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Aus dem Grossen Rat

5G – so geht Zukunft

3 Vorstösse, 2 Stunden Debatte, 20 Leute auf der Rednerliste. Das brachte uns 5G in der Herbstsession.

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von Sandra Hess
Grossrätin FDP

Grund für den Grossaufmarsch waren die vielen Berichte der letzten Monate zu 5G. Die Besorgnis um die Folgen für Gesundheit von Mensch, Tier und Natur ist allgegenwärtig. Obwohl ich diese Ängste nicht teile, verstehe ich, dass man kritisch ist und Fragen stellt. Mit zunehmender Rededauer wurde mir aber klar, dass es um mehr als um die Angst vor Strahlung geht. Auch die Sorge vor (zu) grossen Veränderungen war zu spüren.

So sagte jemand, dass die Kids nun noch lieber Computerspiele spielen werden. Ein Grossrat prophezeite, dass digitale Mobilität zu mehr Strassenverkehr führen wird. Oder dass intelligente Maschinen die Landwirtschaft verändern werden. Die Frage wurde immer präsenter: Wie verändert der technologische Fortschritt unsere Gesellschaft? Wollen wir das überhaupt?

Andere empfinden genau umgekehrt und freuen sich auf technologische Quantensprünge. So ähnlich muss es unseren Grosseltern und Eltern ergangen sein, als Radio, TV und Computer in ihre Haushalte einzogen. Heute klammert sich Jung und Alt mit derselben Leidenschaft ans Smartphone. Ich habe die Debatte mit Gelassenheit verfolgt. Schliesslich ist die Schweiz das innovativste Land der Welt, wir werden das Beste aus den neuen Möglichkeiten herausholen und Gefahren meistern.

Ironischerweise schoss mir nur eine Stunde später selbst ein düsterer Gedanke durch den Kopf. Es war während einer Infoveranstaltung zum Thema BIM. Building Information Modeling. Virtuelles Planen, Bauen und Bewirtschaften. «Die Baustelle wird digital! Weniger Leute und weniger Papierpläne auf der Baustelle!», wurde geschwärmt. «Ach herrje!», schoss es mir durch den Kopf. Und was passiert mit den Arbeitsplätzen in den Druckereien? Wo arbeiten jene, die mehr Talent für die praktische Arbeit auf der Baustelle als für die digitale Planung am Schreibtisch haben?

Trotz aller Nachdenklichkeit, es hat keinen Sinn, sich gegen neue Technologien zu wehren. Sie sind erfunden, das Rad lässt sich nicht zurückdrehen. Sorgen wir also dafür, dass das innovativste Land der Welt das Beste daraus machen kann. Zuversicht allein reicht aber nicht. Auch die digitalisierte Welt braucht fähige Menschen, die Mögliches zu Wirklichem machen. Investieren wir deshalb unsere Energie in Bildung und Ausbildung. Geben wir unseren KMU gute Zukunftsaussichten. Lassen wir Wirtschaft und Industrie forschen und entwickeln, damit sie uns vor Gefahren schützen und mit Innovationen weiterbringen kann. Dann kommt es gut mit 5G.

kontext@bielertagblatt.ch

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