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Biel

Das Pilotprojekt «La Werkstadt» ist zu Ende – aber es geht weiter

Heute schliesst die von der Swisscom betriebene «La Werkstadt» ihre Türen. Doch das Coworking- und Coaching-Team ist auf den Geschmack gekommen und steht mit einem neuen Projekt am Start.

Das bisherige «La Werkstadt»-Team Marc Wenig, Martin Günter und Chris Meziane (von links) wird auch künftig zusammenspannen. copyright: Lee Knipp

 

Sarah Zurbuchen


Der prominent gelegene und von der Swisscom betriebene Arbeits- und Begegnungsort «La Werkstadt» ist Vergangenheit. Es handelte sich um ein auf fünf Jahre befristetes Pilotprojekt in einem Gebäude an der Bahnhofstrasse. Im Erdgeschoss befand sich ein öffentlicher Bereich, der als Coworking-Space diente. Auf mehreren Stockwerken konnten Büros und Konferenzräume gemietet sowie Schulungen und Coachings in Anspruch genommen werden.
Obwohl von Anfang an als befristetes Unterfangen konzipiert, ist die Enttäuschung darüber gross, dass die Swisscom das Projekt nicht verlängert. «La Werkstadt war ein Erfolg, hier hat eine ganz besondere Atmosphäre existiert», sagt Marc Wenig, der für den Coworking-Space verantwortlich war. Auch Thomas Gfeller, Delegierter für Wirtschaft der Stadt Biel, findet den Rückzug der Swisscom bedauerlich, wie er gegenüber dem «Journal du Jura» sagte: «Diese Entscheidung kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, da vor einigen Wochen auch der Weggang des Swisscom-Callcenters bekannt gegeben wurde.» Der öffentliche Bereich im Erdgeschoss schliesst heute, die Mieter im restlichen Gebäude können bis Ende Jahr bleiben.


«Grosser Verlust»


Weil Marc Wenig überzeugt ist vom Konzept der «La Werkstadt», hat er sich beim Hauseigentümer als neuer Mieter des Gebäudes beworben, erhielt aber eine Absage. «Ein grosser Verlust für die Attraktivität der Innenstadt», findet er. Dem Vernehmen nach wird eine Versicherungsgesellschaft ins Erdgeschoss einziehen. Doch der Jungunternehmer will nicht aufgeben. Die Erfahrungen, die er und sein Team dort gesammelt haben, wollen sie deshalb mitnehmen an einen neuen Ort. «Wir waren ein Erkundungsschiff und haben ein Land mit neuen Früchten entdeckt», sagt er. «Wir wollen nicht mehr zurück zu Kartoffeln.»
Eine Umfrage bei den Nutzerinnen und Nutzern der «La Werkstadt» habe ein grosses Bedürfnis nach einem Weiterbetrieb eines ähnlichen Angebots ergeben. Die Community besteht laut Wenig derzeit aus rund 100 aktiven Personen.  
Nach langer Suche und vielen Verhandlungen ist nun eine lokale Lösung in Sicht, die aber noch nicht spruchreif sei, so Marc Wenig. Klar ist aber: Es soll wieder ein urbaner Treffpunkt entstehen, wo Menschen arbeiten, sich treffen und gegenseitig inspirieren.
Marc Wenig selbst investiert privat in das neue Projekt und sieht seine Rolle als Gastgeber und Vernetzer. «Der Zufall ist unplanbar, aber wichtig für die Innovationsfähigkeit einer Region», sagt er. Und seine Vision sei es, «dem Unplanbaren ein Zuhause zu geben in Form eines lokalen Treffpunkts über die normalen Berufs-und Branchengrenzen hinweg». Ihm sei ausserdem wichtig, etwas zur lokalen Wertschöpfung beizutragen. Gerade in der jetzigen Krise bräuchten kleine Agenturen, Freiberuflerinnen oder Angestellte, die im Homeoffice arbeiten, ein flexibles Angebot für virtuelle und physische Zusammenarbeit.


Trendbeschleuniger Corona


Die anderen zwei Betreiber von «La Werkstadt», Chris Meziane und Martin Günter, werden ebenfalls mit einem selbstständigen Projekt ins neue Jahr starten und eine Partnerschaft mit dem neuen Coworking-Space eingehen, wie sie sagen. Der Basler und die Bielerin beraten ortsunabhängig Firmen, indem sie sie durch die «digitale Transformation» begleiten. Viele Firmen seien durch externe Markteinflüsse gezwungen, sich anzupassen, erläutert Chris Meziane. «Wir haben Methoden entwickelt, die Unternehmen helfen, sich schneller und stabiler im neuen Umfeld zu bewegen.» Das Beraterduo arbeitet branchenunabhängig und will laut eigenen Aussagen keine Abhängigkeiten schaffen. Meziane: «Wir bringen ihnen unsere Methodik bei, überlassen den Firmen aber ihre eigene Dynamik.» Im Zentrum ihrer Arbeit stehe ein starkes Team, so Martin Günter. Denn damit seien grundlegende Veränderungen am b esten zu bewältigen.
«Gerade jetzt, in der Coronakrise, sollten sich Firmen Zeit nehmen, ihre Strategie zu überdenken und neu zu entwickeln.» Er sieht die Pandemie als starke Trendbeschleunigerin. «Wir bieten die Methodik und Systematik dazu.» Oft brauche es gar nicht so viel: «Meistens läuft es in 80 Prozent gut, die restlichen 20 Prozent sind verbesserungsfähig.»

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