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Berner Jura

«Bleibt, wer ihr seid und wo ihr seid!»

In Hinblick auf die Abstimmung vom 24. November fand das traditionelle Picknick auf dem Mont-Girod statt. Die Antiseparatisten nutzten die Gelegenheit, um zu einem Nein aufzurufen.

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(mb/rw) Das traditionelle Picknick von Mont-Girod stand dieses Jahr ganz im Zeichen der Abstimmung vom 24. November. Dabei erinnerte es mehr an ein grosses Kotelett als an eine kleine Cipollata. Insgesamt acht Referenten waren eingeladen worden, um vor einem zahlreichen und dicht gedrängten Publikum im Festzelt ihre Reden zu halten. Alle riefen zu einem Verbleiben des Berner Juras im Kanton Bern auf. Dieser wurde als «ein starker und zweisprachiger Kanton» bezeichnet.

Auf den Höhen von Champoz erntete André Mercerat, Gemeindepräsident und Mitglied des Komitees «Notre Jura bernois», heftigen Applaus. Er sprach deutliche Worte zum Bericht «Construire ensemble un nouveau canton», den die jurassische Regierung kürzlich herausgegeben hat. Der Redner bezeichnete diesen als eine Sammlung von «den eigenen Vorstellungen entsprechend wiederholten Statistiken» sowie als «vulgäres Geschmiere». Anschliessend führte er eine ganze Reihe von Daten auf, die für den Berner Jura sprechen und im Dokument nicht enthalten sind. André Mercerat forderte dazu auf, eine Verfassunggebende Versammlung, die «mit Separatisten vollgestopft wäre», abzulehnen. Sein Votum war deutlich: «Ein ‹Ja› am 24. November bedeutet, aus dem Kanton Bern austreten zu wollen.» Ein solcher Prozess sei unumkehrbar, denn er bedeute, ins Räderwerk einzugreifen.

Auch Adrian Dillier, Mitbegründer des Aktionskomitees Biel-Seeland für den Berner Jura und SVP-Stadtrat in Biel, hielt sich mit seinen Worten nicht zurück. Er griff nicht nur den «jurassischen Imperialismus» äusserst heftig an, sondern kritisierte auch die Position des Bieler Gemeinderates und des RFB, «die an der aktiven Neutralität Gefallen finden». Dies sei schlichtweg unverständlich. Dabei wies er vor allem auf die wirtschaftlichen Beziehungen hin, die Biel mit dem Berner Jura verbinden. In seiner Rede stellte er die Frage: «Bleiben die Behörden von Delsberg und die jurassische Regierung neutral?» Der Bieler Politiker kündigte ein Streitgespräch an, das am 6. September in Biel stattfinden soll.

«Kein Ja, um zu sehen»
Michael Stämpfli, Präsident des Vereins Bernbilingue, begrüsste die Anwesenden im Namen der Deutschschweizer Freunde des Berner Juras. Seiner Ansicht nach verdient es die Jurafrage nicht mehr, weiterdiskutiert zu werden. «Die derzeit bestehenden Alltagsprobleme werden nicht gelöst, indem man die Grenzen verschiebt.» Der Vertreter von Bernbilingue wies auf die Bedeutung des Berner Juras für den Kanton hin. «Der Kanton Bern wäre nicht mehr das, was er ist, wenn ihr austretet. Bleibt, wer ihr seid, wie ihr seid und wo ihr seid: im Rahmen eines zweisprachigen Kantons.»

Christoph Neuhaus als Präsident der Berner Regierung wiederholte, was er kürzlich an einer Medienkonferenz verlauten liess: «Ein Ja, um zu sehen» stellt für ihn keine Option dar. In Hinblick auf den damit verbundenen langen Prozess käme dies einem «Ja, um zu leiden» gleich. Gemäss Christoph Neuhaus möchte der Regierungsrat, dass die Jurafrage aus politischer Sicht geklärt wird. «Wir müssen die Bevölkerung überzeugen, dass es für den Berner Jura die beste Lösung darstellt, im Kanton Bern zu verbleiben. Aufgrund seiner Zweisprachigkeit nimmt dieser in der Schweiz eine ganz besondere Stellung ein.» Marc-André Houmard, Ehrenpräsident der Force démocratique, rief zu einem klaren und kategorischen «Nein» auf. Im Brustton der Überzeugung erklärte er: «Ein Ja, um zu sehen, gibt es nicht.» Angesichts der Mobilisierung, die sich bei den Gegnern abzeichne, sei er «sehr zuversichtlich». Er hoffe, der 24. November werde zum «schönsten Tag» in seinem politischen Leben. Nach Ansicht des ehemaligen Nationalrates hat die Bevölkerung am 24. November die Möglichkeit, «die Betrügereien» vom 23. Juni 1974 und «die Fehler» der Vereinbarung vom 25. März 1994 zu korrigieren.

Stolz auf seine Identität
Am Picknick meldeten sich auch drei Jugendliche zu Wort. Nach Ansicht von Maxime Ochsenbein, Präsident der bernjurassischen Jung-SVP, hat der Berner Jura im Kanton Bern unbedingt seinen Platz. Als Argumente für den Verbleib nennt er die bestehenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung bei einem Anschluss an den Kanton Jura, Biel als natürlicher Pol für einen Grossteil des Berner Juras, die geringe Grösse eines allfälligen neuen Kantons sowie Unsicherheiten für die Staatsangestellten im Berner Jura bei einem «Ja». Seiner Ansicht nach hat der Berner Jura ein grosses Interesse daran, im Kanton Bern zu verbleiben, um sich den künftigen Herausforderungen zu stellen.

Abschliessend versuchte Maxime Ochsenbein, diejenigen zu beruhigen, die behaupten, die Bevölkerung habe die mit der Abstimmung verbundenen Herausforderungen nicht erkannt. «Wir sind geistig nicht zurückgeblieben, sondern haben die Frage sehr wohl verstanden. Unsere Antwort wird ein ‹Nein› sein.»

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