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„Krawattenzwang“

Biel ist (auch) München – München ist Biel

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Biel ist (auch) München – München ist Biel.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Der private Ausflug in die Weltstadt München – angesagt ist Konzertbesuch, Fussball und Oktoberfest. Alles «massentaugliche» Freizeitaktivitäten von Herr und Frau Jedermann. Und alles in der 1,5-Millionen-Einwohner-Metropole innerhalb kurzer Zeit zu erleben – von uns aus bequem in wenigen Stunden per Flug, per Bahn oder per Auto zu erreichen. Als «Provinzler» aus dem Seeland staunt man, was eine Grossstadt an Unterhaltungsmöglichkeiten zu bieten hat – und wie die Besuchermassen offensichtlich problemlos geschluckt und verdaut werden können.

Als Bielerin oder als Bieler ist man aber auch in der bayerischen Landeshauptstadt nicht Niemand. Sie staunen mit mir, wie «einfach» man scheinbar weit weg von zu Hause auf bekannte oder auf bislang unbekannte, aber jetzt kennen gelernte Gesichter trifft.

Es beginnt beim Besuch des (kurzen) Auftritts von Bastian Baker, der im Vorprogramm der kanadischen Pop-Diva Shania Twain eine gute Figur macht und als unbekannter Schweizer die geschätzten 6000 Besucher in der Olympiahalle rasch überzeugt. Baker gibt sich nach dem Konzert volksnah und beim persönlichen Autogramm-/Selfietreff kommen sich auch die anwesenden Seeländerinnen und Seeländer näher. Erwähnt man im Gespräch mit dem Romand seinen geglückten Auftritt im Sommer 2017 am Stars of Sounds in Aarberg, ist das Eis gebrochen und die anderen wartenden Fans müssen hinten anstehen. Region first also auch in München. Andere Angereiste aus dem Seeland geben sich zu erkennen und die Kontakte sind geknüpft.

Weitere Begegnungen gibt es dann auf zufällige, aber doch bemerkenswerte Art: Die U-Bahn in Richtung Allianz-Arena zum FC Bayern München, der bekanntlich genau an diesem Abend «versagt», ist wahrlich vollgepfercht. Die eroberten Sitzplätze werden geteilt mit – raten Sie – Besuchern aus der Agglomeration Biel. Es gibt auch in unserer Region Besitzer von Saisonkarten, die den Seeländer Geist regelmässig nach München tragen. Ein Hallo eines Bekannten auf dem eigentlich überfüllten Marienplatz zeigt letztlich deutlich: Biel ist (auch) München – München ist Biel.

Weniger Parallelen gibt es (zum Glück) mit Blick auf die baulichen Entwicklungen der Grossstadt: In den Aussenquartieren werden Neubauten nach fixem Modell hochgezogen. Neben den Schnellstrassen, die mitten durch die Stadt führen, entstehen in einer ersten Reihe vorwiegend Büroräume, dann in einer zweiten Reihe ziemlich steril wirkende Wohnquartiere. Nebenan sind es dann Einkauf- und Freizeitsilos, die die Spiele der Stadtplaner ergänzen.

Da ist mir das wirbligere Stadtleben bei uns lieber – Nähe und Durchmischung ergeben ein lockeres Neben- und Miteinander. Das ist zwar nicht so effizient und so wirtschaftstauglich wie in München, aber umso sympathischer.

Zum Wirtschaftlichen: Wer glaubt, dass in den neuen modernen Quartieren günstiger Wohnraum entsteht, wagt einen Blick in die Anzeigen. Für eine moderne Vierzimmerwohnung ist in München mit Kosten von einer Million Euro zu rechnen...


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

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