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Titelgeschichte

20 Jahre Herzblut

Idealismus, Leidenschaft, Chance, Kreativität, Spannung: 
Diese Substantive wählen Mitarbeiter von «Telebielingue», 
um ihre Arbeit beim Lokalfernsehen zu beschreiben. 
Heute feiert das Team den 20. Geburtstag des Senders.

  • 1/7 Im heutigen «Telebielingue»-Team steckt viel Engagement und Zusammenhalt. Bild: Susanne Goldschmid
  • 2/7 Roland Itten: «Und dann sassen wir wie auf Nadeln...» Bild: zvg/a
  • 3/7 Karin Rickebacher: «Meine Güte was haben wir gegen Katastrophen gekämpft.» Bild: R. Villars/a
  • 4/7 Sophie Hostesttler: «Man warf uns vor, Foodwaste zu betreiben» Bild: Matthias Käser/a
  • 5/7 Stefan Senn: «Dann spielte uns die Technik einen Streich.» Bild: Peter Samuel Jaggi/a
  • 6/7 Markus Böni: «Die Bodenplatten sahen aus, als hätte eine Kuh darauf herumgekaut.» Bild: Frank Nordmann/a
  • 7/7 Regisseur Laurent Wyss (links) und Sebastian Schoop testen bei Perrefitte eine Kameraeinstellung. Bild: Sandra D. Sutter
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Lotti Teuscher

Er ist der Mitarbeiter von «Telebielingue», der am längsten dabei ist: Laurent Wyss hat 2001 beim Lokalfernsehen ein Praktikum gemacht, ein Jahr später wurde er fest angestellt. Während dieser Zeit hat der gelernte Landschaftsgärtner als Video-Journalist (VJ), später als Regisseur und Produzent gearbeitet. Heute realisiert er Werbefilme, die bei «Telebielingue» gezeigt werden, andere werden selbst in Chinesischen Kinos ausgestrahlt: Werbung mit bewegten Bildern für die lokale Pizzeria bis hin zu Spots für Uhrenfirmen – eine steile Karriere.

Idealismus
Eine Karriere, die klein begann und von Idealismus lebt. Anfangs verfügte «Telebielingue» über zwei Kameras, 20 Jahre später sind es rund zehn. Um die Sendungen für das Wochenende zu produzieren, waren lediglich drei Leute im Einsatz, oder wie Wyss sagt: «Wir arbeiteten unter schwierigen Konditionen.» Eine Arbeit, so Wyss, die nur dank viel Idealismus bewältigt werden konnte: «Es war unglaublich, was damals geleistet wurde.» Er erzählt begeistert.

Hinzu kommt: Es gibt nur eine Redaktion, aber «Telebielingue» sendet zweisprachig. Dies bedeutet, tagtäglich quasi zwei Programme zu realisieren. «Es war unglaublich, mit wie wenig Ressourcen wir damals ein bilingues Fernsehen machten», sagt Laurent Wyss. Der Idealismus, der vor fast zwei Jahrzehnten ein kreatives Programm möglich gemacht habe, sei bis heute zu spüren: «Jeder im Team gibt sein Bestes. Statt Karrieredenken haben wir einen unglaublichen Zusammenhalt.»

Leidenschaft
Beat Moning, vor 20 Jahren Sport-Ressortleiter beim «Bieler Tagblatt», gehörte zu jenen Pionieren, die damals bei beiden Medien gleichzeitig arbeiteten. In Erinnerung geblieben ist ihm das Interview mit der Eishockey-Legende André Cadieux, damals Trainer des EHC Biel. Ein Gespräch, das fünf Minuten dauern sollte: «Nach fünf Minuten fuchtelte der damalige Programmleiter Roland Itten hinter der Scheibe mit den Armen, um zu signalisieren: Fertig, fertig!» Doch die Gesprächspartner waren leidenschaftlich ins Interview vertieft, sie diskutieren zehn Minuten – das Interview musste wiederholt werden.

Vor dem Start war bei «Telebielingue» kein eigenes Gefäss für den Sport vorgesehen. Der BT-Redaktor fragte Programmleiter Role (Roland Itten), ob er denn nicht eine Sportsendung möchte: «Role war sofort begeistert.» Damit begannen für Beat Moning drei Jahre Arbeit ohne Pause, bis spät in die Nacht, jeden Samstag und jeden Sonntag – der Doppeljob bei Fernsehen und Zeitung frass fast seine gesamte Zeit auf. Oder wie Beat Moning, im Erstberuf kaufmännischer Angestellter, sagt: «Möglich war dies nur dank Leidenschaft.»

Was Leidenschaft bedeuten kann, erklärt Beat Moning an einem Beispiel: Eine schwangere Moderatorin bekam kurz vor der Sendung Wehen – sie musste sofort ins Spital, um ihr Kind zur Welt zu bringen.

Chance
Wenn Grégory Brodard, seit dem Jahr 2007 dabei, an seine Laufbahn bis zum Redaktionsleiter von «Telebielingue» zurück denkt, fällt ihm Folgendes ein: «Chance!» Seine Karriere begonnen hat der gelernte Bäcker-Konditor als TV-Praktikant. Es folgten ein Volontariat, Einsätze als Sport-VJ mit Schwerpunkt EHC Biel und später als Produzent.

Wer nun denkt, Grégory Brodard habe eine glatte Karriere hingelegt, irrt. Initialzündung für den Berufswechsel war die Ermunterung eines WG-Kollegen. «Er wusste, dass ich eine Affinität zu Fotos, Videos und Filmen habe», erzählt Brodard. «Als bei Telebielingue ein Praktikant gesucht wurde, sagte der Kollege: Versuch es unbedingt!»

Die erste Chance habe er nach dem Bewerbungsgespräch erhalten. Die zweite, als nach dem Praktikum ein Volontär gesucht wurde. Brodards weiterer Weg war immer wieder von der Frage geprägt, wie es für ihn bei «Telebielingue» weitergeht: Mehrmals sah es zuerst nicht nach einer festen Stelle für ihn aus. Doch jedes Mal erhielt er erneut eine Chance, weil ein anderer Mitarbeiter gekündigt hatte, Brodard bewarb sich jeweils für die Stelle – und erhielt sie.

Während seiner Laufbahn bei «Telebielingue» hat Grégory Brordard in allen Bereichen gearbeitet, er bekam immer mehr Verantwortung übertragen – und damit immer mehr Eigenständigkeit. Als Beispiel dafür nennt er die Serie «Unterwegs, ohne nichts auf dem Chasseral».

Zu Beginn, so der Redaktionsleiter, sei da nichts gewesen als ein weisses Blatt. Auf diesem Blatt notierte Brodard die Namen der von ihm selber ausgewählten Protagonisten; er entwickelte ein Konzept, begleitete den Comic-Zeichner und die Sportlerin Tag und Nacht mit seiner Kamera, während diese «ohne nichts» auf dem Chasseral lebten, sich Essen in der Natur suchten, nachts ein Feuer anzündeten, um sich zu wärmen; er nahm ihre Gespräche auf, hat danach den Film geschnitten und vertont. Dieser Beitrag habe ihm grosse Freude gemacht, sagt Gregory Brodard; «Wenn bei ‹Telebielingue› jemand eine gute Idee hat, suchen wir nach Möglichkeiten, diese Idee umzusetzen.»

Einfach ist diese Arbeit indes nicht. Kein anderes Medium benötigt für Beiträge so viel Zeit wie das Fernsehen: Es braucht den Ton wie beim Radio, Text wie bei den Zeitungen, dazu Videos; die Beiträge müssen geschnitten, manchmal mit Hintergrundgeräuschen vertont werden.

Beim Schweizer Fernsehen wird die Arbeit von einem Journalisten, einem Kameramann, einem Ton- und Lichttechniker sowie einem Cutter geleistet. Bei Telebilingue erledigt eine einzige Person diese Aufgaben. Oder, wie Gregory Brodard sagt: «Anfangs ist diese Arbeit ein Abenteuer. Mit der Routine wird sie genial.»

Kreativität
Auch Sophie Hostettler ist eine Quereinsteigerin, allerdings mit einem fachspezifischen Hintergrund: Sie hat ein Germanistik-Studium absolviert, mit Nebenfach Medien- und Kommunikationswissenschaft. Zugleich hat die Programmleiterin in zahlreichen Jobs Erfahrung gesammelt – und erlebte als Flight Attendant das Grounding der Swissair. Danach arbeitete sie bei Lokalfernsehsendern, oder wie sie selbst sagt: «Den Ärmel reingezogen hat es mir beim Loly.»

Für ihre Arbeit bei «Telebielingue» hat sie das Thema Kreativität ausgewählt. Dazu gehöre die immerwährende Frage: «Wie erzähle ich eine Geschichte, wie zeige ich sie in Bildern und mit Emotionen?» Als Programmleiterin steht sie heute etwas weniger vor der Kamera, wirkt dafür mehr im Hintergrund. Ein Ziel von Sophie Hostettler lautet: «Weg vom Praktikanten-TV, hin zum Ausbildungsfernsehen.» «Telebielingue» beschäftigt heute jeweils zwei Volontäre in Ausbildung sowie zwei Personen, die ein sechsmonatiges Praktikum absolvieren. Für sie werden Workshops organisiert zu Themen wie Interviewführung, Effizienz oder Kreativität mit der Kamera.

«Täglich werde ich mit Herausforderungen konfrontiert, die meinen Ehrgeiz und meine Kreativität kitzeln», sagt Hostettler. Etwa letzten Sommer, als viele Moderatoren gleichzeitig in den Ferien waren – da alle Freelancer sind, können sie den Zeitpunkt ihrer Ferien selber bestimmen. Wer also sollte «Info été» moderieren? Die Lösung der Programmleiterin: Die Anmoderationen wurden im Voraus aufgezeichnet, die VJ sprachen die Schlagzeilen selber; danach wurden diese in die Moderation eingefügt.

Spannung
Anja Muster, seit anderthalb Jahren Video-Journalistin bei «Telebielingue», spricht von einem spannenden Alltag mit vielen Kontakten, die ihr die Arbeit ermögliche: «Ich mag es, während Interviews spannende Alltagsgeschichten zu erfahren. Nicht nur für mich selber, sondern auch für das Publikum.»

Als sie einst für das Lysser TV «Loly», das Kamera- statt das Funkmikrofon einschaltete, wurde jedes Geräusch vom Vogelzwitschern bis zum Gespräch der Nachbarn aufgenommen. Nur der Interviewte war kaum zu verstehen – die ganze Arbeit war nicht für die Zuschauer, sondern für die Katz.

Als Journalistin hat Anja Muster regelmässig Kontakt zu bekannten Persönlichkeiten, aber am liebsten hört sie Alltagsgeschichten – etwa warum ein Bauer auf einen biologischen Betrieb umgestellt hat. Das stellt Anja Muster zum Beispiel die Frage: «Macht der Bauer das, weil er überzeugt ist oder für das Geld?»

Mit der Kamera unterwegs sein, sei zeitaufwendig, sagt Anja Muster. Die Menschen seien zurückhaltender, wenn sie vor einer Kamera sprechen sollen: «Zu meinen wichtigsten Aufgaben gehört deshalb, den Menschen die Angst vor der Kamera zu nehmen.» Dazu gehört für Anja Muster, Menschen nie blosszustellen.

Muster lacht nicht über die Interviewte, aber manchmal über sich selber. Etwa letzten Winter, als die FDP ihren Parteitag auf der Bieler Eisplanade abhielt. Die Video-Journalistin betrat forsch die Eisfläche, glitt aus, landete auf dem Bauch – und schlitterte mit kaputter Kamera in Richtung Bundesrat Ignazio Cassis. Auch dies ist ein Privileg: Wer kann schon von sich sagen, dass er einmal einem Bundesrat zu Füssen lag?

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Wichtige Stationen von «Telebielingue»
- 1995: Am 3. Juli reicht «Telebielingue» das Konzessionsgesuch ein.
- 1997: Der Programmdirektor nimmt im Februar seine Tätigkeit auf. Beginn mit konkreter Programm- und Personalplanung.
- 1998: Übernahme der Studioräumlichkeiten an der Neumarktstrasse 64 in Biel.
- 1999: Im Februar beginnt die letzte Schulungsetappe der Mitarbeitenden an der Front und hinter den Kulissen.
- 1999: 15. März, 19 Uhr: Erfolgreicher Sendestart von «Telebielingue».
- 2000: Dezember: Bezug der neuen Studio-Räumlichkeiten im Communication Center am Walserplatz 7 in Biel. Nun werden fortlaufend neue Formate eingeführt. 
- 2008: Im Juli wird «Telebielingue» die neue Sendekonzession für die Amtsbezirke Biel, Nidau, Erlach, Büren, La Neuveville, Courtelary, Moutier und See (Freiburg) erteilt.
- 2011: November: Inbetriebnahme des neuen Studios.
- 2010: Wechsel des Bildformats von 4:3 auf 16:9.
- 2017: Die Kamera lässt sich nun direkt aus der Regie bedienen; vieles automatisiert, die Bedingung der Technik ist weniger personalaufwendig.
- 2018: Dank der Automatisierung kann das Team vermehrt nach draussen gehen und näher bei den Leuten sein. mt

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Roland Itten
Programmleiter von 1998 bis 2002

Top:  «Einen neuen Fernsehsender wie ‹Telebielingue› aufzubauen, war das Vielfältigste und Herausforderndste, was ich als Journalist je machen durfte. Nach meiner Zeit bei der Wochenzeitung ‹Biel-Bienne› arbeitete ich zuerst noch als Freelancer für verschiedene nationale Print-Medien. Regionalfernseherfahrung hatte ich da noch keine. Die sammelte ich erst ab 1995 bei ‹Telebärn›, mit News-Beiträgen, Produktions-Aufgaben und meiner wöchentlichen Prominenten-Talk-Sendung «Eine Nacht mit ... »
Eigentlich wollte ich 1998, wie andere, von Bern nach Zürich gehen, zum Schweizer Fernsehen. Als ich das Programmleiter-Angebot von den ‹Telebielingue›-Gründern erhielt – vom Gassmann Verlag, dem Büro Cortesi und Radio ‹Canal 3› – war ich zeitgleich mit der Redaktion von ‹10 vor 10› im Gespräch. Mario Cortesi lud mich zu einem Mittagessen ins Hotel Elite nach Biel ein und sagte: «Zum Schweizer Fernsehen können Sie auch später noch gehen. Aber die Chance, einen neuen Fernsehsender von Null auf aufzubauen, bekommen nur die wenigsten Journalisten einmal in ihrem Leben … Überlegen Sie es sich!» Ich überlegte, und am nächsten Tag sagte ich zu.
Die Vorarbeiten dauerten ein ganzes Jahr, wir mussten ja bei Null anfangen. Ich habe ein Programm mit Nachrichten, Kurznachrichten, Interviews, Sport und Talks konzipieren dürfen. Mit dem Ziel, täglich je eine halbe Stunde Programm auf Deutsch und Französisch zu produzieren. Es stellten sich vorab Fragen wie: Was braucht es und was kostet das? Es galt, ein Studio zu finden und die Technik zu organisieren – Kameras, Schnittplätze, Sendecomputer. Dazu Logos, Signete und Studio-Dekor gestalten und deren Herstellung organisieren. Wir mussten ein gutes Team zusammenstellen, Video-Journalisten und Moderatorinnen rekrutieren und ausbilden. 
Grosse Unterstützung erhielt ich vom damaligen ‹Canal-3›-Direktor Christoph Gebel. Er hat mich bei allen Schritten, vorab bei Administration, Werbung und Budget begleitet. Auch Werner Hadorn vom Büro Cortesi hat mitgeholfen: Bei der Programmentwicklung und dann intensiv bei der Ausbildung der Video-Journalisten (VJ). Er brachte viel Erfahrung als Dokumentarfilmer mit. Matthias Hänni vom Gassmann Verlag engagierte sich stark bei der Wahl und der Einrichtung des Studios und weiter bei Technik, Beleuchtung, Kameras und Schnittplätzen. Es war ein enorm spannendes Jahr. In enger Team-Arbeit, oft bis spätnachts.
Am Tag X, dem 15. März 1999, vor genau 20 Jahren, waren wir ziemlich nervös. Trotz vorher gemachten Testläufen. Klappt auch alles? Der Moment, als ich Punkt 18 Uhr erstmals den Sendeknopf drücken durfte, bleibt unvergesslich: Es war ein wenig so, als würden wir eine Rakete starten, die gleich ins Weltall fliegt. Ein paar Bilder hatten zwar gewackelt, aber es klappte alles. Geholfen hat sicher, dass damals fast alle VJ journalistische Profis waren. Sie arbeiteten zugleich beim ‹Bieler Tagblatt›, dem ‹Journal du Jura›, bei ‹Biel Bienne› und ‹Canal 3›.»

Flop: «Flops gab es vor allem im ersten Jahr. Da mussten wir den Start der Sendung wegen technischer Pannen manchmal um eine halbe Stunde verschieben. Verspätungen gab es auch, wenn unser talentierter, aber enorm geforderter Chef-Techniker wegen wiederholten Moderations-Pannen oder spät abgelieferten News-Beiträgen unter Stress kam – und ein paar Mal die Nerven verlor. Dann schrie er durchs Studio: ‹Ich bin jetzt mal weg!› Und wir sassen alle wie auf Nadeln, bis er nach einer halben Stunde wieder auftauchte ... »

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Karin Rickenbacher
Programmleiterin von 2002 bis 2008

Top:  «Der 8. April 2008 bleibt für mich absolut unvergesslich. Bereits am Morgen hat die Spannung das ganze Seeland vibrieren lassen. Es lag in der Luft: Der EHC Biel könnte es nach 13 Jahren in der NLB in die NLA schaffen! Wir hatten im Vorfeld allerdings entschieden, nur die ersten Spiele der Playoffs des EHC Biel live zu übertragen. Am 8. April hatten wir unser Budget, das damals sehr limitiert war, bereits verpulvert.
Media-Beraterin Daniela Glauser fragte mich: Macht Ihr eine Live-Übertragung, wenn wir es schaffen, 30 000 Franken aufzutreiben? Ich sagte Ja – wenn die Zusagen bis 11 Uhr reinkommen. Denn eine Live-Übertragung ist teuer. Wir mussten die ganze Infrastruktur mieten, die Live-Schaltung buchen und die Personalkosten einberechnen. Tatsächlich kam kurz vor 11 Uhr die Meldung, dass das regionale Gewerbe ebenfalls vom EHC Biel-Fieber gepackt worden sei und mitmache.
Diese Nachricht löste auch bei ‹Telebielingue› ein regelrechtes Fieber aus. Den ganzen Tag fuhren wir zweigleisig. Auf der einen Seite mussten wir die aktuellen Sendungen produzieren. Auf der anderen Seite uns auf das Eishockey-Spiel am Abend vorbereiten. Es war ein Wunder, dass wir bei diesem legendären Spiel dabei sein konnten – ein riesengrosses Geschenk an uns selber. Und es ist beim Publikum sehr gut angekommen, dass wir diesen wichtigen Moment in die Stuben bringen konnten.»

Flop: «Meine Güte, was haben wir gegen Katastrophen gekämpft. Probleme mit der Technik, mit den Interviewpartnern, mit den Themen, die nicht immer vorhanden waren. Jeden Tag um 19 Uhr war Deadline, aber das Tolle war, dass wir immer einen Weg gefunden hatten, Flops zu vermeiden.
So wie am Tag, als der damalige Bundesrat Samuel Schmid einen Auftritt bei uns hatte. Für uns war dies eine Ehre. Der ganze Verwaltungsrat von ‹Telebielingue› war anwesend; auch der Bundesrat tauchte mit einem grossen Tross auf. Sein Mediensprecher Martin Bühler besprach mit uns die nächsten Schritte und fragte nach der Maskenbildnerin.
Dazu muss man wissen, dass sich die Moderatoren von ‹Telebielingue› selber schminken, die Gäste werden von einem Techniker geschminkt. An die Maske für Samuel Schmid hatten wir deshalb nicht gedacht! Ich rannte zur Moderatorin, um Hilfe zu erbitten, da kam Samuel Schmid bereits um die Ecke. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Moderatorin als Maskenbildnerin vorzustellen. Niemand hat etwas von dieser Panne gemerkt: Alle waren zufrieden.»

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Stefan Senn
Programmleiter von 2008 bis 2011

Top: «Kurz vor meinem Stellenantritt wurde ‹Telebielingue› die Konzession nach neuem RTVG (neue Abgabe für Radio und Fernsehen, die Red.) erteilt. Für mich war dies eine hoch spannende Phase. Nun konnten wir das Regionalfernsehen noch weiter etablieren, positionieren und nächste, wichtige Phasen einleiten.
In bester Erinnerung ist mir die erste Live-Übertragung des grossen Bieler Fastnachtsumzugs im Jahre 2009; sie kam bei den Zuschauern sehr gut an. Vier Stunden dauerte die Sendung, über 20 Mitarbeitende standen im Einsatz. Ein eindrückliches Erlebnis.
Denkwürdig war das Jahr 2010. Damals schrieb die Stadt Biel rote Zahlen, der Gemeinderat wollte deshalb den Beitrag an ‹Telebielingue› und ‹Canal 3› streichen. Wir starteten eine breite Lobbyarbeit; unter anderem sprachen wir mit allen Fraktionen des Bieler Stadtrats, denn der Beitrag der Stadt war für uns von grosser Wichtigkeit. Schliesslich hat der Stadtrat entschieden, die Subventionen für die beiden Sender beizubehalten. Unter anderem, weil wir zweisprachig senden, und damit einen Beitrag an den Bilinguismus leisten.
Interessant und intensiv war ebenfalls das Jahr zuvor, als wir die neue Studio-, Regie- und Sendetechnik etablierten. Damit verbunden war auch der Wechsel vom fast quadratischen Bildformat 4:3 zum Breitbildformat 16:9.»

Flop: «Dieser Fortschritt sorgte allerdings für einen Flop. Den Wechsel zum Breitbildformat zelebrierten wir mit einem Empfang. Eingeladen waren Politiker und Wirtschaftsvertreter aus Stadt und Region. Während des Anlasses leitete ein Countdown das neue TV-Zeitalter ein – aber im Moment, als es darauf ankam, spielte uns die Technik einen Streich. Dies, obwohl wir zuvor zig Mal geübt hatten. Dies war furchtbar unangenehm vor den geladenen Gästen. Erst am nächsten Tag konnte ‹Telebielingue› in Breitbildformat senden.»

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Markus Böni
Programmleiter von 2011 bis 2016

Top: «Mein grösstes Highlight war, dass ich die Stelle als Programmleiter überhaupt bekommen habe. Denn damit hatte ich nicht gerechnet, da ich zuvor nie eine Führungsposition innehatte. Doch eines Tages rief mich unerwartet der Verlagsleiter der Gassmann Group an und frage, ob ich Lust hätte, die inhaltliche Leitung von ‹Telebilingue› zu übernehmen. Der Clou war, dass ich mich zwar beworben hatte – aber nicht für die aktuelle Stelle, sondern früher, als Stefan Senn den Job bekam. Obwohl ich als Redaktionsleiter eine Führungsrolle hatte, blieb ich auch Journalist und Moderator: Ich liebte die Live-Sendungen, wenn ich selber an die Front durfte.»

Flop: «Ein weiterer Höhepunkt während meiner Zeit bei ‹Telebielingue› war die Planung und Realisierung des neuen Aufnahmestudios im Medienzentrum – wobei es beinahe zu einem Flop gekommen wäre. Wir liessen die quadratischen Bodenplatten neu überziehen. Als die Arbeiter mit den Platten zurückkamen, war ich entsetzt. Die Bodenplatten sahen aus, als hätte eine Kuh darauf herumgekaut.
Wir standen zeitlich unter Druck, dennoch war klar: So geht das nicht. Per Zufall war Ueli Roth (Bieler Immobilientreuhänder, die Red.) gerade im Haus. Er sagte, dass wir das Budget für den Moment vergessen sollten und organisierte einen PVC-Belag. Das Aufnahmestudio konnten wir tatsächlich rechtzeitig einweihen.»

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Sophie Hostettler
Programmleiterin seit 2016

Top: «Ein Moment ist mir in besonderer Erinnerung geblieben. Im Januar erarbeitete ich eine Mitarbeiterinformation mit einem Ausblick auf das neue Jahr und einem kleinen Rückblick. Dazu benutzte ich Folien, und als ich den Rückblick präsentierte, wurde mir bewusst, wie stolz ich auf mein Team sein kann: Wir hatten so viele Neuerungen aus dem Boden gestampft! Etwa das Portefeuille extra, mit dem wir die Wirtschaftsmessen Siams und Moutier Expo abdeckten. Wir hatten neue Sportformate entwickelt, diverse Serien und Gefässe für die Wahlen. Als mir dies bewusst wurde, war ich selber baff – bang, bang, bang, es ging immer vorwärts. Es ist cool, mit wie viel Herzblut und Kreativität die Leute für ‹Telebielingue› arbeiten.»

Flop: «Mein Vorgänger Markus Böni hatte eine Internetplattform kreiert, auf welche die Leute eigene Videos laden konnten, die Telebilingue ausstrahlen würde. Heraufgeladen worden waren aber lediglich zwei Katzenvideos. Diese Interaktion mit dem Publikum wollte ich mit einem neuen Konzept attraktiver machen: mit einem Monatsthema. Als erstes Thema wählten wir Grillieren. Um mit einem Beispiel voranzugehen, drehte das Online-Team ein Video. Im Zeitraffer wurde gezeigt, wie Gemüse auf den Grill gelegt wurde, wie es röstete und schliesslich verkohlte. Ziel war, ein lustiges Video zu präsentieren und dem Publikum mit einem Schmunzeln zu sagen: «Grillieren könnt Ihr besser als wir.» Wir hatten kein einziges Publikumsvideo erhalten, aber auf Facebook kritische Reaktionen im Sinne von: Ihr betreibt Foodwaste. Das Projekt haben wir in der Folge auf Eis gelegt.»

 

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