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Malta

Rücktritte im Mordskandal

Zwei Jahre nach der Autobombe gegen die Bloggerin Daphne Caruana Galizia sind enge Mitarbeiter des Regierungschefs Joseph Muscat plötzlich gegangen.

Mahnwache für die ermordete Bloggerin. Bild: Keystone

Matthias Knecht

Der aufsehenerregende Mord an Maltas Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia im Oktober 2017 hat jetzt wieder die Regierung des Inselstaates in ein schiefes Licht gerückt. Anlässe sind drei plötzliche Rücktritte von gestern.

Zuerst teilte Ministerpräsident Joseph Muscat in Valletta mit, sein Stabschef Keith Schembri sei zurückgetreten. Zuvor war Schembri von der Polizei zum Mordfall Caruana Galizia befragt worden. Muscat beteuerte gemäss dem Magazin «Politico», vom Inhalt der Befragung keine Kenntnis zu haben.

Nur zwei Stunden nach dem Abgang Schembris legten auch die Kabinettsmitglieder Konrad Mizzi und Chris Cardona ihre Ämter nieder, wie «Malta Today» berichtete.

Das alles lässt darum aufhorchen, weil die Rücktritte und die Polizeibefragung wenige Tage nach der spektakulären Festnahme des Geschäftsmanns Yorgen Fenech erfolgten. Er hatte versucht, auf seiner Jacht zu fliehen, war dort aber vor der Küste Maltas verhaftet worden.

Fenich ist Mitbesitzer unter anderem des Energieunternehmens Electrogas und Besitzer der in Dubai ansässigen Firma 17 Black, über die Galizia vor ihrem Tod berichtet hatte. Der Journalistin zufolge stand die Firma in Beziehung zu maltesischen Politikern.

Dubiose Energiegeschäfte: mehrere Tausend Euro täglich

Gemäss 2018 bekanntgewordenen Emails erhielten Schembri und Mizzi von einer Firma, die Fenech gehört – 17 Black – täglich Tausende von Euro für nicht näher spezifizierte Dienstleistungen.

Dass also ausgerechnet jetzt Schembri befragt wurde – und dann zurücktrat –, belebt die Spekulationen in Malta. Der Vorgang rückt aber auch den Regierungschef in ein schiefes Licht. Denn Schembri gilt als sehr enger Vertrauensmann von Joseph Muscat. Der redegewandte Sozialdemokrat überstand allerdings schon einige Stürme.

Die beiden zurückgetretenen Muscat-Vertrauten Mizzi und Schembri sorgten 2016 erstmals für internationale Schlagzeilen. Da tauchten ihre Namen nämlich in den damals veröffentlichten Panama-Papers auf. Anlass: Mizzi und Schembri hatten, kaum waren sie im Amt, Off-Shore-Firmen in Panama und Trusts in Neuseeland eröffnet. Die beiden Regierungsmitglieder wiesen seither jegliche Vorwürfe zurück. Mizzi musste damals jedoch seine Verantwortung für den Energiesektor abgeben – blieb dort aber weiterhin der starke Mann.

Zeitgleich mit den Panama-Papers kündigte die Bloggerin Caruana Galizia grosse Enthüllungen über Korruption im Energiesektor an. Im Zentrum stünden die beiden Muscat-Vertrauten Mizzi und Schembri, behauptete die Journalistin. Allerdings blieb sie den Beweis schuldig. Am 16. Oktober 2017 wurde die 53-Jährige bei einem Bombenanschlag auf ihr Auto getötet. Ihre Ermordung löste europaweit Erschütterung aus.

Muscat gewährt dem Mittelsmann Immunität

Der Druck aus Europa hat dann möglicherweise die schleppenden Ermittlungen in Malta beschleunigt. Den Durchbruch brachte die kürzliche Aussage eines am Mordkomplott beteiligten Mittelsmannes, Melvin Theuma. Ihm gewährte Regierungschef Muscat am Montag im Gegenzug Immunität. Auf diese Weise könnten alle Fakten auf den Tisch kommen, sagte Muscat vor dem Parlament zur Begründung.

Aus Polizeikreisen hiess es, dass Theuma den Ermittlern bereits «wichtige Informationen» geliefert habe. Theuma soll nun vor einem Gericht seine Aussage bei der Polizei wiederholen – diesmal unter Eid. Für die Fortsetzung des Mordkrimis in der Mittelmeerrepublik Malta ist also gesorgt.

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