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Biel

Biel will zur Energie-Elite gehören

Zum dritten Mal ist die Stadt Biel mit dem Label Energiestadt ausgezeichnet worden. Auch dank dem Wasserkraftwerk Hagneck und dem Solarkraftwerk auf der Tissot Arena. Um den angestrebten Gold-Status zu erreichen, gibt es allerdings noch viel zu tun.

Daniel Büchel, Vizedirektor des Bundesamtes für Energie, übergibt Barbara Schwickert, Direktorin Bau, Energie und Umwelt, das Label Energiestadt. Bild: Peter Samuel Jaggi
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von Carmen Stalder

Strom aus dem Wasserkraftwerk, umweltschonende Elektroautos, eine Holzschnitzel- oder Pelletheizung: Eine nachhaltige Energie-, Verkehrs- und Umweltpolitik hat viele Facetten. 79 Massnahmen beinhaltet das energiepolitische Programm, das die Stadt Biel seit einigen Jahren erfolgreich verfolgt.

Nach den Jahren 2008 und 2012 ist Biel diesen Monat zum dritten Mal mit dem Label Energiestadt ausgezeichnet worden, für die Bestrebungen nach einer nachhaltigen Energiepolitik und einem respektvollen Umgang mit der Umwelt. Im Vergleich zur letzten Zertifizierung konnte die Stadt sogar mit einem besseren Ergebnis abschliessen, es wurden also noch mehr Massnahmen für eine grüne Stadt realisiert oder beschlossen.

So erfüllt Biel derzeit 69 Prozent der möglichen Massnahmen. Vor vier Jahren waren es erst 58 Prozent – eine Steigerung von mehr als zehn Prozentpunkten. «Diese Steigerung ist ein grosser Sprung», sagt Barbara Schwickert stolz. Die grüne Gemeinderätin ist Direktorin für Bau, Energie und Umwelt sowie Präsidentin des Trägervereins Energiestadt.

Strom aus der Region

«Das Energiestadtlabel ist kein Diplom, das man sich im Büro aufhängt, und dann war es das», sagt Schwickert. Vielmehr sei es eine Anerkennung für ein langfristiges Engagement, das auch in Zukunft fortgeführt werden soll. «Hinter dem Label steckt viel Knochenarbeit», ergänzt Daniel Büchel, Vizedirektor des Bundesamtes für Energie. So wurden in den letzten Jahren viele grössere und kleinere Projekte umgesetzt, die nun der erneuten Zertifizierung angerechnet worden sind.

Am meisten mit Stolz erfüllen Schwickert gleich zwei grosse Bauwerke: Das neue Wasserkraftwerk Hagneck, das Strom für rund 30000 Haushalte produziert. Und das Solarkraftwerk auf der Tissot Arena, welches weltweit das grösste seiner Art auf einem Sportstadion ist. «Es ist toll, dass wir bei uns in der Region eigene Produktionsanlagen haben», so Schwickert.

Neben diesen beiden Schritten Richtung nachhaltige Energiepolitik wurden viele weitere Projekte realisiert:
•Mit der Umstellung der Strassenbeleuchtung auf LED-Lampen konnte der Energieverbrauch gesenkt und die Lichtverschmutzung vermindert werden.
•Die Stadt verfügt im Bahnhof- und Kongresshausparking über Ladestationen für Elektroautos, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden.
•Im Herbst 2014 wurde der Wärmeverbund Battenberg in Betrieb genommen. Rund 45 Liegenschaften im Quartier Mett beziehen lokal produzierte, erneuerbare Wärme ab der neuen Heizzentrale.
•Wenn die Verwaltung ein neues Fahrzeug benötigt, soll dies wenn immer möglich strombetrieben sein.
•Der Bieler Gemeinderat hat für die Spezialfinanzierungen «Energiestadt» und «Langsamverkehr» fünf Millionen Franken gesprochen.
•Biel hat den Verein Solarplattform Seeland mitgegründet, welcher die nachhaltige Energieproduktion aus Solaranlagen im Seeland fördert.
•Am Tag der Sonne, der am7. Mai in in Biel stattgefunden hat, erhielt die Bevölkerung Einblicke in die Solarenergie.

Schulhäuser geben Abzug

Obwohl in den letzten Jahren viele Massnahmen umgesetzt worden sind, besteht weiterhin Optimierungspotenzial. Dies vor allem in den Bereichen «Versorgung, Entsorgung» sowie «Kommunale Gebäude, Anlagen». Darunter fallen insbesondere die sanierungsbedürftigen Schulhäuser wie Champagne, Platane und Dufour.

Hier will die Stadt Biel den Gebäudestandard 2015 durchsetzen. Das heisst unter anderem, dass Gesamterneuerungen den Minergie-Standard erreichen müssen oder dass der Wärmebedarf mit Energie aus erneuerbaren Ressourcen gedeckt wird.

Das erklärte Ziel des Bieler Gemeinderats und Stadtrats ist es nun, bis 2020 das Label Energiestadt Gold zu erreichen. Dafür muss die Stadt mindestens 75 Prozent der möglichen Massnahmen erfüllen – es fehlen also noch 6 Prozentpunkte. «Die ersten Prozente zu erreichen ist immer einfacher», sagt Schwickert. «Jetzt wird es schwierig.»

Das Goldlabel zu bekommen, sei grundsätzlich ein realistisches Ziel. Es bedürfe allerdings Anstrengungen in allen Massnahmenbereichen, damit die Anforderungen erfüllt werden könnten. «Ich bin überzeugt, dass wir das Ziel erreichen, wenn wir den eingeschlagenen Weg weiterverfolgen», sagt Schwickert.

Das Ziel ist die oberste Liga

Der sogenannte European Energy Award Gold ist die höchste Auszeichnung für Energiestädte. Von den über 400 zertifizierten Städten in der Schweiz tragen weniger als 10 Prozent das Gold-Label. «Wir würden damit in die oberste Liga aufsteigen», sagt Schwickert.

Doch was für einen Nutzen zieht eine Stadt aus dieser Auszeichnung? Es sei mehr als eine positive Ausstrahlung gegen aussen, meint Schwickert. Ein Ansporn, sich in der Energiepolitik immer weiter zu verbessern.
Der Trägerverein Energiestadt zählt verschiedene Aspekte auf, die sich dank klugem Energiemanagement verbessern würden: Höhere Lebensqualität, mehr Arbeitsplätze, bequemere Mobilität, bessere Dienstleistungen und eine zielgerichtetere Energie- und Klimapolitik.

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Das Energiestadt-Label
- Wer das Energiestadt-Label will, muss zeigen, was im Energiebereich bereits geleistet wird. Danach wird festgelegt, wo Potenzial besteht.
- Wenn die Gemeinde 50 Prozent der vereinbarten Massnahmen umsetzt, darf sie sich Energiestadt nennen. Die Stadt Biel erreicht aktuell 69 Prozent.
- Wenn sie 75 Prozent erreicht, erhält sie das Gold-Label.
- Alle vier Jahre wird geprüft, ob die Kriterien noch erfüllt sind.
- Das Energiestadt-Label wurde in der Schweiz entwickelt und inzwischen in vielen Ländern kopiert.

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