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„Krawattenzwang“

Atemlufttest: Gleichmässig, nicht zu stark blasen

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Atemlufttest: gleichmässig, nicht zu stark blasen.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Stop! Das Lichthupen im Rückspiegel, dann das rot aufleuchtende Schild «Polizei – Anhalten». Eine Szene auf der Hauptstrasse in Ipsach an einem Novemberabend um 22 Uhr. Als offenbar anvisierter Autofahrer startet automatisch ein Reflex: Man fühlt sich ertappt, man sucht Schuld im eigenen Verhalten.

Jederzeit angegurtet geht der Blick auf die Tempoanzeige. Denn allein auf der nächtlichen Hauptstrasse ist das Risiko da, zu schnell zu fahren. Nein, der aktivierte Tempomat verhindert zum Glück übermotiviertes Gaspedaldrücken. Zuviel Alkohol ist auch nicht im Spiel, sämtliche Ausweise sind vorhanden.

Also: Abwarten, was da kommt. Die Beamten im nicht als Polizeiauto markierten Wagen geben sich mit Namen zu erkennen und signalisieren, dass es sich um eine «normale Routinekontrolle» handelt. Die Ausweise werden elektronisch kontrolliert und für gültig taxiert.

Etwas irritierender ist das Gerät, das vom zweiten Polizisten ohne Vorwarnung gezückt wird. «Atemlufttest – bitte blasen», so dann gleich die unmissverständliche Aufforderung. Und wieder das mulmige, leicht schuldbewusste Gefühl, obwohl ein Deziliter Rotwein beim Nachtessen drei Stunden zuvor wahrlich keine kritische Werte anzeigen kann. Zugegeben: 0,0 ist es wohl nicht, das wurde aber kommuniziert. Für den unerfahrenen Atemlufttest-Nutzer folgt die einfache Instruktion: «Gleichmässig blasen, nicht zu stark». Daran wird scheitern, wer viel zu viel getrunken hat, so der spontane Gedanke: Das ist ja gar nicht so einfach. Schliesslich alles ok – die Heimfahrt darf mit den besten Wünschen der beiden Polizisten fortgesetzt werden.

Eine kurze, unwichtige Episode, ja natürlich. Als betroffener Lenker steigt beim Erinnern an die Situation das Gefühl, auf gut kontrollierten Strassen mit den nötigen Sicherheitsvorkehrungen unterwegs zu sein. Die Kontrollierenden waren jederzeit korrekt. Danke Polizei. Und trotzdem: Der Gedanke, was wäre, wenn. Wenn die Geschwindigkeit tatsächlich überschritten wird? Bezahlen. Noch schlimmer: Wenn – wie, zugegebenermassen, in den jugendlichen Flegeljahren auch passiert – die Promilletoleranz überschritten ist. Dann gehört man wahrlich nicht auf die Strasse. Weshalb ich, bleibt aktuell aber unbeantwortet.

Schliesslich: Der kurze Wildwestgedanke wird nicht weitergesponnen. Aber was, wenn mitten in Ipsach das Gaspedal gedrückt und die Flucht versucht wird? Probieren Sie’s nicht!

 

brentsch@bielertagblatt.ch
Twitter: @BernhardRentsch

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