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Rückeroberung

«Da ist schnell ein Finger weg»

In letzter Zeit wurden in der Stadt immer wieder Biber gesichtet. Die Jungtiere verirren sich, weil sie Futter oder ein neues Revier suchen. Beides ist in der Umgebung nicht einfach zu finden.

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von Lucas Berbig


Menschen, die in Biel in den Ausgang gehen, rechnen kaum damit, einem Biber zu begegnen. Doch genau dies passiert immer wieder. Zuletzt wurde vor rund zwei Wochen ein Biber in den Strassen der Seelandmetropole eingefangen.
Doch wie kann es sein, dass sich ein Biber mitten in Biel aufhält? Daniel Trachsel, einer der Wildhüter der Region Seeland und Berner Jura, hat darauf eine Antwort: Auf ihren nächtlichen Rundgängen auf Nahrungssuche fänden die Tiere manchmal den Rückweg in die Schüss nicht mehr. «So kann es passieren, dass wir einen Biber auf dem Zentralplatz antreffen. Die Tiere werden jeweils durch eine Polizeipatrouille eingefangen und in die Schüss zurückbegleitet»
Ein weiterer Grund dafür, dass Biber in der Stadt auf Wanderschaft gehen, sei, dass Biber-Familien gemeinsam in ihren Revieren wohnen. Diese sind klar definiert. Der Platz und der Essensvorrat werden mit der Zeit für sie zu klein um zu überleben. Nach rund zwei Jahren werden die halbwüchsigen Jungbiber von den Eltern verstossen, damit sie sich ein neues Revier suchen. Dadurch könne es vorkommen, dass ein Biber auf der Suche nach einem geeigneten Ort, um einen neuen Bau zu konstruieren, vom Weg abkomme und sich verirre, sagt Trachsel. Das Problem sei, dass in der Zihl alle Reviere besetzt seien und dass es in der Schüss nur sehr wenige geeignete Plätze gebe, um Bauten zu erstellen. Eine Bielerin sagt, sie habe schon einige Male einen Biber gesehen, der beim Renferareal die Strasse überquerte und beinahe überfahren wurde.


«Sind voll Vegetarier»
Trifft man auf einen Biber, dann solle man nicht versuchen, ihn selber zu retten, meint Trachsel: «Biber haben scharfe Zähne. Es wäre zu gefährlich einen Biber selber fangen zu wollen. Da ist schnell ein Finger weg. Zudem ist es verboten da Biber in der Schweiz geschützt sind». Die Tiere sehe man relativ selten und wenn, dann meistens in der Nacht. Was man hingegen täglich sehe, seien die Spuren, die der Biber hinterlässt. «Man sieht angeknabberte und abgebissene Baumstämme an den Ufern der Zihl und der Schüss».
Biber seien «voll Vegetarier», so Trachsel. Im Winter ernähren sich die Nagetiere hauptsächlich von Weichholzrinden. Im Sommer fressen sie vorwiegend Mais sowie praktisch alle krautigen und verholzten Pflanzen, die am Ufer und im Wasser verfügbar sind.


Drei Arten von Bauten
Der Biber ist eines jener Tiere, die auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten der Schweiz aufgeführt sind. Nicht nur der Biber ist geschützt, sondern auch sein Lebensraum, sprich seine Erdbauten, Burgen und Dämme. Eingriffe in Bauten der Biber benötigen eine kantonale Bewilligung. Der Biber ist hauptsächlich in stehenden Gewässern oder in langsamen Fliessgewässern wohnhaft. Am Ufer graben sich die Tiere selber Erdbauten. Davon gibt es drei unterschiedliche Arten: Wenn das Ufer genügend hoch ist, macht sich das Tier einen sogenannten Erdbau. Stürzt dabei das Dach ein, repariert er den Bau mit Ästen und Schlamm, es entsteht ein Mittelbau. Bei flachem Ufer wird direkt eine Burg gebaut. Dabei behilft er sich ebenfalls mit Ästen. Damit die Eingänge der Bauten immer unter dem Wasserspiegel liegen und so vor Eindringlingen geschützt sind, muss die Wassertiefe mindestens 60 Zentimeter betragen. Ist das Wasser nicht tief genug, kommt es vor, dass die Biber einen Damm bauen.
Einen solchen Biberdamm gab es im vergangenen Oktober in Orpund (das BT berichtete). Der Damm war aber an einer schlechten Stelle gebaut worden: genau unterhalb einer Drainageleitung im Orpundbach, auf der Höhe des örtlichen Oberstufenzentrums. Durch den Damm verlor die Leitung ihren Zweck, weil das Wasser nicht mehr in den Bach abfliessen konnte. Die Gemeinde und das kantonale Jagdinspektorat beschlossen, etwas zu unternehmen. Sie liessen einen neuen Damm bauen, damit das Wasser abfliessen konnte.


In Gärten eingedrungen
Biber können aber bekanntlich auch Schäden anrichten. Wenn Flurwege zu nahe am Ufer verlaufen, kann es vorkommen, dass sie wegen den unterirdischen Bauten einstürzen.
Manche Biber sind auch schon in Gärten von Grundstücken eingedrungen, die nahe an den Gewässern liegen. Besitzer, die ihre Bäume und Pflanzen schützen wollen, sollten einen Zaun einrichten. Dieser muss allerdings genügend tief in die Erde eingelassen werden, damit sich der Biber nicht unten durchgraben kann, und er muss stabil genug sein, damit der Biber kein Loch in den Zaun macht.
Wegen der intensiven Bejagung verschwand der Biber zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Wegen seines Pelzes, seinem Fleisch und dem Bibergeil, einem Sekret, das als Wundermittel gegen allerlei Gebrechen galt, war der Biber ein äusserst begehrtes Tier. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden rund 140 Biber an unterschiedlichen Standorten in der Schweiz ausgesetzt.


Lebensraum wird knapp
Mittlerweile leben in der Schweiz gegen 2000 Biber. Im Bielersee sind alle Reviere besetzt. Durch Neubauten wird der Lebensraum immer knapper. Darum ist es gut möglich, dass wenn jemand in Biel in den Ausgang geht, auf einen Biber trifft.     


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Der Biber in der Schweiz
• Ein Biber kann bis zu einem Meter lang werden und bis zu 30 kg schwer. Bei der Geburt wiegen sie 500 bis 700 Gramm.
• Die Tiere können bis zu 15 Jahre alt werden. In Gefangenschaft sogar bis zu 20 Jahre alt.
• Die Paarungszeit ist von Januar bis März. Biber paaren sich Bauch an Bauch, im Wasser schwimmend.
• Die Grösse eines Wurfes beträgt zwei bis vier Tiere.
• Pro Jahr gibt es einen Wurf, von Ende April bis Ende Juni.
• Männchen sind mit 18 Monaten geschlechtsreif. Weibchen mit 30 Monaten.
• Biber besitzen 20 Zähne. Davon sind vier Nagezähne, die nachwachsen.
• Ein Biber bleibt normalerweise zwei bis drei Minuten unter Wasser. Bei Gefahr können Sie bis 15 Minuten unter Wasser bleiben.
• Füchse, Greifvögel und Raubfische sind natürliche Feinde der jungen Biber.     lb
 

Stichwörter: Biber, Zihl, Schuss, Biel

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