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Tag der Abrechnung

Aus dem schwarzen Buch des Samichlous

Er hatte seine Augen und Ohren überall, jetzt rechnet der Samichlous im BT mit den Seeländern ab. Für gute Leistungen gibt es Mandarinli, Nüssli erhält, wer auf gutem Wege ist. Und «So nicht!» meint er, wenn er die Rute zückt.

Bild: BT/a

Kenan Sahin - Raute

Das ist doch zum Mäusemelken! Da hast Du bereits vor zwei_Jahren meine Nerven strapaziert, als Du in Biel mit einem Millionen-Budget eine Eisbahn organisieren wolltest. Damals hast Du noch die Kurve gekriegt, letztlich mit kleineren Lebkuchen gebacken und die «Eisplanade» zum grossen Erfolg gemacht. Dafür gabs vom Samichlous denn auch ein Nüssli. Und was machst Du ein Jahr später? Du kommst wieder mit einem Millionen-Budget, fährst ein Riesendefizit ein und trägst damit die Marke «Eisplanade» zu Grabe. Nichts gelernt, ist der Samichlous geneigt zu sagen, vielleicht hilft ja die Rute. Immerhin wird Deine an sich tolle Idee der Eisbahn nun von anderen fortgeführt. An den Ideen hat es bei Dir ja auch nie gemangelt. Wohl aber bei der Umsetzung.

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Hans Werder - Nüssli

Ein Satz prägte die Berichterstattung über den Runden Tisch zur Westastumfahrung in Biel:_Über Inhalte ist in der letzten Sitzung noch nicht gross diskutiert worden! Viel mehr haben Westastgegner und Westastbefürworter während Monaten Spielregeln, ein Arbeitsprogramm sowie einen Zeitplan verabschiedet und dabei, wie auch Du festgestellt hast, viel Zeit mit der Besprechung von Details verloren. Erst in den letzten Wochen hat der Dialogprozess Fahrt aufgenommen. Lieber Hans, Du als unabhängiger Leiter des Prozesses hast die Geduld bisher nicht verloren.
Es besteht auch dank Dir Hoffnung, dass bis Ende Juni 2020 eine Lösung in der Kontroverse um den Westast gefunden wird. Dafür gibts vom Samichlous ein grosses Nüssli.

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Thomas Hirschhorn - Mandarinli

Thomas, Du Soldat! Manche Bielerinnen und Bieler hätten dich gerne vom ersten Tag an mit der Rute vom Bahnhofplatz vertrieben. Nun, ich könnte das gar nicht mehr tun, weil seit ich auf der Robert-Walser-Sculpture war, ist meine Rute verschwunden. Eine gewisse Lady Xenia soll sie verwechselt haben. Dass man mich auf der Sculpture mit «Parzival» ansprach, kam mir hingegen ganz gelegen, so blieb ich unerkannt. Doch schien mir tatsächlich, Du habest mit Deinem Werk nicht nur womöglich Kunstgeschichte geschrieben, indem Du das «Museum der Zukunft» aufstelltest, sondern Du hast der Stadt ein grosses Geschenk gemacht. Ich weiss, Du bist kein einfacher, aber für das, was die Sculpture in Bewegung gebracht hat, sag’ ich schlicht: Das Mandarinli ist verdient.

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Fans des EHC Biel - Raute

Eigentlich, liebe Fans des EHC Biel, steht Eure Loyalität ausser Frage. An die Heimspiele kommt ihr in Scharen, und an den Auswärtsmatches kann das Team auch auf Eure Unterstützung zählen. Die Choreos der «Tribune Sud» verleihen der sonst grau in grau erscheinenden Tissot Arena Farbe. Trotzdem rüge ich Euch mit einer Rute; und die geht nicht bloss an die Fans auf der Stehrampe. Alle unter Euch, die der Partie gegen Augsburg ferngeblieben sind, gilt diese Schelte. Ihr habt es den gegnerischen Fans ermöglicht, dass sie in der Fremde in den Genuss eines Heimspiels kamen. Und dass ein paar Rüpel mit Prügeleien dem Ruf von Euch allen schaden, hat mich besonders geärgert. Ich weiss, dass ihr das besser könnt, «Ici c’est Bienne!»

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Anna Tanner - Mandarinli

Meine Frau sagt, Du hast stellvertretend für das Bieler Frauenstreikkollektiv ein Mandarinli verdient, liebe Anna Tanner. Und ja, sie hat Recht. Seit dem 14. Juni ist mir einiges klar geworden. Damals hat meine Frau zuhause alles stehen und liegen lassen. Die Backstube musste ich selbst reinigen, die Lunchbox für den Schmutzli blieb leer, und mein Bart sah aus wie eine verfilzte Wolldecke. Meine bessere Hälfte fordert jetzt mehr Anerkennung, einen Lohn und gute Sozialleistungen. Und: Sie möchte Entscheidungsträgerin sein, quasi an meiner Stelle, wenn ich Ruten, Nüssli oder Mandarinli verteile – natürlich zum selben Lohn. Für mich die Chance, meine Work-Life-Balance zu überdenken, einen Gang herunterzuschalten und mich meinem Hobby, der Rentierzucht, zu widmen.

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Simona Aebersold - Mandarinli

Im letzten Jahr habe ich Dir ein Nüssli gegeben und versprochen, dass Du bald auch ein Mandarinli erhalten würdest, wenn Du so weitermachen würdest. Nun, Du hast es Dir redlich verdient. Mit eisernem Willen und viel Disziplin hast Du Dich auf Deine erste Weltmeisterschaft bei der Elite vorbereitet. Prompt hast Du mehr Medaillen gewonnen, als es viele starke Läuferinnen in der gesamten Karriere getan haben. Dreimal bist Du an den Start gegangen und dreimal bist Du am Schluss auf dem Podest gestanden. Nur ganz wenig hat gefehlt, und Du hättest als 21-Jährige gleich den ersten Titel geholt. Dem hast Du jedoch nicht nachgetrauert. Schliesslich hast Du noch viel Zeit, auch dieses Ziel zu erreichen.

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Daniel Meilli - Raute

Ich habe geblättert und geblättert in meinem dicken Buch, aber eine Geschichte wie die vom diesjährigen Vibez-Festival hab ich also nicht gefunden. In höchsten Tönen hast Du das Vibez angekündigt, mit der ganz grossen Kelle angerührt, von neuen Technologien erzählt, einer grossen Fluggesellschaft als Partner und einem Engagement an der Weltausstellung in Dubai. Und was kam heraus? Frisierte Besucherzahlen, ein PR-Debakel um Emirates, ein mutmassliches Millionenloch, von dem niemand weiss, wer es trägt, und frühere Mitstreiter im Hintergrund hast Du in Deinem Höllenritt einfach am Wegrand entsorgt. Was ist eigentlich mit dem angekündigten Neuanfang? Man hat seither nichts mehr vom Vibez gehört – ich glaub’, es wär ganz gut, das bliebe auch so.

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Gianna Strobel - Mandarinli

Du bist dieses Jahr das Bieler Gesicht für eine ganze Generation geworden. Für eine junge Generation, die ihre Zukunft mitgestalten will, frech ist, gerne laut wird, die Schule schwänzt, um Forderungen zu stellen. Forderungen, die von so manchen Erwachsenen belächelt wurden: Den Klimanotstand ausrufen, die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 auf Null reduzieren. Ersteres hat der Bieler Stadtrat getan. Letzteres liegt nun unter anderem in den Händen des neugewählten Nationalrats. Zu dieser Wahl hast Du, liebe Gianna, und die gesamte Klimajugend einen Teil beigetragen: Die Grünen brillierten. Von Kritik hast Du dich nicht unterkriegen lassen, bist vorangegangen, warst mutig. Dafür möchte ich Dir danken.

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Christoph Neuhaus - Nüssli

Der Herr Baudirektor des Kantons Bern... Wir sehn’ uns hier nicht zum ersten Mal, oder? Ich blättere mal nach:_Autobahn, Gampelen... Rute letztes Jahr, Rute 2016... die Mandarinli-Quote könnte besser sein. Aber item. Was freut sich Biel doch auf den neuen Campus, und die Fachhochschule sehnt ihn regelrecht herbei. Aber nichts geht. Dass der Querulant mit seinem Abbruchhaus schwierig tut, dafür kannst du nichts. Doch dass sich keine Baufirma imstande sieht, «Trèfle» zu den vorgegebenen Kosten aufzustellen, dürfte auch in der Verantwortung Deiner Direktion liegen. Immerhin: Mit einem Gutachten lässt du dies nun abklären. Wenn Du daraus lernst und zuhause brav beim Abwasch hilfst, reichts nächstes Mal vielleicht zur Fruchtpremiere.

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Christian Stucki - Mandarinli

Oh, wie haben wir gehofft, gebangt und gezittert um Dich, an diesem schönen August-Wochenende. In Zug sollte Deine Stunde schlagen, endlich, endlich, die Schweiz – ok, nicht die Innerschweiz – wollte Dich als König sehen, als Schwingerkönig. Du warst an diesem Samstag und Sonntag in einer anderen Welt, in Deiner, fokussiert auf das, was Du erreichen wolltest, im siebten Anlauf seit 2001. Fast 60 000 Zuschauer schauten auf Dich, verfolgten Deine Schritte in die Arena, zum Brunnen, in den Sägemehlkreis. Du hast allem Druck standgehalten, gezeigt, dass die Berner noch immer eine Macht sind und das Seeland stolz sein kann, einen Schwingerkönig in den Reihen zu haben. Bravo Chrigu, jetzt drücke ich Dir noch die Daumen zum Sportler des Jahres.

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Beatrice Simon - Raute

Selbst der Samichlous hätte nicht damit gerechnet. Eine so beliebte Politikerin schaffte es im ersten Wahlgang an den Ständeratswahlen vom 24. Oktober nur auf den vierten Platz. Dass Du dann beim zweiten Wahlgang nicht mehr angetreten bist, hatte auch mit der SVP und der FDP zu tun, die Dich dazu gedrängt haben. Trotzdem: Der Samichlous steht nicht so sehr auf Zickzack-Kurs. Zuerst wolltest Du nur für den Ständerat antreten, dann versichertest Du plötzlich, dass Du auch in den Nationalrat einziehen würdest. Am Ende dann nochmals eine Richtungsänderung: Beatrice Simon bleibt Regierungsrätin. Damit hast Du viele Wähler enttäuscht, die Dich beim Wort nahmen. Und dafür gibt es eine Rute, die eine klare Sprache spricht.

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Marynelle Debétaz - Nüssli

Oh Marynelle, Dein Klientel ist hocherfreut übers erste Jahr im Nebia Theater-Spa! Sie kommen in Deinen «Palast» – ganz ohne Palace sind sie gerne Gast. Pilgern her von nah und fern, haben Produktionen und Sitzmöbel gern. Französisch wird gespielt, gehüpft und gesungen – das alles ist meistens ziemlich gelungen. Und deutsch untertitelt gar einige Mal, dann kommen auch Dütsche, das ist ja wohl klar. Die Akustik ist der Hammer, Deine Haare sind es auch: ob Rubinrot, Kupfer oder Pink mal auch. Drunter hast Du Köpfchen und ein Liz in Jus. Und auch nach zehn Jahren ist noch lang noch nicht Schluss. Die Dirèctrice tut niemals rasten und braucht sicher nicht zu fasten. Drum gibt’s heut ne Nuss mit Schoggi-Guss, das ist das Mindeste – und nen Kuss.

Stichwörter: Samichlous

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