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Überreste von über 100 Opfern von Bosnien-Krieg aus Stausee geholt

Nach wochenlanger Suche haben bosnische und serbische Gerichtsmediziner in einem Stausee im Osten Bosniens die sterblichen Überreste von mehr als 100 mutmasslichen Kriegsopfern gefunden.

(sda/afp) Insgesamt seien rund 500 Leichenteile aus dem Perucac-See am bosnisch-serbischen Grenzfluss Drina geborgen worden, teilten die Leiter der bosnischen und serbischen Institute für Vermisste am Dienstag in Sarajevo mit. <br><br>Sie vermuteten, dass es sich bei den Opfern um bosnische Muslime handelte, die während des Bosnien-Kriegs (1992-1995) in der nahe gelegenen Stadt Visegrad von bosnischen Serben ermordet worden waren. DNA-Analysen sollen Klarheit schaffen. <br><br>In der Gegend um die Stadt Visegrad hatten bosnisch-serbische Milizen zu Beginn des Krieges Massaker an der muslimischen Bevölkerung verübt. 15 Jahre nach Kriegsende ist der Verbleib von mehr als 800 Muslimen aus der Region immer noch ungeklärt. <br><br>Der Leiter des bosnischen Vermissten-Instituts, Amor Masovic, vermutet, dass rund ein Drittel von ihnen nach ihrer Ermordung einfach in den See geworfen wurde. <br><br>Die Sucharbeiten in dem Stausee hatten Ende Juli begonnen, als der Wasserstand wegen Reparaturarbeiten am Damm gesenkt wurde. An ihnen beteiligten sich neben 15 Experten auch mehr als 2000 freiwillige Helfer und Soldaten. <br><br><span style="font-weight: bold;">Serbischer Ex-Lagerwächter verurteilt </span><br>Im Bosnien-Krieg hatten sich Kroaten, bosnische Muslime und bosnische Serben gegenseitig bekämpft. Dabei wurden 100'000 Menschen getötet und jeder zweite Einwohner vertrieben. Die schwersten Kriegsverbrechen werden vor dem UNO-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag juristisch aufgearbeitet, andere vor einheimischen Gerichten. <br><br>Am Dienstag verurteilte das Kriegsverbrechergericht in Sarajevo einen ehemaligen Wächter zweier serbischer Internierungslager zu acht Jahren Haft. Die Richter sprachen Dragan Rodic für schuldig, sich an der gewaltsamen Vertreibung der nicht-serbischen Bevölkerung aus den von bosnischen Serben kontrollierten Gebieten beteiligt zu haben. <br><br>Rodic war während des Kriegs Wächter in zwei Lagern der westbosnischen Region Drvar, zum Ende hin leitete er eines von ihnen. Er wurde im Januar 2010 verhaftet. Während des Prozesses bekannte er sich schuldig, an der Internierung nicht-serbischer Zivilisten, ihrer Folter und Hinrichtungen beteiligt gewesen zu sein. <br><br>

Stichwörter: Bosnien

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