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Riad

USA sehen Beweise für Schuld Teherans

Die US-Regierung hat Satellitenbilder veröffentlicht, die belegen sollen, dass der Iran hinter den Angriffen auf Ölanlagen in Saudi-Arabien steht. Deutschland, Russland und China rufen zur Besonnenheit auf.

Der genaue Ort der Einschläge soll laut der US-Regierung Rückschlüsse auf die Täter erlauben. Bild: Keystone

«Das war ein vorsätzlicher Angriff auf die Weltwirtschaft und den globalen Energiemarkt», sagte US-Energieminister Rick Perry gestern bei einem Treffen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien. Er bekräftigte damit frühere Aussagen von US-Aussenminister Mike Pompeo, wonach der Iran in die Angriffe auf die Raffinerie des saudischen Ölkonzerns Aramco in Abkaik vom Wochenende verwickelt sei.

Angriff aus dem Nordwesten?

Die USA publizierten Aufnahmen von Satelliten, welche die entstandenen Schäden an der grössten Raffinerie Saudi-Arabiens und einem Ölfeld im Westen der Anlage zeigen sollen. Die Bilder belegten, dass der Drohnenangriff vom Wochenende aus nordwestlicher Richtung erfolgt sei, sagten namentlich nicht genannte Regierungsmitarbeiter gegenüber US-Medien. Das lege den Schluss nahe, dass die Drohnen im Norden des Persischen Golfs, im Iran oder im Irak gestartet seien – und nicht im von den schiitischen Huthi-Rebellen kontrollierten Teil des Jemens, der sich südwestlich der saudischen Ölanlagen befindet. Die Angriffe seien zudem so komplex, dass die Huthis sie nicht alleine hätten ausführen können.

Vorwürfe auch aus Riad

Am Wochenende hatten sich die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen zu den Angriffen bekannt. Die iranische Regierung bestritt jedoch jede Tatbeteiligung. Saudi-Arabien erklärte gestern, seinen Erkenntnissen zufolge seien bei den Angriffen iranische Waffen benutzt worden, nämlich Drohnen des Typs «Ababil». Die Angriffe seien nicht von jemenitischem Boden aus gestartet worden, hiess es auch aus Riad.

Die saudischen Angaben sind schwer einzuordnen. Die jemenitischen Huthi-Rebellen verfügen über Drohnen des Typs «Kasef-1», die nach Ansicht von UNO-Experten nahezu identisch mit dem iranischen Typ «Ababil» sind. Diese unbemannten Flugzeuge haben allerdings nur eine Reichweite von 100 bis 150 Kilometern. Die angegriffenen saudischen Ölanlagen liegen von der Grenze zum Jemen etwa 800 Kilometer entfernt.

Die Ölpreise stiegen gestern so stark wie seit Jahrzehnten nicht. Zunächst legten die Preise zeitweise um bis zu 20 Prozent zu. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) noch rund 10 Prozent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel Öl der Nordseesorte Brent lag bei 66,41 US-Dollar. Investoren waren offenbar wegen der niedrigeren Produktion Saudi-Arabiens und der Möglichkeit einer weiteren Eskalation besorgt.

Moskau und Peking besorgt

US-Präsident Donald Trump sagte den Verbündeten Amerikas im Nahen Osten erneut die Unterstützung Washingtons zu. Die USA seien inzwischen ein so grosser Energieproduzent, dass Öl und Gas aus Nahost nicht mehr gebraucht würden, schrieb er auf Twitter. «Aber wir werden unseren Verbündeten helfen», schrieb er – ohne Saudi-Arabien direkt beim Namen zu nennen.

Russland warnte gestern vor überstürzten Handlungen. «Wir fordern alle Länder auf, keine voreiligen Schritte zu tun oder Schlussfolgerungen zu ziehen, die die Situation verschärfen könnten», sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Auch China mahnte zur Zurückhaltung und erklärte, es sei noch nicht eindeutig klar, wer für die Angriffe verantwortlich sei. Alle Betroffenen sollten davon absehen, die Spannungen weiter eskalieren zu lassen, sagte Aussenamtssprecherin Hua Chunying. In Berlin forderte der deutsche Aussenminister Heiko Maas eine eingehende Untersuchung der Angriffe.

Die Huthi-Rebellen drohten Saudi-Arabien unterdessen mit weiteren Angriffen. «Wir versichern dem saudischen Regime, dass unser langer Arm jeden von uns gewünschten Ort zum von uns bestimmten Zeitpunkt erreichen kann», sagte ein Sprecher.

Saudi-Arabien führt ein Militärbündnis an, das die Huthis im Jemen unter anderem mit Luftangriffen bekämpft. mic/sda

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