Sie sind hier

Abo

EHC Biel

Abtretender Präsident blickt zurück

Patrick Stalder heisst der Nachfolger von Andreas Blank. Am Montag wird dieser Wechsel an der Generalversammlung der EHC Biel AG vollzogen. Blank blickt im BT-Interview zurück.

Andreas Blank tritt am Montag zurück. psj

Beat Moning

Andreas Blank, das Interview findet um 6 Uhr morgens bei Ihnen im Büro statt. Oft sind Sie schon früher da. Eine Zeit, in der Sie in den letzten Jahren regelmässig EHC-Dinge erledigt haben?
Andreas Blank: Sicher auch. Ich nutze diese ruhige Zeit gut aus, bevor es mit Terminen, Telefonaten und so weiter losgeht. Man kann in diesen Morgenstunden sehr produktiv arbeiten.


Sie werden also ab nächster Woche nicht länger schlafen?
Es wird sicher etwas weniger Arbeit ohne EHC, aber ich habe immer noch genug zu erledigen. Wenn ich nächstes Jahr das Grossratsmandat auch noch abgebe, dann hoffe ich, dass es etwas nachlässt und ich in der Tat etwas länger schlafen kann. Vor allem die Tätigkeit in der Finanzkommission braucht derzeit sehr viel Zeit.


Und dann können Sie auch mit weniger Sorgen tiefer schlafen?
Sorgen oder Freude. Jedenfalls wird es etwas entspannter.


Man warf Ihnen gelegentlich vor, Sie hätten das Amt nur der politischen Karriere wegen angenommen. Wie entgegnen Sie da?
Das stimmt so nicht. Aber ich bestreite nicht, dass es mir geholfen hat, ich bin in dieser Zeit auch frisch in den Grossen Rat gewählt worden. Aber genau so, wie es mir geholfen hat, hätte es mir auch schaden können. Da gibt es doch einige Beispiele, wie sich Probleme in einem Sportclub, zum Beispiel im finanziellen Bereich, negativ auf die Führungsperson ausgewirkt haben. Mit den entsprechenden Konsequenzen.


Viele Funktionäre verpassen den Abgang. War es ein Wunschszenario von Ihnen, in einem Moment zurückzutreten, wo alles in Ordnung ist?
Alles in Ordnung ist übertrieben. Es gibt genug Baustellen, wenn ich etwa an die Gastronomie denke. Zurücklehnen liegt also für die EHC-Crew nicht drin, da geht es «volle Pulle» weiter. Aber ich muss zugeben, es ist ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Es wäre nicht kein gutes Gefühl gewesen, im letzten Jahr nach diesem sportlichen Debakel zurückzutreten. So fällt es nun doch etwas angenehmer aus, nach dem wir die Playoffs relativ sicher erreicht haben. Und finanziell sieht es auch nicht schlecht aus.


Der Kampf auf und neben dem Eis war in all den Jahren ein eigentlicher Abnützungskampf mit zahlreichen Nebengeräuschen. Wie abgenützt fühlen Sie sich heute?
Es geht schon an die Substanz, da der sportliche Erfolg eng mit dem finanziellen Ergebnis steht. In der NLB mussten wir möglichst weit kommen. Erst ab dem erfolgreichen Halbfinal war es finanziell interessant, und wir haben immer mindestens bis zum Final budgetiert. Und in der NLA war es stets ein Kampf darum, den Ligaerhalt zu schaffen. Es gab in der Tat nie eine Saison während meiner Zeit, wo man es locker hätte angehen können. Mit den Ligaqualifikationen, und das waren ja auch drei, kamen schon Abnützungserscheinungen auf.


Gab es ein Schlüsselerlebnis, wo Sie sich sagten: Es reicht.
Nein, das gab es nicht. Wir hatten unsere Visionen mit Aufstieg und neuem Stadion, was in beiden Fällen etwas länger gegangen ist als gedacht. Aber es war stets klar, dass es dann zu Rücktritten kommen wird. Das galt auch für mich. Erst wollte ich im Jahr des Umzugs zurücktreten, bin nun aber froh, dass ich in den letzten zwei Jahren noch etwas beitragen konnte. Und die beiden ersten Saisons in unserem neuen Zuhause hatten es ja auch wirklich in sich…


Blicken Sie nun der letzten GV als Präsident mit Anspannung entgegen oder sind Sie schlicht erleichtert darüber, das Amt übergeben zu können?
Es reduziert sich ja nicht allein auf diese GV, auch wenn jetzt der definitive Schlussstrich erfolgt. Aber es gab zuvor eine letzte Donatoren-GV, ein Gala-Dinner, wo ich zurückgeblickt habe, und kürzlich ein letztes Essen mit dem VR und ein Abschiedsessen mit Personen, die mich und Thomas Meyer über Jahre begleitet haben. Sozusagen ein Abschied in Raten.


Biel wurde in Ihrer Zeit viermal B-Meister, stieg 2008 in die höchste Liga auf und erreichte mit gegenüber der Konkurrenz bescheidenen Budgets viermal die Playoffs. Sind Sie stolz auf dieses Palmarès?
Wir hatten sicher auch Glück, aber wir haben in dieser Zeit in der Tat viel erreicht und uns kontinuierlich nach vorne bewegt. Der EHC Biel ist zum Zeitpunkt des Antritts unserer Crew 2002 und 2003 verglichen mit dem EHC heute eine völlig andere Welt. Der EHC Biel hat heute schweizweit wieder ein hohes Ansehen.


Wie gross ist oder war der Spagat, einerseits ein kompatibles Team zusammenzustellen, andererseits das Budget einzuhalten?
Es war stets die grosse Herausforderung. Seien wir ehrlich: Ohne die teils hohen Einschüsse von Verwaltungsratsmitgliedern stünden wir nicht da, wo sich der EHC Biel heute befindet. Gerade nach dem Aufstieg, als es galt, das strukturelle Defizit von einer Million Franken zu decken, solange wir noch im alten Eisstadion waren. Ziel war stets, jeden Franken aufs Eis zu bringen, das heisst, in die Mannschaft zu investieren. Das Motto hiess klar, mit wenig Mitteln möglichst das Optimum herauszuholen. Und nicht zu vergessen der ganze Aufbau der Donatorenvereinigung. In der Tat der zweite wichtige finanzielle Eckpfeiler. Schon in der NLB ein absolut zentrales Instrument für den Klub. Eine wahre Erfolgsgeschichte, blickt man auch auf diese Entwicklung zurück.


Sie bleiben Donator und somit weiterhin ein regelmässiger Besucher der EHC-Heimspiele. Werden Sie diese Spiele nun etwas mehr geniessen können oder als Fan noch mehr unter den Schiedsrichterleistungen leiden?
(lacht) Das wird sich weisen. Was sicher ist: Am nächsten Tag ist es sicher ein anderes Aufstehen, wenn man sich nicht mit den Folgen, zum Beispiel einer Niederlagenserie, beschäftigen muss. Das Spiel wird schneller abgehakt.


Sie denken also nicht, dass sie am nächsten Tag zum Hörer greifen und den Sportchef oder den Präsidenten anrufen, um Ihre Sorgen mitzuteilen?
Nein, das werde ich sicher nicht machen.


Welche Überlegungen machten Sie sich eigentlich 2003, als es galt, dem Verwaltungsrat beizutreten?
Der EHC Biel suchte einen juristischen Berater und ich wurde von Adrian Warmbrodt, einem guten Freund von mir, angefragt. Es war letztlich eine Herzensangelegenheit, dem VR beizutreten. Den Klub verfolgte ich schon als junger Bursche, ich ging da an jedes Heimspiel. Geprägt hat mich sicher auch der erste Meistertitel 1978, als ich im Stadion mit wohl 10000 anderen Fans das entscheidende Spiel mitverfolgte.


Wie fielen die Reaktionen anderer Kollegen aus?
Biel war damals im guten Mittelfeld der NLB, allerdings wussten wir alle, dass die Ambitionen gross waren. Wir kommunizierten als Ziel Aufstieg und neues Stadion, doch so richtig geglaubt daran haben wohl die wenigsten, auch die Medien nicht. Es gab schon Reaktionen aus meinem Umfeld, weshalb ich mich auf ein solches Himmelfahrtskommando einlasse. Auch meine Ehefrau war nicht wirklich begeistert.


2004 wurden Sie zum Präsidenten gewählt. Mit dem Ziel Aufstieg und in ein neues Stadion zu ziehen.
Wir hatten ein Jahr ohne Präsident, merkten aber bald, dass es jemanden braucht, der den Klub nach aussen vertritt. Da muss einfach einer hinstehen, sozusagen den Kopf hinhalten. Andere, die schon länger dabei waren, wie Sandro Wyssbrod und Adrian Warmbrodt, wollten das nicht. Dann sagte plötzlich einer: «Mach doch Du das.» Und schon war ich Präsident.


Apropos Kopf hinhalten: Was würden Sie als Höhepunkt, was als Tiefpunkt bezeichnen?
Höhepunkt ist klar der Aufstieg 2008. Nach einem jahrelangen Kampf war es eine grosse Erlösung für uns alle. Vor allem stimmte der Zeitpunkt. Früher, zum Beispiel bei der ersten Ligaqualifikation gegen Lausanne 2004, wären wir finanziell, sportlich und strukturell nicht bereit gewesen. Und später hätte man irgend einmal nicht mehr daran geglaubt.


Der Tiefpunkt?
Für mich persönlich die Entlassung von Kevin Schläpfer im letzten November. Er hat uns in vielerlei Hinsicht viel gebracht und den Klub geprägt. Für den EHC Biel allgemein waren es die beiden Ligaqualifikationen gegen Lausanne direkt nach dem Aufstieg 2009 und 2010. Eine sehr schwierige Phase für uns alle, zumal damals auch die Fans auf Trainer und Spieler losgingen. Das war wirklich unschön.


Der Verwaltungsrat hinterlässt, und dies eigentlich seit der Gründung der AG Ende der 90er-Jahre, nach aussen einen eher diskreten Eindruck und wirkte als Einheit in sich. Wie nahmen Sie den VR in all den Jahren wahr?
Ich behaupte, dass jeder in der ihm zugewiesenen Funktion sehr professionell war. Und jeder war und ist voll mit Herzblut dabei. Das waren unsere Stärken. Zudem sind wir immer geschlossen nach aussen aufgetreten. Obwohl es intern durchaus harte Diskussionen gegeben hat, denn verschiedene Meinungen gab es durchaus und es wurde oft kontrovers diskutiert.


In 14 Jahren ist viel passiert, auf und neben dem Eisfeld. Gäbe es eine Situation aus den letzten Jahren, die Sie nochmals angehen könnten: Welche wäre das?
Im Grossen und Ganzen nicht viel. Das Einzige, und das haben wir auch so kommuniziert, ist die Logofarben-Geschichte. Die haben wir schlicht unterschätzt.


Wie oft haben Sie der Mannschaft in der Kabine die Leviten gelesen?
Wenn es die Lage erfordert hat. In schwierigen Zeiten kommt das schon vor, dass man etwas sagen muss. Manchmal als Motivation und manchmal auch, um die Spieler aufzurütteln und an ihre Verantwortung zu erinnern. Ich war aber auch oft in der Kabine, ohne zur Mannschaft zu sprechen. Einfach, um etwas den Puls zu fühlen.


Empfehlen Sie solche Gänge auch Nachfolger Patrick Stalder?
Das muss er selber handhaben. Wenn ich jeweils zur Mannschaft sprach, war dies mit Trainer und Sportchef abgesprochen, also keine «Hauruckübung». Aber es gibt Momente, wo auch die Spieler spüren müssen, wie der Verwaltungsrat denkt, der die gesamte Verantwortung für den Klub hat.


Geben Sie Patrick Stalder etwas mit auf den Weg?
Er ist lange dabei, kennt das Geschäft und wir haben in den letzten Monaten vieles auch zusammen gemacht und angeschaut. Er braucht bestimmt keine besonderen Tipps und er weiss, wo ich zu finden bin, wenn es was zu fragen gäbe.


Nun fehlen im VR der Jurist und der Politiker. Ein Manko?
Betreffend der juristischen Angelegenheiten haben wir längst unsere Spezialisten. Dieses Wissen muss im VR nicht unbedingt ersetzt werden. Da ich nicht Biel-Politiker bin, was ja auch kontraproduktiv sein könnte, macht es ebenso wenig aus. Aber es ist sicher von Vorteil, politisch gut vernetzt zu sein. Wie gesagt, ich bin nicht ab der Welt und werde Türen öffnen oder Kontakte schmieden können, wenn es denn nötig wäre.


Vor einem Jahr verliess Adrian Warmbrodt den Verwaltungsrat, am Montag gehen Sie und Thomas Meyer. Ein neues Mitglied wird nicht gewählt. Ein Umbruch findet also nicht statt. Hätten Sie sich nicht neues VR-Personal für die nächsten Ziele gewünscht?
Ich weiss, dass man daran ist, neue Mitglieder zu finden. Im letzten Jahr kam schon mal Thomas Steffen, welcher sich optimal in das Gremium integriert hat. Es ist wichtig, dass es in diesem Verwaltungsrat auch künftig menschlich passt und die Funktionen stimmen. Daher ist übereifriges Handeln nicht angesagt.


Der Manager zählt künftig nicht nur die Zuschauereinnahmen, sondern auch den Bier- und Wurstkonsum, um es mal so auszudrücken. Eine gesunde Entwicklung für ein Sportunternehmen?
Es ist zu einem Muss geworden. Gerade in den neuen Stadien ist der Gastronomiebereich sehr wichtig. Erstens betreffend Zufriedenheit der Matchbesucher, aber auch finanziell. Wenn man da gute Arbeit leistet, liegt sehr viel drin. Aber es ist auch eine sehr komplexe und schwierige Herausforderung.


Was kann Patrick Stalder angehen, um das Budget zu halten oder gar zu erhöhen? Stalder will ja bekanntlich mit neuen Ideen aufwarten, die er am Montag an der GV präsentieren will.
Ich bin gespannt. Vielleicht ist man in den letzten Jahren etwas festgefahren und neue Ideen sind immer willkommen. Sicher ist, dass im nationalen Sponsoring noch einiges möglich ist. Da fehlen neben Landi die nationalen Titel.


In den letzten Jahren wurde mehr und mehr in den Nachwuchs investiert. Wie gross sind die Hoffnungen, dass künftig mehr Seeländer im Fanionteam des EHC Biel zu finden sind?
Es ist der richtige Weg, nachdem zuvor in erster Linie die Mittel in die erste Mannschaft fliessen mussten. Für Klubs unserer Gattung ist es schlicht ein Muss, auf eine intakte Nachwuchsabteilung zu setzen und davon zu zehren. Von den TV-Geldern fliesst für jeden Klub in Zukunft eine Million Franken mehr in die Kasse. Geld, das für den Nachwuchs aufgewendet werden kann, ja muss. Und nicht etwa für Spielerlöhne, die dann generell noch einmal weiter in die Höhe schnellen. Ein wichtiger Stein in diesem Mosaik ist sicher das neue EHC-Haus, wo wir junge hoffnungsvolle Spieler unterbringen und ihnen eine Perspektive geben können.


Andreas Blank, wo sehen Sie den EHC Biel nach Beendigung der 50 Runden der Qualifikationsphase im ersten Jahr nach Ihrer Präsidentschaft?
Ich hoffe schon, wieder in den Playoffs. Beim Blick auf das Kader denke ich, dass wir stärker sind als letzte Saison. Aber es muss halt ein weiteres Mal vieles zusammen passen.


Nun also die letzte Generalversammlung unter Ihrer Leitung. Am letzten Freitag gaben Sie mit Thomas Meyer ein Abschiedsapéro für Freunde und Bekannte. Was tun Sie nach der Generalversammlung am Montagabend?
Es ist Elternabend in der Schule für meine Tochter. Das hat Priorität. Ewig Abschied feiern kann ich ja auch nicht.


Aber Wehmut dürfte aufkommen. 14 Jahre können nicht spurlos an einem vorbeigehen.
Das ist so und ich werde sicher allen Danke sagen, die mich und den EHC Biel in all den Jahren begleitet und unterstützt haben. Den Mitgliedern des Verwaltungsrates, der Geschäftsleitung und dem Personal, dem Staff, der Mannschaft, den Sponsoren, Donatoren und natürlich den Fans. Es ist wie erwähnt eine nicht selbstverständliche Erfolgsgeschichte, zu der alle beigetragen haben.
 

Stichwörter: EHC Biel, Andreas Blank

Nachrichten zu Biel »