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Biel

Darüber lachen nur Seeländer

Ein Bild, ein Satz, ein Schmunzeln. Das ist das Prinzip eines Memes. Die Biel-Bienne Pléger haben sich damit auf Instagram einen Namen gemacht. Wer sie sind, wollen sie nicht verraten – nicht einmal ihren Freunden.

Die Biel-Bienne Pléger stürzen sich auf alle Klischees, welche die Stadt und das nähere Umfeld bieten. Bild: zvg

Hannah Frei

Sie sind aus den Sozialen Medien nicht mehr wegzudenken: die sogenannten Memes. Eigentlich sind das nicht mehr als Fotos, die mit einem kurzen Text versehen wurden. Sie sollen unterhalten, die Menschen zum Schmunzeln bringen, manchmal auf zynische Art und Weise, manchmal ganz banal. Da wären beispielsweise die beiden Seniorinnen mit Rollator, die sich beeilen müssen, um den Zug auf dem Gleis 49/50 Richtung Biel noch zu erwischen. Oder die kuschlig warmen Verhältnisse in den Bieler Bussen der Linie 1 zu Stosszeiten – auch dann, wenn gerade kein EHCB-Match ansteht.

Memes – Das ist das Metier der Biel-Bienne Pléger. Sie haben sich mit einem Account auf Instagram mit ihren Memes in Biel einen Namen gemacht. Es sind zwei Bieler Studenten, nennen wir sie Domi und Marc. Domi ist 22 Jahre alt, Marc 24. Ihre Identität wollen sie nicht preisgeben. Dadurch würden die Biel-Bienne Pléger an Reiz verlieren, sagt Domi. «Die Menschen sollen unsere Memes gut finden, nicht uns.» Wenn man wisse, wer dahinter steckt, würde das gewisse Erwartungen schüren, Empathie auslösen – oder das Gegenteil. Das wollen die beiden nicht.

Den Account gibt es seit März, mittlerweile wissen laut den beiden schon ein paar aus ihrem Umfeld Bescheid. «Aber die meisten Freunde wissen nicht, dass wir es sind», sagt Marc. Skurril, wenn man bedenkt, dass sie regelmässig bei einem Bier mit Freunden zusammensitzen und sich mit ihnen über die Memes der «Unbekannten» unterhalten. Es komme auch immer wieder die Frage auf, wer denn wohl dahinter stecke. Doch die beiden schwiegen.

1000 Follower in einer Woche

Begonnen hat alles Ende März, als Domi und Marc ein paar Tage frei hatten. Sie scrollten gemeinsam durch Instagram, schauten sich Memes an. Gefunden haben sie vieles, Lustiges, aber auch weniger Lustiges. «Wir dachten uns: Das können wir besser», sagt Domi. Und so machten sie sich ans Werk. Am ersten Abend entstanden zehn Memes. Am Tag darauf haben sie diese auf Instagram gepostet, unter dem Namen Biel/Bienne Pleger.

Jeden Tag ein Meme, das war die Idee. Nach einer Woche hatten die beiden bereits über 1000 Follower. «Das hat uns ein wenig überfordert. Wir fragten uns, ob wir weitermachen oder aufhören sollen», sagt Domi. Doch die beiden blieben dran, liessen raus, was sie bereits produziert hatten. Und als der Vorrat an Memes aufgebraucht war, wollten sie nicht mehr damit aufhören.

Doch was braucht ein Meme? «Ein Klischee», sagt Marc. Am besten eines, mit dem sich die Menschen gut identifizieren können. So ist klar, das beispielsweise der Chessu, der Kübban, das Hundemätteli oder auch Erich Fehr als Sujet nicht fehlen dürfen. Diese Memes seien aber nicht so gut angekommen, sagt Domi. Vielleicht sei die Qualität dieser Memes nicht gut genug gewesen. Oder aber: «Ein Teil unseres Publikums scheint Erich Fehr nicht zu kennen.» Erstaunlich, sind es doch mittlerweile fast 3000 Menschen, der Grossteil davon Bieler zwischen 20 und 35 Jahre alt.

Irgendwann waren die offensichtlichen Themen aufgebraucht. Die beiden begannen, getrennt voneinander nach Ideen zu suchen. Und das hat funktioniert. «Ich bin kreativer, wenn ich alleine bin», sagt Marc. Bei der Umsetzung helfe dann aber das Vier-Augen-Prinzip. Oft überlege man bei solchen Dingen auch einfach zu weit. Meist sei das Banale das Lustigste. «Da steht man sich manchmal selbst im Weg», sagt er.

Keine Politik, keine Werbung

Den beiden ist es ein Anliegen, mit ihren Memes niemanden zu diskriminieren. «Wir wollen niemanden fertigmachen. Und ich denke, das ist uns auch gut gelungen», sagt Marc. Negative Rückmeldungen habe es bisher nur eine gegeben. Es ging dabei um den Grill auf dem Hundemätteli – und die Coronaimpfung. Daraufhin habe sich ein Mann gemeldet, der die Pléger kritisiert habe, weil sie sich seiner Meinung nach mit diesem Meme hinter die Coronaimpfung stellten.

Dabei wollen sie weder politisieren, noch Werbung machen. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Wählen sie ein Restaurant oder eine Bar als Sujet, wird automatisch dafür geworben. Einmal habe sie auch der Sohn eines Restaurantbesitzers angeschrieben, ob sie von seinem Vater ein Meme machen könnten. Im Gegenzug gebe es ein Abendessen für die beiden. Für ihre Memes wollen sie aber nichts, zumindest nicht bis jetzt. «Ganz ehrlich, wenn uns jemand für Werbung anfragen würde, der uns sympathisch ist, und uns eine Gegenleistung anbietet, würden wir uns dies bestimmt überlegen», sagt der jüngere Pléger.

Reichweite ist beschränkt

Dass aus der Spielerei eine Community mit über 2800 Menschen aus Biel und dem Seeland werden könnte, haben die beiden am Anfang nicht für möglich gehalten. Sie wissen aber auch: Egal, wie gut die Memes künftig ankommen werden, die Reichweite ist begrenzt. Denn die Memes sind auf die Bielerinnen und Bieler zugeschnitten. Unsicher, ob ein Berner jemals darüber lachen würde.

«Wir sind zurzeit sehr zufrieden. Mehr müssen es für uns nicht werden», sagt Marc. Ihre Followerinnen und Follower sind zudem ziemlich treu. Wird ein Meme gepostet, kommt es nicht selten vor, dass dieses von 500 Leuten geliked (positiv bewertet) wird – das entspricht etwa einem Sechstel. «Das zeigt uns, dass die Leute unsere Arbeit schätzen», sagt Domi. Und das sei die grösste Motivation, um weiterzumachen.

Info: Die Memes von Biel-Bienne Pléger finden Sie auf Instagram unter @bielbiennepleger

Stichwörter: Memes, Instagram, Biel

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