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Nidau

Das erste Lakelive-Festival war wunderbar. Aber…

Wochenkommentar: Eine Woche voll Musik, Sport und Kultur – das Lakelive-Festival geht heute Abend zu Ende.

Das Lakelive-Festival. Bild: Matthias Käser
  • Dossier

von Carmen Stalder

Das Lakelive-Festival neigt sich dem Ende zu. Mit dem heutigen Konzertabend geht der letzte von neun Tagen über die Bühne. Das Programm dieser Tage war dicht gedrängt: 36 Konzerte, 48 kulturelle Aktivitäten und 19 Sportevents. Die Macher haben sich vorgenommen, ein Festival für alle auf die Beine zu stellen. Die Musikrichtungen bewegten sich von Pop und Rock über Latin und Electro bis hin zu Schlager. Den Sport gabs nicht nur zum Zuschauen, sondern auch zum Mitmachen.

Es fanden Jassrunden und Spielnachmittage statt, es gab Zauberer und Clowns, Poetry Slam, eine Schere-Stein-Papier-Meisterschaft, Yoga- und Zumba-Kurse. Mit kolumbianischem und indischem Essen konnte man sich auf kulinarische Entdeckungsreise begeben, für weniger abenteuerliche Geschmäcker standen Rösti und Raclette zur Auswahl. Die Organisatoren haben ihr Versprechen eingelöst, wirklich jedem etwas zu bieten.

Vielleicht sind sie damit über das Ziel hinausgeschossen. Die Vielfalt der Angebote war so gross, dass es unmöglich war, den Überblick zu behalten. Einige haben wohl Aktivitäten verpasst, die ihnen eigentlich gut gefallen hätten – weil sie schlicht nichts davon mitbekommen haben. Der Versuch, viele verschiedene Musikstile in einem Festival zu vereinen, kann als mutig bezeichnet werden. Es war ein Experiment, das nicht immer funktioniert hat. So war das Wochenende mit den Bieler Musikern und der Latin Night gut besucht. Die Schlagernacht hingegen hat vor kleinem Publikum stattgefunden.

Die drei erfahrenen Organisatoren Marcel Sallin, Lukas Hohl und Fränk Hofer wollten jedoch nicht nur die Ansprüche der Festivalbesucher befriedigen. Sie wollten es auch den Anwohnern recht machen. Teils, weil sie es aufgrund von Lärmvorgaben der Gemeinden Biel und Nidau mussten, teils, weil sie Konflikte mit den Nachbarn verhindern wollten. Und so lief die Musik in der DJ Stage am See leiser, als man es sich von anderen Festivals gewohnt ist. Die Partys endeten früher, als es die Feierfreudigen gewünscht hätten. Es kam sogar vor, dass die Musik vor dem kommunizierten Programmende ausgeschaltet wurde. Das mag den Anwohnern gefallen haben, jedoch nicht den Besuchern, die für ihr Ticket bezahlt haben.

Abgesehen von der Hauptbühne und der Sport-Arena war das gesamte Festivalgelände kostenlos zugänglich. Damit haben die Veranstalter der Region ein grosses Geschenk gemacht. Wo sonst gibt es eine Veranstaltung in dieser Dimension, bei der so viele Angebote umsonst sind? Wer wollte, konnte das ganze Festival miterleben, ohne einen einzigen Franken auszugeben. Den Konzerten von aussen zuhören, eigene Getränke mitbringen, am See picknicken – alles war erlaubt. Das ist zwar sehr grosszügig von den Organisatoren, aber vermutlich nicht besonders lukrativ. Mit diesem Konzept hängt ein grosser Teil des Erfolgs von den Bareinnahmen und Ticketverkäufen ab. Vielleicht sollten die Veranstalter künftig einen Beitrag für den Zugang aufs Gelände einfordern?

Wenn es denn eine Zukunft gibt. Denn ob das Lakelive auch nächstes Jahr stattfindet, ist derzeit noch offen. Die Veranstaltungsausschreibung der Gemeinden Biel und Nidau war für mindestens drei Jahre vorgesehen. Doch erst die Abrechnung nach diesem Wochenende wird zeigen, ob eine zweite Ausgabe finanziell überhaupt drin liegt. Und das ist schwer zu hoffen. Denn das Festival hat Biel und Nidau in ein gutes Licht gerückt. Auf dem mit Liebe zum Detail eingerichteten Gelände gab es viel zu entdecken, die Stimmung vor Ort war wunderbar und die Lage direkt am See unvergleichlich.

Zusammen mit der Hilfe von Petrus hat das Lakelive Erinnerungen an perfekte Sommerabende geschaffen, die noch lange anhalten werden. Es wäre deshalb einfach nur schade, wenn das Festival nicht in die nächste Runde gehen würde. Dass es dabei noch Verbesserungspotenzial gibt, ist klar. Alles andere würde nach der erstmaligen Durchführung eines solchen Grossanlasses erstaunen.

E-Mail: cstalder@bielertagblatt.ch

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