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Corona-Blog

2021 wird zu wenig Tage haben

Erneut sind drei Terminverschiebungen im elektronischenBriefkasten gelandet. Die Zahl der Anlässe, die im Herbst oder 2021 nachgeholt werden, ist riesig. Die kommenden Monate werden eindeutig zu wenig Tage haben.

Symbolbild Keystone

Theo Martin, Leiter Newsdesk

Als Mitorganisator bin ich selber betroffen. Bei den Seeländischen Musiktagen war schon früh klar, dass die Zeit bis zum Termin um den längsten Tag herum für Veranstalter und Teilnehmer nicht reichen wird. Beim Schweizer Dirigentenkongress im Herbst hoffen wir immer noch. Das sind schwierige Entscheide, denn nebst Herzblut geht es meistens auch um relativ viel Geld.

Mit einem neuen Datum ist es jedoch nicht gemacht. Die Verschiebungen werden zu enttäuschten Gesichtern führen. Die Rechnung wird für viele Veranstalter nicht mehr aufgehen. Denn das Publikum wird sich in den kommenden Monaten einfach auf (noch) mehr Anlässe verteilen. Auch wenn zunächst vielleicht die Absicht besteht, möglichst viele verschobene Veranstaltungen zu besuchen – es ist nicht davon auszugehen, dass die Schweizerinnen und Schweizer künftig noch häufiger unterwegs sein werden als vor der Coronakrise.

Die gleiche Ausgangslage beim Thema Geld: Der Kuchen wird nicht grösser, das vorhandene Geld verteilt sich auf mehr Anlässe. Und weil viele Haushalte nach der Coronakrise weniger im Portemonnaie haben, wird es für die Veranstalter künftig sogar noch schwieriger. Die Zürcher Klatschkolumnistin Hildegard Schwaninger hat deshalb in der «Weltwoche» bereits prophezeit, dass viele Networking-Anlässe verschwinden werden.

In dieser Situation hat zum Beispiel der Graubündner Kantonal-Musikverband etwas ausprobiert. An der Delegiertenversammlung hätte ich wegen der langen Anreise vor Ort kaum teilgenommen, aber nun konnte ich die Behandlung der Traktanden via Videokonferenz verfolgen. Das klappte ausgezeichnet, auch wenn allen klar ist, dass so etwas nur in Ausnahmefällen geht. Es fehlt nicht nur der persönliche Kontakt, sondern auch die würdevolle Ambiance und teilweise die Möglichkeit zur Diskussion.

Aber wenn sich die verschiedenen Veranstalter nicht kannibalisieren wollen, führt kein Weg an Absagen und an neuen Ideen vorbei. Kultur, Sport und Freizeit sind alle gleich betroffen. Es kann nicht alles nachgeholt werden, was in den letzten Wochen ausgefallen ist.

 tmartin@bielertagblatt.ch

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