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Biel

Das Lastenvelo als Autoersatz

Ab nächster Woche stehen die elektrischen Lastenvelos des Projekts «carvelo2go» auch in Biel zur Ausleihe bereit. Am morgigen Ostast-Fest können sie gratis getestet werden.

Symbolbild: Pixabay
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Tobias Graden

In Bern gehören sie mittlerweile bereits zum Stadtbild: die elektrischen Lastenvelos des Projekts «carvelo2go». Junge Eltern transportieren damit ihre Kinder oder erledigen samstags die Wocheneinkäufe – die Ladefläche bietet dafür genügend Platz, und dank der elektrischen Unterstützung fällt das Treten auch an Anstiegen nicht schwer. An 20 Standorten können die Velos ausgeliehen werden, alleine im Trend-Wohnquartier Länggasse stehen drei. Die Initiative, initiiert von der Mobilitätsakademie des TCS und unterstützt vom Förderfonds Engagement Migros, ist mittlerweile in mehreren Städten der Schweiz präsent – ab nächster Woche auch in Biel.

 

Bäckereien als «Hosts»
Vorerst werden in Biel zwei elektrische Lastenvelos zur Ausleihe für jedermann bereitstehen: In Biel bei der Bäckerei Chez Rüfi und in Nidau beim Schlossbeck. Es ist fester Bestandteil des Projekts, dass mit lokalen Anbietern zusammengearbeitet wird, so genannten «Hosts». «Wir suchen lokale Partner in den Quartieren», sagt Jonas Schmid, der «carvelo2go» seitens der Mobilitätsakademie betreut, «und bauen so ein nachbarschaftsbasiertes Verleihsystem auf.» Die Hosts haben die Aufgabe, den Kunden den Schlüssel und den Akku auszuhändigen und sicherzustellen, dass das Velo stets ausreichend aufgeladen ist. Im Gegenzug dürfen sie das Cargovelo während einer begrenzten Zeit im Monat selber nutzen. Die Hosts werden so selber zu Multiplikatoren des Projekts.

Wer ein Velo ausleihen will, erstellt ein Profil auf der Website von «carvelo2go» oder mittels der entsprechenden App. Diese ist ganz neu und spätestens ab nächstem Dienstag verfügbar. Über Website oder App kann man das Velo reservieren, abgerechnet wird per Kreditkarte oder Postfinance. Die Kosten betragen fünf Franken Grundgebühr plus zwei Franken pro Stunde Nutzung tagsüber. Wer ein Carvelo-Halbtax-Abo (90 Franken pro Jahr) löst, zahlt die Hälfte.

TCS-Mitglieder haben zudem 20 Prozent Rabatt, auch in Biel. Hier hat die lokale Sektion Biel/Bienne-Seeland des TCS die ersten beiden Lastenräder gesponsert. «Der TCS versteht sich seit langem nicht mehr nur als Auto-, sondern als Mobilitätsclub», sagt Peter Bohnenblust, Präsident der regionalen Sektion. Dem TCS seien Mobilität und Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer wichtig, also auch den Fussgängern und den Velofahrern.

 

Teil der Begleitmassnahmen
Am morgigen Tag der offenen Tür des Ostastes (siehe Bericht unten rechts) können Interessierte die Lastenbikes schon mal testfahren. Velos stehen am Stand von Mobiclick im Brüggmoos und an jenem des TCS im Bözingenfeld bereit. Das ist kein Zufall: Der Start der Lastenvelo-Initiative in Biel versteht sich auch als kleiner Teil der A5-Ostast-Begleitmassnahmen. Weil wegen der Inbetriebnahme des Ostastes der Verkehr auf einzelnen Strecken in der Agglomeration zunehmen dürfte, soll gleichzeitig der umweltfreundliche Langsamverkehr gefördert werden. «Die Lastenvelos sind Teil eines Mobilitäts-Gesamtbilds», sagt Jonas Schmid. Peter Bohnenblust zeigt sich überzeugt davon, dass das Cargobike-Verleihsystem den Langsamverkehr in Stadt und Agglomeration Biel fördern und so einen Teil zur Minderung der Verkehrsprobleme beitragen könne.

«Carvelo2go» ist aus «Carvelo» heraus entstanden, der Lastenrad-Initiative von Mobilitätsakademie und Engagement Migros. Das Projekt ist eine Erfolgsgeschichte, alleine im laufenden Jahr kann die Flotte mehr als verdoppelt werden. Wenn nun Biel und Langenthal sowie am 22. September Lausanne hinzukommen, sind in schweizweit elf Städten insgesamt 150 Lastenvelos zur Ausleihe verfügbar. Eigens erstellte Erhebungen zeigen laut Jonas Schmid, dass die Substitutionsquote deutlich höher ist als beim herkömmlichen Veloverleih: In etwa 40 Prozent der Ausleihen ersetzt die Fahrt mit dem elektrischen Lastenvelo eine Autofahrt.

 

Das Netz soll wachsen
Bei den zwei Velos in Biel und Nidau soll es nicht bleiben. Ziel ist es gemäss Schmid, im nächsten Frühling in Zusammenarbeit mit der Stadt weitere Stationen zu eröffnen. «Wir suchen auch das Gespräch mit den Agglomerationsgemeinden», sagt Schmid, «ein Netz von acht Stationen nächstes Jahr in der Stadt Biel wäre gut. Ideal ist es, wenn in jedem Wohnquartier ein Lastenvelo vorhanden ist.»

Jonas Schmid selber, der am Berner Stadtrand wohnt, hat sich ein ausrangiertes Lastenvelo der ersten Projektgeneration gesichert und nutzt im Alltag nur noch dieses. Er transportiert damit seine Aktentasche mit den Arbeitsunterlagen, die Einkäufe oder auch seine Kinder, die sich auf jede Fahrt freuen. Kurz: «Das elektrische Lastenvelo ist unser Alltags-Familienfahrzeug, unser Stadtauto.» So weit ist Peter Bohnenblust noch nicht. Er hat noch nie ein Cargovelo gefahren, versichert aber: «Ich werde es morgen am TCS-Stand im Bözingenfeld ausprobieren und es dann für die Ausfahrt mit den Grosskindern benützen.»

Link: www.carvelo2go.ch

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