Was schert uns das? Uns geht’s ja gut. Einzige Sorge ist, ob man dann wohl noch in dieses Land in die Ferien soll, in dem das letzte Attentat geschehen ist. Dann ist die Sache vom Tisch. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich nehme mich da nicht aus. Stelle mir aber gleichzeitig die Frage, wie unsere Zukunft aussehen wird. Können wir uns einfach zurücklehnen und tatenlos bleiben? Uns weiterhin nur um uns kümmern und hoffen, uns trifft es nicht? Es stellt sich die Frage: was kann der Einzelne denn tun, in einer so leidlichen Entwicklung des Weltgeschehens? Die meisten werden sich sagen: Nichts! Was kann ich als Einzelner denn schon ausrichten? Es sind doch die mächtigen Politiker, die die Sache in der Hand haben und man selber ist nur ein unbedeutendes Rädchen in der Gesellschaft.

Ich war eben an einer Tagung zum Thema Krieg und Frieden mit Daniele Ganser, dem Schweizer Historiker und Friedensforscher und dem Geistforscher Heinz Grill. Dort hörte ich zum ersten Mal, dass es in der Kriegsführung eine schreckliche Abkürzung gibt: TAT. Sie steht für teilen, abwerten und töten. Dieses Szenario kennen wir schon. Dem kann, so Ganser wie auch Grill, jeder Einzelne etwas Neues entgegensetzen: VAV. Dies steht für verbinden, aufbauen und verwandeln. Diese Haltung beginnt bei jedem Einzelnen. Im Verhalten innerhalb der Familie, von Freundschaften und Arbeitsteams. Denn auch hier grassiert die Trennung, die Abspaltung. Eine gespaltene Gesellschaft, ein gespaltenes Europa ist die einfachere Beute. Ich bin überzeugt, dass mit den Fähigkeiten, zu verbinden, aufzubauen und zu verwandeln jeder etwas für den Frieden beisteuern kann. Denn: «Dem Bösen genügt es zum Erfolg, wenn das Gute nicht handelt.» (Urheber unbekannt).

Info: Lis Eymann ist Radiomoderatorin und freie Journalistin.

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