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Biel

Bielersee-Winzer zeigen der Messe die kalte Schulter

An der Vinifera können ab heute Weine degustiert, verglichen und gekauft werden. Nur etwas fehlt an der Weinmesse praktisch gänzlich – die Weine der hiesigen Rebbäuerinnen.

An der Vinifera kommen Weinliebhaberinnen auf ihre Kosten. Susanne Goldschmid/A
von Carmen Stalder
 
In der Swiss Tennis Arena in Biel findet ab heute die 48. Vinifera statt. An 25 Ständen bieten Weinhändlerinnen und -händler aus der ganzen Schweiz während fünf Tagen ihre Tropfen zur Degustation an. Eine Ausstellerin fehlt allerdings bei dieser Ausgabe: die Weinbauregion Bielersee. An deren Stand haben die lokalen Winzerinnen und Winzer jeweils im Turnus ihre Weine vorgestellt. «Es haben sich schlicht keine Winzer angemeldet», sagt Redegonda Magri-Herceg von der Rebgesellschaft Bielersee. Sie habe den Stand ausgeschrieben und viel herumgefragt. Schliesslich sei die Vinifera eine gute Plattform, um die Region zu präsentieren.
 
Für die Absagen seien ihr verschiedene Gründe genannt worden: Die Swiss Tennis Arena als Standort sei nicht so beliebt, man verfüge über zu wenig Wein und der Stand sei zu teuer. Magri-Herceg bedauert die Abwesenheit der Weinbauregion – und hofft, dass es nächstes Jahr wieder klappt mit einer Teilnahme. Laut Messeorganisator Daniel Leuenberger kostet ein Laufmeter 1000 Franken für fünf Tage. Dass dies für die Bielersee-Winzer zu teuer ist, kann er nicht glauben – sie könnten sich ja die Kosten untereinander aufteilen. Der Inhaber der Werbeagentur Integral & Leuenberger hat die Messeleitung 2019 übernommen. Er zeigt sich enttäuscht über das geringe Interesse der hiesigen Produzenten. Als Präsident der Berner AOC-Kommission habe er sehr für die Messe geweibelt.«Ich bin höchst erstaunt, dass die Bielersee-Winzer nicht mitmachen. Ich würde ihnen gerne eine Plattform bieten.»
 
Erfolg für Lokales
 
Er habe viel Herzblut für den hiesigen Wein, so Leuenberger. Der Werber ist überzeugt, dass es nicht nur ihm so geht: An der letzten Ausgabe seien die Brüder Andrey aus Ligerz mit ihrem Stand sehr erfolgreich gewesen. «Wir haben 3000 bis 4000 Besucherinnen und Besuchern – und die wollen gerne den Wein von hier degustieren.»
 
Gabriel und Silvan Andrey sind auch dieses Mal wieder dabei. Neben der Domaine Angelrath aus Le Landeron sind sie die einzigen Bielersee-Winzer an der Vinifera. Gabriel Andrey bestätigt, dass an der Messe eine grosse Nachfrage nach lokalem Wein bestehe. Die Reaktionen der Besuchenden seien sehr positiv gewesen. «Ich wünsche mir, dass künftig mehr von uns dabei sind.»
 
Der Präsident der Rebgesellschaft Bielersee, Michael Teutsch, hat hierzu eine andere Meinung. Der Winzer aus Ligerz glaubt, dass sich viele Messebesucher vor allem für auswärtige Weine interessieren. «Der Bielerseewein war an der Vinifera zwar immer eine beliebte Anlaufstelle, die Verkaufszahlen waren jedoch mässig», so Teutsch. Übrigens habe es auch an der Berner Weinmesse keine lokalen Ausstellenden. Er verweist auf Winzerfeste, offene Weinkeller und Verkaufstage beim Winzer – dort könnten Weinliebhaberinnen direkt vor Ort an ihre Lieblingstropfen kommen.
 
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Vinifera 2021

  • 17. bis 21. November, Swiss Tennis Arena, Roger-Federer-Allee 1, Biel.
  • 25 Wein-Aussteller; Tapas von Norman Hunziker; Kaffee von der Bieler Rösterei Cafefaro.
  • Öffnungszeiten: Heute bis Freitag 16-22 Uhr, Samstag 14-22 Uhr, Sonntag 13-18 Uhr.
  • Eintritt: Zehn Franken.
  • Zutritt wird nur mit Covid-Zertifikat und Ausweis.
  • ÖV: Buslinie 1 bis Haltestelle Stadien oder Buslinie 2 bis Haltestelle Swiss Tennis.
 
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Kommentar

Die Hauptdarsteller fehlen
 
Die Bieler Weinmesse findet heuer praktisch ohne Bielersee-Winzerinnen statt. Das ist bedauerlich – würde die Vinifera den hiesigen Weinbauern doch eine gute Gelegenheit bieten, ihre Tropfen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Das Interesse in der Bevölkerung wäre eigentlich gross: Ein Twanner Betrieb wurde eben zum Schweizer Weingut des Jahres gekürt, lokale Produkte liegen im Trend wie nie zuvor. Die Konsumentinnen wollen wissen, wessen Arbeit in einer Flasche steckt. Ein Austausch an einem Winzerfest, in einem Weinkeller oder eben an einer Messe ist dafür bestens geeignet und kann erst noch den Verkauf ankurbeln. Doch scheinbar ist dies bei den hiesigen Winzerinnen kaum gefragt. Vielleicht, weil die Messe nicht ihren Bedürfnissen entspricht? Weil es für sie zu viel Aufwand bedeutet, an fünf Tagen einen Stand zu hüten, weil zu wenig Gewinn herausschaut oder weil sie ihren Wein auch so schon gut verkaufen? Messeorganisator Daniel Leuenberger sollte mit den Bielersee-Winzern an einen Tisch sitzen und ihre Bedürfnisse abholen. Und die Rebbäuerinnen sollten die Gelegenheit nicht verpassen, ihre tollen Produkte noch mehr ins Rampenlicht zu rücken. Die Weine vom Bielersee haben es verdient, in mehr Weinregale einzuziehen.

 

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