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Sansibar

Mehr Hakuna Matata für 2017

Die Paradiesinsel im indischen Ozean ist 
bis Mitte Januar unser Zuhause. Während unser Bus Foxy im Nebel steht, leben und arbeiten wir hier, wo es warm und sonnig ist.

Symbolbild: Pixabay

Wenn dich keine Sprache mit deinem Gegenüber verbindet, hilft ein Lächeln weiter.

Die Frauen neben mir sassen auf einer Plastikplane, die auf dem sandigen Untergrund ausgebreitet worden war, und schauten mich interessiert an. Wann immer sich unsere Blicke kreuzten, erhellte Freundlichkeit ihre Gesichter. Die Kinder kamen mutig, aber trotzdem schüchtern zu mir hin und schüttelten meine Hand, während die Hände ihrer Mütter andeuteten, ich solle mich zu ihnen setzen. Weiter drüben, auf der Seite der Männer, so erzählte mir Dylan, wurde weniger gelächelt, er sei aber trotzdem willkommen geheissen worden, strenger und ernster halt.

Es war der 11. Dezember, und auf Sansibar wurde auf einem Platz, der mit einfachen Lichterketten dekoriert worden war, Eid al-Moulid, der Geburtstag von Prophet Mohammed, gefeiert. Dass wir als Mzungu – Ausländer – dabei anwesend waren, war kein Problem.

Drei Päckchen auf einmal

Dann, einen Tag später, als uns Hamad, ein lokaler Künstler, von der Gründung seines Kunst- und Kulturzentrums erzählte, entdeckten wir einen Adventskalender. Kleine, in Zeitungspapier gewickelte Päckchen hingen an einer Schnur über dem Arbeitstisch. Weil es ein Montag war, öffneten die Studentinnen gleich drei Päckchen. Die Teenager und Musliminnen zeigten eine kindliche Freude über die Schokolade und Kugelschreiber, die aus den nummerierten Päckchen kullerten. Dass sie einen Adventskalender hatt, der die Tage bis Weihnacht zurück zählte, war für sie völlig normal.

Schmelztiegel im Ozean

Hier auf der Insel mit dem verwunschenen Namen, die vor der ostafrikanischen Küste liegt und zu Tansania gehört, verschmolzen die Kulturen bereits vor Hunderten von Jahren. Nebst den einheimischen afrikanischen Stämmen liessen sich hier Araber und Inder nieder, um mit Gewürzen und Sklaven zu handeln. So entstand über die Jahrzehnte und nach einigen Konflikten und Machtwechseln eine lebendige Mischung, die heute koexistiert. Frauen in körperbetonten Röcken sassen neben ihren verhüllten Freundinnen. Die Moschee steht neben der Kirche und Christopher, ein Führer auf der staatlichen Gewürzfarm, erzählte uns, er als Christ hätte eine muslimische Freundin. «Kannst du sie auch heiraten?», fragten wir. «Nein», sagte er, auch wenn ihre Familien von der Liebschaft wüssten – so weit ginge die Offenheit dann doch nicht. Zum Heiraten werde er sich eine Christin suchen müssen, sagte er und fügte an, dass er dazu aber zuerst noch Geld sparen müsse. Eine Frau auf Sansibar zu heiraten, kostet einen Mann mehrere tausend Franken. Egal, welcher Religion das Paar angehört. Die Frau kann mit dem Geld tun, was sie will, bestätigte uns Zakia, unsere Vermieterin, die als Muslimin bereits zum dritten Mal verheiratet ist und ihr eigenes Gästehaus führt.

Auf Sansibar scheint vieles zu funktionieren, was an anderen Orten zu Problemen führt. Sicherlich gibt es auch hier Auseinandersetzungen, aber der allgemein sehr entspannte Umgang miteinander nahmen wir am stärksten wahr. Zum Ende eines Jahres, in dem politisch gesehen viel mehr auf die Unterschiede als auf die Gemeinsamkeiten fokussiert wurde, wirkt der Aufenthalt in Sansibar wie Balsam auf die Seele. Sehr wahrscheinlich tragen das türkisfarbene Wasser und die weissen Strände ihren Teil dazu bei.

Hoffen wir, dass 2017 wieder mehr im Fokus steht, dass wir alle Menschen sind. Egal, welche Farbe unsere Haut hat und an welchen Gott wir glauben. Hakuna Matata! Martina Zürcher

Stichwörter: Nomaden, Reisen, Serie, Sansibar

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