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La Foire

CTS kontert Kritik an Kosten

Nur 50 Anmeldungen reichen nicht: Mangels Interesse des Gewerbes fällt die Bieler Messe aus. Das endgültige Aus bedeute das nicht – 2017 werde «der Hammer», glaubt Leiter Jürg Michel. Doch es gibt auch Zweifel am Konzept.

Jürg Michel (rechts) glaubt weiter an die Bieler Messe. Doch die Ausgabe 2016 wurde abgesagt. Der Mittelaltermarkt derweil findet wieder statt. copyright: Julie Lovens/bielertagblatt

von Jacqueline Lipp

Schon lange serbelte die Bieler Messe, nun kommt ihr vorzeitiges Aus: Mangels Ausstellern haben die Messeverantwortlichen «La Foire» im September abgesagt.  Bis Ende Mai gingen nur rund 50 Anmeldungen ein – obwohl die Bieler Messe letztes Jahr die Standkosten deutlich reduzierte.

Besonders das Bieler Gewerbe fehle, nicht zum ersten Mal, sagt Messeleiter und Verwaltungsratspräsident Jürg Michel. «Das Risiko, dass wir ein finanzielles Fiasko erleben, ist damit zu gross.» Es brauche zwischen 150 und 200 Ausstellern, sonst drohe ein massiver Verlust – und das wäre laut Michel das definitive Aus.

«Absage ist das Richtige»
Miriam Stebler, seit März Präsidentin des Verbandes Bieler KMU, teilt Jürg Michels Einschätzung. «Die Absage ist jetzt das einzig Richtige. Hätte man die Messe mit nur 50 Ausstellern durchgeführt, wäre es ihr Ende gewesen.» Stebler sieht die Absage gar als «einmalige Chance», nun das Gewerbe und die Verbände wachzurütteln. «Die Motivation des Gewerbes hat stark nachgelassen. Das ist sicher der grösste Faktor für den mangelnden Erfolg», sagt Stebler.  

Das fehlende Interesse der Firmen führt Michel auch auf die Kosten zurück. «In Biel haben wir horrende Infrastrukturkosten, die letztlich die Aussteller mittragen müssen.» Nebst der Miete für das Strandbad kommen jeweils Kosten hinzu für die Zelte und um den Rasen nach der Messe wieder herzustellen.

«Schwarzer-Peter-Spiel»
Diese Kritik lässt die Vermieterin des Geländes, die Congrès, Tourisme et Sport SA (CTS), nicht auf sich sitzen. «Wir sind den Messeleitern sehr stark entgegengekommen», sagt Geschäftsführer Oliver Senn. «Aber es ist nichts gratis. Und wir müssen fair bleiben gegenüber anderen Anfragen.» Im Gegensatz zu den Kosten für die Zelte, welche die Messeorganisatoren jeweils aufstellen, sei die Miete zudem ein relativ kleiner Posten.

«Das ist ein unangebrachtes Schwarzer-Peter-Spiel», sagt auch Thomas Gfeller, Wirtschaftsdelegierter der Stadt Biel. Die Standortmiete sei beim Gesamtbudget einer solchen Messe sicher nicht ausschlaggebend. Und letztlich gelte: «Ein Produkt, das seine Kosten nicht tragen kann, ist kein gutes Produkt.»

Für den Wirtschaftsstandort Biel jedenfalls sieht er keine Nachteile ohne die Bieler Messe. «Wenn es eine Messe bräuchte, würde das Gewerbe dort ausstellen. Doch der Markt hat sein Urteil gesprochen und das muss man respektieren.» Gfeller stellt denn auch in Frage, ob eine solche Messe angesichts des veränderten Einkaufsverhalten und neuer Marketingkanäle noch zeitgemäss ist. «Auch eine Messe muss in der heutigen Zeit ihr Konzept hinterfragen und innovativ sein.»  

Ideen sind vorhanden
Doch aufgeben kommt für die Messeorganisatoren nicht in Frage. Der Fokus gilt jetzt der Ausgabe 2017. Michel hofft dabei auf die Unterstützung der Bieler KMU – von denen positive Zeichen kommen. Präsidentin Miriam Stebler sagt, ihr persönlich liege die Messe sehr am Herzen. Sie will sich denn auch persönlich stark dafür einsetzen, die «Messe wieder auf Vordermann»zu bringen, sprich, die KMUs der Region zur Teilnahme zu motivieren.

Da sie nach so kurzer Zeit im Amt noch nicht genau weiss, woran es liegt, dass das Interesse so gering ist, kann sie spontan auch kein Erfolgsrezept der «La Foire» nennen. Doch Ideen sind vorhanden. «Die Bieler Messe sollte wieder so werden, wie sie mal war», sagt Stebler. «Mit einer guten Ausstellung und viel regionalem Gewerbe, mit einem Gastrozelt und einer Bar – ein Begegnungsort für ein breites Publikum.»

Gerade angesichts der Lysspo, die gut läuft, ist auch Stebler überzeugt, dass eine Bieler Messe funktionieren kann. «Wenn die Messe nicht sterben soll, müssen wir alle am selben Strick ziehen. Denn schliesslich fördert sie den Wirtschaftsstandort Biel.» Und erst wenn das nicht fruchten sollte, müsse man vielleicht darüber diskutieren, ob eine Gewerbemesse noch zeitgemäss sei.

Sonderschau steht schon fest
Für Jürg Michel hingegen ist klar: «Die Zeit der Messen ist überhaupt nicht vorbei.» Das will er mit der Bieler Messe im Herbst 2017 beweisen. Die 50 Aussteller haben laut Michel für nächstes Jahr bereits zugesagt. Dannzumal steht mit demJubiläum der Juragewässerkorrektion eine der Sonderausstellungen bereits fest. Jürg Michel übt sich deshalb in Zuversicht: «Die Bieler Messe 2017 wird stattfinden – und es wird der Hammer, davon bin ich felsenfest überzeugt.»

 

Bedauern Sie die Absage der Bieler Messe 2016? Diskutieren Sie mit.

Kommentare

ligerius47

So geht es eben nicht Frau Stebler. "La Foire" und die KMU müssen sich zuerst einig werden was künftig in der Bieler Messe Priorität hat. Wollt ihr eine Gewerbe Ausstellung für die KMU, oder wollt ihr ein Sauf - Zelt mit Bar - Betrieb? Zuerst darüber diskutieren und dann entscheiden Frau Stebler!!!


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