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Biel

Arztpraxis nach sechs Monaten wieder zu

Die Ärztin, die im November die Praxisgruppe Biel übernommen hat, arbeitet seit April nicht mehr, sie ist krankgeschrieben. Doch die Frau hat eine Vorgeschichte.

Symbolbild: Keystone

Hannah Frei

Im November wurde die Praxisgruppe Biel am Ankerweg von einer neuen Ärztin übernommen. Seit Ende März ist sie jedoch bereits wieder geschlossen – bis auf Weiteres. Zuerst hiess es, die Ärztin sei in den Ferien, danach krankheitshalber abwesend, sagt eine ihrer ehemaligen Patientinnen. Sie habe x-Mal in der Praxis angerufen, ihre Medikamenten-Rezepte mussten erneuert werden. Nach etwa sechs Wochen sei sie dann via Telefonbeantworter an einen anderen Bieler Arzt als ihre Stellvertretung verwiesen worden. Und seither habe sie nichts mehr von ihrer ehemaligen Ärztin gehört.

Trotz mehrfach versuchter Kontaktaufnahme konnte die Ärztin für eine Stellungnahme nicht erreicht werden. Der stellvertretende Arzt bestätigt auf Anfrage, dass er zahlreiche Patientinnen und Patienten von der Praxisgruppe Biel übernommen habe, jedoch nur für Notfälle. Falls die Situation länger andauern sollte, müsse man eine andere Lösung finden. Alle Patientinnen und Patienten könne er nicht übernehmen.

Besondere Vorgeschichte
Dass jemand krankheitshalber über mehrere Monate ausfällt, ist an sich nichts Aussergewöhnliches. Die Ärztin der Praxisgruppe Biel hat jedoch eine Vorgeschichte: In Brig hat sie im Juli 2017 eine Kinderarztpraxis übernommen, gemäss Handelsregisterauszug jedoch nach etwas mehr als einem Jahr wieder abgegeben – mit einem abrupten Ende. «Radio Rottu Oberwallis» berichtete, am Tag der Schliessung hätten mehrere Frauen die Klinik gestürmt, um die Akten ihrer Kinder abzuholen. Grund dafür war ein Aufruf der Ärztin auf Facebook, wonach die Praxis geschlossen und die Akten abgeholt werden sollten. Doch die Krankenakten seien den Frauen an besagtem Morgen nicht ausgehändigt worden, weshalb es zu Diskussionen und schliesslich einem Polizeieinsatz gekommen sei. Danach war die Ärztin verschwunden.

30 Praxen in der Schweiz
Zwei Jahre später folgte dann die Anstellung in Biel. Die Praxis gehört zur Dachorganisation Praxisgruppe Schweiz, die in der Deutschschweiz 30 Haus- und Facharztpraxen betreibt. Wie der Website der Organisation zu entnehmen ist, wirbt sie explizit um Ärztinnen und Ärzte aus der EU, die in einer der Schweizer Praxen arbeiten möchten: «attraktives Einkommen», Schweizer Arbeitszeitmodelle, ein professionell begleiteter Einstieg. Die Administration wird von der Praxisgruppe Schweiz übernommen. Aus Deutschland stammt auch die Ärztin, welche die Praxisgruppe Biel übernommen hatte. Als sie angestellt worden sei, habe es keine Anzeichen dafür gegeben, dass sie die Praxis nach kurzer Zeit wieder verlassen würde, sagt Joseph Rohrer, Präsident des Verwaltungsrats und Gründer der Organisation. Sie sei gut gestartet, danach aber krank geworden. Von der Vorgeschichte habe man Kenntnis gehabt, ihre Erklärung dafür sei jedoch schlüssig gewesen. Dass ihr der Kantonsarzt die Zulassung nicht entzogen habe, sei ein weiterer Beweis dafür, dass sie eine vertrauenswürdige Ärztin sei.

Ob sie wieder in der Bieler Praxis arbeiten wird, sei noch unklar. Man suche jedoch mit Hochdruck nach einer Zwischenlösung für ihre Patientinnen und Patienten. Sicher sei: Die Praxis wird weitergeführt.

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