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Kafipause

Bügeln: Von den Nöten der hemdentragenden Mitleidenden

Im persönlichen Blog berichten BT-Chefredaktor Bernhard Rentsch und Parzival Meister, stellvertretender Chefredaktor und Redaktionsleiter, abwechslungsweise wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben – immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Bügeln: Von den Nöten der hemdentragenden Mitleidenden.

Bernhard Rentsch
  • Dossier

Es gibt bei der Bekleidung trotz zunehmend gelockerten «Regeln» gewisse Fixpunkte, die grundsätzlich gelten und auch weitgehend unbestritten sind. Dazu gehört in etlichen Berufen das Tragen von Hemden. Dass mittlerweile von der Krawatte als zwingend nötiges Ergänzungsaccessoire abgesehen wird, ist zeitgemäss. Aber eben, ein Hemd sollte es dann in vielen Situationen schon sein.

Beim Hemd kommt für viele Nutzerinnen und Nutzer der «erschwerende» Faktor dazu, dass es sich in der Regel gebührt, gebügelte Kleidungsstücke zu tragen. Denn alles andere sieht halt schon etwas zerknittert aus – eine Feststellung, die dann ungerechterweise auf die ganze Person übertragen wird. Es ist also ratsam, gebügelte Hemden zu tragen.

Und schon sind wir beim Problem: Menschen, die gerne Hemden bügeln, sind erfahrungsgemäss recht selten. Ich jedenfalls kenne im Umfeld niemanden, der sich wirklich darum reisst.

In einer Runde mit hemdentragenden Mitmenschen – oder eben mit Mitleidenden (gemeint sind Frauen und Männer) – kam das Thema kürzlich zur Sprache. Die recht heftige Beteiligung an diesem doch recht nebensächlichen Gesprächsinhalt zeigte, dass es die Mehrheit betrifft und beschäftigt. Denn richtigerweise gehört die Tatsache, dass sich Mutter oder Ehefrau diskussionslos um das Erledigen dieses Jobs kümmert, eher der Vergangenheit an.

Die Expertinnen und Experten in der genannten Runde berichteten also von ihren Alternativen und Wegen, das «Problem» zu lösen. Eine Möglichkeit ist, dass man sich beim Einkauf konsequent an Angebote «knitterfrei» und «ohne Bügeln» hält. Persönlich bin ich nicht überzeugt, so immer das gewünschte Resultat zu erreichen, zumal sich im eigenen Hemdenfundus auch immer wieder Exemplare finden, die nicht diesem Vorgehen entsprechen: Vereinsbekleidungen, geschenkte Stücke oder super-gefallende Einzelstücke ohne knitterfrei. Dass man seine Hemden einem kommerziellen Textilpflege-Anbieter anvertraut, ist eine weitere Methode – diese erachte ich aber als die Luxus- oder Bequemlichkeitsvariante. Nichts für mich.

Die Mehrheit der Gesprächsteilnehmenden outete sich ganz klar: «Ich trage Hemden, also habe ich sie auch selber zu pflegen, sprich selber zu bügeln.» Es ist also nicht selten, ja ja, dass Männer ihre Geschäftshemden selber bügeln. Ganz ehrlich: Ich finde das völlig in Ordnung so.

Manchmal, gerade bei Anfängern, sieht man am Resultat die Nöte. Den Betroffenen sei verraten, dass die Verbesserung der Technik rasch möglich ist. Das Googeln im Internet ergibt unzählige Videos, die den hemdenbügelnden Mitmenschen mit Tipps und Tricks weiterhelfen. Es muss ja nicht gleich als Erstes die Präsentation «so bügeln Sie Ihr Hemd in zwei Minuten» sein. Denn das ist eher die Zeitlimite für Fortgeschrittene. Der persönliche Tipp: Parallel zum TV-Krimi gehts sehr gut.
 

brentsch@bielertagblatt.ch

Kommentare

Alexis

Da gibt es wohl ganze Generationen, die keine Ahnung haben resp. hatten, wie viel Arbeit das Bügeln eines Hemdes ohne Dampfbügeleisen gab, zumal es früher keine pflegleichten Stoffe gab, sondern einfach Baumwolle. Da brauchte Frau schon mindestens 20 Minuten, um dies perfekt zu glätten. Man denke mal daran, wenn man über "die Alten" schimpft, wie arbeitsintensiv das Haushalten ohne all die Bequemlichkeiten, die man heute zur Verfügung hat, war.


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