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Biel

Bieler Theater in neuem Kostüm

Die Theaterstiftung Spectacles français heisst neu Nebia. Auch der renovierte Theatersaal Palace wird nach der Neueröffnung diesen Namen tragen. Am Montag wurde das Programm für die Saison 2018-2019 vorgestellt.

Tanz und untertiteltes Theater: Nebia setzt neu auch auf deutschsprachiges Publikum, nicht nur in Tanzinszenierungen, für die die Bühne viel Platz bietet (hier «Boutelis» von der Compagnie Lapsus). Bild: Lighuen Desanto / zvg

Didier Nieto/pl

Am 20. September beginnt die neue Theatersaison. Auf dem Spielplan stehen vielversprechende Premieren. Die ehemaligen Spectacles français treten unter ihrer neuen Identität Nebia als zweisprachiges Theater auf. Ab Dezember wird der frühere Theatersaal Palace nach umfassender Renovierung ebenfalls den Namen Nebia tragen. «Es wird Neuerungen geben, aber unsere Begeisterung für die Bühnenkunst bleibt dieselbe wie immer», so Leiterin Marynelle Debétaz. Am Montag lud die Theaterleitung zur Präsentation des reichhaltigen Spielplans ins Farelhaus.

Nebia bietet nicht nur Theateraufführungen, sondern auch Tanz, zeitgenössischen Zirkus, Konzerte, Opern oder Comedy-Shows. «Wir wollen sowohl klassische als auch zeitgenössische Werke aufführen. Einige Darbietungen sind von leichter Art, andere regen zum Nachdenken an.» Bis zum Frühling stehen rund 50 Aufführungen auf dem Programm, die meisten davon sind Premieren.

 

Wieder grosses Spektakel
Nach Notlösungen während der Umbauzeit kommt mit der Neueröffnung des Nebia-Saals ab Dezember wieder grosses Spektakel mit aufwändiger dramaturgischer Gestaltung und vielen Schauspielern auf die Bühne.

Zur Einweihung wird das Spektakel «Eins Zwei Drei» aufgeführt. Zwischen dem 6. und 8. Dezember sind drei Vorstellungen geplant. Martin Zimmermann, der Regisseur, gelte als «einer der Grössten der Schweizer Bühnenkunst, dessen Inszenierungen weltweite Bekanntheit erlangt haben», sagte Debétaz. Auf der Bühne werden drei skurrile Clowns ein regelrechtes Feuerwerk aus Zirkus, Tanz und Theater liefern.

 

Theater im Museum
Nebia wird auch drei Aufführungen ausserhalb seiner neuen Räumlichkeiten anbieten. Debétaz ist überzeugt, dass ein gelegentlicher Wechsel an unübliche Standorte «eine besondere Nähe zwischen den Darstellern und dem Publikum fördert». Erfahrungen dieser Art hätten «schöne Begegnungen» möglich gemacht. Allerdings braucht es noch ein wenig Geduld, bis das Theater ein derartiges Gastspiel gibt: Die erste Vorstellung ausser Haus ist am 9. und 10. März im Neuen Museum Biel geplant.

Nebia wird wie bisher auch im Théâtre de Poche Vorstellungen geben, das neu Nebia poche heisst. Dort werden vor allem Konzerte und Stücke mit kleinerer Besetzung aufgeführt. Zur Eröffnung der Saison steht am 20., 21. und 22. September «D’amour et d’aventure» des Bieler Ensembles Deva auf dem Programm. «Die lokale Theaterproduktion liegt uns am Herzen, und wir wollen dieser Sparte auch Raum geben», so Debétaz.

Nebia bleibt sich treu und wird auch Veranstaltungen im öffentlichen Raum anbieten. Das erste dieser Spektakel heisst «116th Dream», es findet am 22. September statt (siehe auch Text unten). Zudem nimmt Nebia die Tradition des «Midi, théâtre!» wieder auf: Zur Mittagszeit kann man im Theater essen und dabei eine Vorstellung ansehen.

 

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Nebia öffnet sich dem Deutschen: Tanz, Zirkus und theatrale Untertitelungen

Der Neubeginn des französischen Theaters als Nebia bringt auch eine Öffnung hin zum Deutschsprachigen. So werden in der kommenden Saison sechs französische Theaterstücke mit deutschen Untertitelungen angeboten. Namentlich «Winterbegräbnisse», «Le dernier Métro», «Die Grönholm-Methode», «Die Marquise von O» (Kleist), «Frida Kahlo, Selbstporträt einer Frau» und «Der goldene Drache». Sechs Tanz- und Zirkustheaterstücke sind ebenfalls programmiert.

Den Auftakt machen die «Winterbegräbnisse» am 15. Dezember. Hier gilt es, zugleich eine Hochzeitsfeier und eine Beerdigung über die Bühne zu bringen. Die «Grönholm-Methode» des katalanischen Autors Jordi Galceran feierte 2012 im Bieler Stadttheater deutsche Premiere. Das Stück über groteske Entmenschlichung in der modernen Arbeitswelt wird in der Nebia-Version von Julien Schmutz inszeniert. Die Aufführung ist am 26. Februar.

Dass auch die Kleist-Novelle «Die Marquise von O» auf Französisch dargeboten wird, mutet eigentümlich an. Man darf hingegen gespannt sein, wie der Psychothriller über die rätselhafte und skandalöse Schwangerschaft der achtbaren Marquise unter der Regie von Nathalie Sandoz dargeboten wird (19. März). Am 30. April ein Stück für Fans der exzentrischen Mexikanerin Frida Kahlo. Es lässt ein Kahlo-Universum, musikalisch untermalt, entstehen, poetisch wie humorvoll. Den Abschluss macht ein deutschsprachiger Text. Roland Schimmelpfennigs «Der goldene Drache» (Uraufführung 2009) dreht sich um das gleichnamige China-Vietnam-Thai-Schnellrestaurant. Hier wird in der winzigen Küche einem Chinesen ohne Aufenthaltsgenehmigung ein schmerzender Schneidezahn mit der Rohrzange gezogen. Enttäuschte Sehnsüchte und Erwartungen ballen sich im Mikrokosmos eines Mietshauses. Und dann gibt es natürlich auch noch die Tanzstücke, wie «116th Dream» als Gratisspektakel auf dem Zentralplatz, dargeboten am Samstag, 22. September, um 11 und um 15 Uhr. Sozusagen die Stimme Bob Dylans anhand zweier Körper mit Gitarrenbegleitung. Traumhaft und absurd.

Unter den Tanzstücken hervorzuheben wäre das Gastspiel des Jungen Theaters Basel. «What We Are Looking for» beschäftigt sich mit Gruppendruck und Identitätsfindung von Jugendlichen, zum Auftakt ein Song von «Noir Désir», womit sich die vorangegangene Generation angesprochen fühlen dürfte. Die Vorstellung findet statt am 4. April. Doch nun heisst es erst einmal, sich auf das Zirkus-Tanz-Theater-Spektakel zur Eröffnung zu freuen. Am 6. Dezember geht der Vorhang auf für die Einweihungsfeier, empfohlen für Zuschauer ab 10 Jahren.

Wer seinen Hunger damit nicht stillen konnte, dem sei das Mittagstheater vom 12. Dezember ans Herz gelegt, 12.15 Uhr. Dort wird neben dem Essen schnell mal die theatrale Version von «Un hiver à Sokcho» (Frank Semelet) der Robert-Walser-Preisträgerin Elisa Shua Dusapin angeboten. Sicherlich auch dies ein Leckerbissen im Kleide der Welt des Comics (32 Franken inklusive Essen). gau

Stichwörter: Biel, Theater, Nebia, Palace

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