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„Krawattenzwang“

Das neue Passwort ist jetzt notiert

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, Chefredaktor „Bieler Tagblatt“, wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Das neue Passwort ist jetzt notiert.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Haben Sie alle Passwörter immer zur Hand? Ich nicht. Zumal mittlerweile (fast) jedes IT-Gerät und jede «Onlinebeziehung» ein solches verlangen. Und erschwerend: Während vor Jahren irgendein Wort oder eine Zahlenfolge genügte, müssen die Passwort mit Blick auf die Sicherheit aus verschiedenen Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen zusammengesetzt sein. Das Geburtsdatum der Tante, die Telefonnummer der ersten Freundin oder 1234 reichen nicht mehr. Und dann sollte man die Passwörter ja regelmässig ändern.

Für das elektronische Login bei Geldinstituten ist richterweise die Hürde sehr hoch. Als Kunde will man in der Tat sicher sein, dass die eigenen Konten nicht aufgrund von läppischen Passwort-Kombinationen gehackt werden können. Nur, wenn man die Passwörter sehr selten braucht, gehen diese auch allzu schnell vergessen.

Kein Problem – der Button «Passwort vergessen» hilft in der Regel schnell weiter und eine neue Kombination wird per SMS oder E-Mail im Nu zugestellt. Im aktuellen Fall war dies nicht möglich – auch hier: klar verständlich, aber halt doch ziemlich aufwendig. Die telefonische Anfrage bei einer zuvorkommenden Callcenter-Mitarbeiterin erforderte die persönliche Identifizierung. Kein Problem, dachte ich. Name und Geburtsdatum waren einfach und auch die Kontonummer hatte ich vor mir. Die Testfrage, ob das Konto mittels Dauerauftrag regelmässig gespiesen wird, war ebenfalls schnell mit einem überzeugenden Ja beantwortet. Dann aber: «Können Sie mir den ungefähren Kontostand nennen?» Nein, eben nicht, deshalb möchte ich mich ja einloggen. Falsche Antwort – Ende der Durchsage. Weil ich mich nicht einwandfrei als Kontobesitzer ausweisen konnte, war es dem Gegenüber am Telefon nicht möglich, mir ein neues Passwort zu geben. Der Kontakt endete etwas frustrierend.

Beim zweiten Anlauf einige Zeit später und besser mit allen möglichen Informationen aufdatiert, klappte es dann. Und mit dem neu zugestellten Passwort gelang auch das Login. Aber auch hier: Das war nur mit dem Eintippen eines zusätzlichen Codes, der automatisch per SMS verschickt wurde, möglich.

Es ist kompliziert. Manchmal frage ich mich, weshalb immer noch viele Einzahlungen mit Bargeld am Schalter erledigt werden und weshalb die Kontoauszüge per Post herumgeschickt werden. Ein wenig Verständnis habe ich dazugewonnen. Ich bleibe dennoch digital – das Passwort ist jetzt notiert.


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

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