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Nationalfeiertag

«Biel ist ganz normal»

Rund 80 Gäste haben die offizielle 1.-August-Feier der Stadt Biel in Vingelz besucht. Die Redner warfen einen Blick auf die Geschichte und einen in die Zukunft - und wollten sich den einen oder anderen Seitenhieb nicht verkneifen.

Fabian Engel, Präsident der Sektion Biel-Seeland des Handels- und Industrievereins. Copyright: Matthias Käser / Bieler Tagblatt

von Jacqueline Lipp

Zum vierten Mal führte die Stadt Biel ihre offizielle 1.-August-Feier in einem Quartier durch. Diesmal am Hafen von Vingelz, wo sich am frühen Freitagabend gegen 80 Bielerinnen und Bieler einfanden, unter ihnen Stadtratspräsident Daniel Suter (PRR), Gemeinderätin Barbara Schwickert (Grüne) oder Grossrat Peter Moser (FDP). Begrüsst wurden sie von Anton Lienhard, dem Präsidenten des Quartierleists, der sich freute, dass Vingelz als Gastgeber auserkoren wurde.

 

«Nicht auf jeder Stadtkarte»

Lienhard blickte zurück auf das Jahr 1900, als Vingelz mit Biel fusionierte, mitunter wegen eines «eklatanten Mangels an Licht- und Wassereinrichtungen» im Dorf. Vingelz hat seither wohl nicht nur von den Brunnen und Hydranten profitiert, die Biel vor Ort errichtete. Doch Lienhard wies darauf hin, dass der Zusammenschluss auch Biel nützte und immer noch nützt, «die Finanzdirektorin beklagt sich wohl kaum über die guten Steuerzahler bei uns».

Vingelz zähle nur 820 Einwohner und wachse angesichts des mangelnden Platzes kaum mehr. Laut Lienhard vielleicht mit ein Grund, warum Vingelz manchmal nicht genügend Beachtung finde - ja, manchmal gar nicht auf der Karte der Stadt auftauche, sagte er in einem freundschaftlich-ironischen Ton.

Stadtpräsident Erich Fehr (SP) nahm den Ball auf und konterte spielerisch: Eben erst habe die Stadt neun Millionen Franken in den Seeuferweg im Bereich Beau-Rivage investiert. Ihm sei allerdings bewusst, dass zum Beispiel der Verkehr auf der Neuenburgstrasse das Quartier beschäftige. «Probleme werden sofort gelöst, Wunder dauern etwas länger», sagte Fehr.

 

Biel in 20 Jahren: Realisierbare Vision oder Utopie?

Hauptredner der Veranstaltung war Fabian Engel, Präsident der Sektion Biel-Seeland des Handels- und Industrievereins (siehe BT vom Freitag). Er lud die Anwesenden zu einer Reise in die Zukunft ein: Man schreibt das Jahr 2035, Biel ist soeben zum lebenswertesten Stadtzentrum der Schweiz ausgezeichnet worden, mit Fachgeschäften in der ganzen Innenstadt und einem Hotel Elite, «das wieder einem Bieler Unternehmer gehört», sagte Engel und erntete viele Lacher aus dem Publikum. Vom Zentrum fährt ein unterirdisches Tram in die Tissot Arena, die auf 10'000 Plätze ausgebaut wurde, weil der EHC Biel zehnfacher Schweizer Meister ist. «Kann ein solches Biel Realität werden oder bleibt es eine Utopie?», fragte Engel.

Frage er nach dem aktuellen Zustand der Stadt, erhalte er oft negative Antworten. Ein regelrechtes «Biel-Bashing» werde teils betrieben, etwa in den Onlinekommentaren, manchmal aber auch in den Medien. Die Fakten sprechen laut Engel indes eine andere Sprache: Biel wachse, biete viele Arbeitsplätze und die Kriminalitätsrate sei durchschnittlich - «egal, was die Miesmacher sagen». Sich beim Stadtpräsidenten entschuldigend, sagte er: «Biel ist eine ganz normale Stadt, mit ihren Problemen und Erfolgen.»

Seine Rede endete in einem Plädoyer für das persönliche Engagement, für eine positive Einstellung und eine gemeinsame Vision - was grossen Applaus auslöste. Zum Abschluss spielte die Musikgesellschaft Mett-Madretsch die Nationalhymne. Manch einer der Anwesenden schien sich Engels Rede zu Herzen genommen zu haben. Mit viel Begeisterung sangen die Gäste alle vier Strophen.

Kommentare

Gulliver

Das mit den Fachgeschäften in der Innenstadt im Jahr 2035 ist ja sehr sarkastisch. Wie sollen die überleben mit immer weniger Parkplätzen? Biel wachse sagt ja auch immer der Stapi mit stolz. Doch mich würde interessieren WAS für Leute nach Biel ziehen? Gute Steuerzahler oder Sozialhilfeempfänger? Biel-Bashing existiert gar nicht. Es ist einfach die nackte Wahrheit, aber die zu akzeptieren fällt wohl immer noch vielen schwer. Das sieht jeder der nach Ladenschluss mal über den Zänti läuft. (Zänti steht für Zentralplatz, für alle Zugezogenen).


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