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Biel/Nidau

Ausflügler sind nicht willkommen

Auf Ostern hin schränken auch Biel und Nidau den Zugang zum See ein. Offen bleiben zwar Strandboden 
und Hundemätteli, aber alle Parkplätze in Seenähe gehen zu – und auch das Strandbad.

Bild: bt/a

Am vergangenen Wochenende tummelten sich bei schönstem Wetter viele Menschen am Bieler und Nidauer Seeufer. Darunter viele angereiste Ausflügler – entsprechend überfüllt waren die Parkfelder. Am Osterwochenende soll sich das nicht wiederholen. Die Städte Biel und Nidau haben Massnahmen ergriffen: Das Seebecken bleibt zwar zugänglich, alle Parkplätze in unmittelbarer Wassernähe werden aber gesperrt. Auch der grosse Spielplatz am Bieler Strandboden bleibt vorerst geschlossen, Sportgeräte wie Basketballkörbe oder Fussballtore werden abmontiert. Die Botschaft: Ausflügler sind derzeit nicht willkommen. Und Kinder und Jugendliche sollen die Abstandsregeln besser einhalten.

Während im ganzen Land beliebte Ausflugsziele aus Angst vor grossen Menschenansammlungen geschlossen werden und der Kanton Bern bei zu grossem Osterandrang gar mit Strassensperrungen droht (siehe auch Zweittext), ist eine komplette Sperrung des Seezugangs für die Bieler und Nidauer Behörden also weiterhin kein Thema. «Unser Auftrag ist, dafür zu sorgen, dass die Abstandsregeln eingehalten werden können», sagt Sandra Friedli (SP), Sicherheitsvorsteherin der Stadt Nidau. «Wenn wir nun damit beginnen, einzelne Bereiche im öffentlichen Raum abzusperren, riskieren wir nur, dass die noch zugänglichen umso stärker frequentiert werden.» Biels Sicherheitsdirektor Beat Feurer (SVP) pflichtet bei: «Man soll zuhause bleiben, wenn es geht. Aber rausgehen ist nach wie vor nicht verboten und auch nicht grundsätzlich schädlich, solange die Verhaltensregeln eingehalten werden. Das ist ein Spannungsfeld, in dem wir uns bewegen.»

Kein Velotransport mehr

Statt zu verbieten, wollen Biel und Nidau die Nutzung des öffentlichen Raums für die lokale Bevölkerung besser lenken. Um Ausflügler, die zuletzt auch aus angrenzenden Kantonen kamen, vorübergehend loszuwerden, sperren die beiden Städte die Parkplätze beim Gymnasium Biel-Seeland, bei der «Lago Lodge», beim Restaurant Capriccio, beim Barkenhafen, beim Fussballplatz des FC Nidau und bei der Nidauer Badi.

Auch die Bieler Verkehrsbetriebe versuchen, ihr Angebot für Ausflügler unattraktiver zu gestalten. Sie transportieren ab heute mit der Magglingen- und Leubringenbahn keine Velos mehr und fordern von der Bevölkerung, auch auf sonstige Ausflugsfahrten zu verzichten. Die Strasse auf den Bözingenberg bleibt zudem geschlossen. Dass Biel und Nidau Besuchern derzeit signalisieren, dass sie nicht willkommen seien, hat auch mit dem teils deutlich rigoroseren Vorgehen anderer Städte und Gemeinden zu tun. Deren Bevölkerung soll für den Spaziergang oder die Grillade nicht an den Bielersee ausweichen. Feurer sagt: «Wir wollen nicht das Auffangbecken für andere Gemeinden werden.»

«Das Risiko war mir zu gross»

Nur: Während Biel und Nidau die Bevölkerung am See weiter gewähren lassen, handelt ausgerechnet die CTS SA, eine Tochterunternehmung der Stadt Biel, komplett anders. Sie macht beim Bieler Strandbad ab heute die Schotten dicht. Damit ist ab sofort ein grosses Areal am See nicht mehr öffentlich zugänglich – obschon die Badesaison im Strandbad erst im Mai beginnen sollte. Annette Douillet, seit Anfang Jahr Geschäftsführerin bei der CTS, sagt: «Das Risiko war mir zu gross.» Als Pächterin des Strandbads sei die CTS verantwortlich, dass die Vorgaben des Bundesrats auf dem Gelände eingehalten würden; diese seien aber vor allem am Wochenende zu oft missachtet worden.

Doch wieso ordnet ausgerechnet ein stadteigenes Unternehmen Massnahmen an, die der städtischen Strategie am See diametral widersprechen? Tatsächlich war es sogar die Stadt Biel selbst, die der CTS-Geschäftsführerin zur Schliessung geraten hatte. Allerdings nicht wegen der Sorge von Douillet, dass die Regeln in der Coronakrise im Bad nicht eingehalten würden. Sondern aus haftrechtlichen Gründen, wie Beat Feurer ausführt. Bei den warmen Temperaturen lockt allenfalls bereits das Wasser, auch für Kinder; ein Bademeister ist aber erst ab der Saisoneröffnung im Mai vor Ort. «Unter diesem Aspekt», sagt Feurer, «kann ich die Schliessung nachvollziehen.» Auch Douillet bestätigt, dass die Gefahr von Badeunfällen die Schliessung begünstigt habe. Hauptgrund bleibe aber das Coronavirus. «Das kann als Restriktion wahrgenommen werden», sagt sie, «aber es geht einzig um den Schutz der Bevölkerung.»

Nicht nachvollziehen kann das der Bieler Ingenieur Marc Giraudi. Er hatte sein Homeoffice ins Strandbad gezügelt und war, wie er sagt, die letzten beiden Wochen jeden Tag vor Ort. Über die bevorstehende Schliessung wurde er vom Hafenmeister unterrichtet. Giraudi ärgert sich: Im Strandbad sei alles «extrem zivilisiert» abgelaufen, die Leute hätten mehrere Meter Abstand gehalten. Die Schliessung hält er deshalb für «Aktivismus, der nichts bringt». Lino Schaeren

Stichwörter: Ostern, Biel, Strandboden

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