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Brügg

Auf Spurensuche im Bärletwald

Schülerinnen und Schüler setzten sich mit den einheimischen Wildtieren auseinander. Im Rahmen der «Tage der Artenvielfalt» gaben sie ihre Erkenntnisse an die interessierte Bevölkerung weiter.

«Da, Rehspuren »: Das scheue Tier liebt Randzonen mit reich strukturiertem Busch- und Mischwald – eine von vielen Erkenntnissen der Erlebnistage. Bild: mai

von Anna Katharina Maibach

«Sind das hier Fuchs- oder Hundespuren?», testet eine Schülerin im Bärletwald die Zuhörerschaft. «Richtig. Es sind Hundespuren», so die Expertin aus der fünften Klasse von Lehrer Michael Rosin. Die Auseinandersetzung mit den einheimischen Wildtieren hat bei ihr, ihren Mitschülern und der Schulklasse von Danielle Guenat den Blick geschärft und die Achtsamkeit gefördert.

Ihre Erkenntnisse aus den vergangenen Wochen über Rehe, Füchse und andere Säugetiere im Bärletwald und der Gegend geben die Schüler nun bei einem Rundgang durch den Wald an die Bevölkerung weiter. Unter dem Motto «Biodiversität erleben, erforschen und erhalten». In Brügg findet der Anlass im Rahmen der «Tage der Artenvielfalt» seit einigen Jahren statt. Und er scheint sich etabliert zu haben. Über 100 Menschen verfolgen interessiert die Ausführungen der Schulkinder, des Wildtierbiologen Christian Heeb und des Wildhüters Daniel Trachsel.

«Es ist recht, wenn das Interesse für die Natur bei den Leuten vorhanden ist», sagt Hans Haudenschild. Der Rentner hält sich oft im Bärletwald auf. Im Gegensatz zu einigen Schülern, für die der Wald bisher ein eher unbekanntes Terrain war. «Wer ist nebst Menschen und Hunden im Wald anzutreffen?», so die Brügger Gemeinderätin Anna Rawyler zur Thematik des Anlasses. «Und was können wir dazu beitragen, dass einheimische Wildtiere ungestört im Wald leben können?»

 

Veränderte Lebensräume

Der Mensch verändert seine Umwelt stetig. «Haben einheimische Wildtiere die Möglichkeit, sich an die veränderten Lebensräume anzupassen?», so Wildtierbiologe Christian Heeb in seinem Referat in der Aula Bärlet. Passen sie sich an oder ziehen sie sich zurück? Zum Beispiel der Baummarder als Kulturflüchter oder der Fuchs als Kulturfolger? Der Fuchs ist extrem anpassungsfähig. Der Allesfresser dringt zunehmend in Wohngebiete vor und ernährt sich von Siedlungsabfällen.

«Wir haben eine grosse Vielfalt an Säugetieren, die in unserer Gegend vorkommen.» Doch störungsfreie Gebiete seien zwingend nötig. «Wenn wir in die Natur gehen, sind wir Gäste», gibt Heeb zu bedenken. Der Respekt gegenüber Tieren und Pflanzen sei unabdingbar. Es gelte, Lärm und Abfälle zu vermeiden sowie Hunde an die Leine zu nehmen.

Der Feldhase hält sich gerne in halboffenen und offenen Landschaften auf. Doch die intensive landwirtschaftliche Nutzung dieser Flächen birgt grosse Gefahren für ihn. «Der Feldhase ist auf der roten Liste», so Christian Heeb. Nur fünf Feldhasen pro 100 Hektaren Land zählt der Bestand im Seeland.

Nicht bedroht sind die 27 000 Rehe im Kanton Bern. Ebenda leben rund 800 Wildschweine. 1600 Exemplare zählt der Biber-Bestand nach der Wiederansiedlung heute in der Schweiz. Der Biber war im 19. Jahrhundert ausgerottet worden.

 

Fotofallen «fangen» Rehe

«Rehe kommen regelmässig an den Waldrand zu unserem Weiher oberhalb des Schulhauses», erklärt Lehrer Rosin. Das haben die Fotofallen zutage gebracht, die an diversen Orten in den letzten Wochen mit Hilfe des Wildhüters aufgestellt wurden. Doch der Versuch, Raubtiere wie Füchse oder Dachse vor die Linse zu bringen, blieb erfolglos.

«Ich habe viel über den Dachs erfahren - ein spannendes Tier», sagt Schülerin Lorina über den Schulstoff der letzten Wochen. Der gleichen Meinung ist Mitschüler Trishan, der Wissenswertes zu Schädel und Gebiss des Dachses den interessierten Anwesenden vermittelt. «Der Dachsbestand hat sich wieder erholt», so Christian Heeb. Zu Beginn der 1970er-Jahre wurde in der Schweiz eine gezielte Eliminierung im Rahmen der Bekämpfung gegen die Tollwut von Füchsen vorgenommen.

 

 

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