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Roger Köppel

«Das steht schon in der Bibel»

Wie weiter nach dem 9. Februar? «Weltwoche»-Chef Roger Köppel hat seine Standortbestimmung auch in Biel seinem Publikum überbracht.

David habe gegen Goliath auch gewonnen: Roger Köppel schwört das Bieler Publikum auf Selbstbewusstsein ein. Bild: Olivier Gresset

von Tobias Graden

Der Abend beginnt mit Schmeicheleien. Er habe eine «intensive emotionale Bindung» zu Biel, sagt Roger Köppel, als Mitglied des EHC Kloten habe er früher oft die Auswärtsspiele der ersten Mannschaft in Biel besucht, in der Zeit, als dieser eine Macht war, es seien oft «traumatische Erfahrungen» gewesen, Kloten war nicht siegreich.

An diesem Abend jedoch wird der Chefredaktor und Verleger der «Weltwoche» als Sieger zu seiner Frau und dem am Montag geborenen Töchterchen heimkehren, im Hotel «Continental» bestreitet er ein Heimspiel ohne Gegner. Es waren die Tage nach dem 9. Februar, die ihn zu einem Vortragsreisenden in Sachen Schweiz machten, und zwar gehe es ihm nicht um Ambitionen auf ein politisches Amt, wie er beteuert, sondern der Ärger über die Reaktionen nach dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative, im Bundesrat, in den Medien, «und es ging weiter und wurde immer schlimmer», bei den Uni-Rektoren, dieser «Lawine aus Negativismus» setzt er nun seinen Aufruf zu Selbstbewusstsein entgegen, und wer noch kein «Weltwoche»-Abo habe, könne dies auch noch gerne ändern.

Für Köppel ist der 9. Februar eine «Sternstunde der direkten Demokratie», erreicht nicht etwa durch ein knappes (der Ja-Stimmen-Anteil betrug 50,3 Prozent), sondern ein «deutliches Resultat» angesichts all der Kräfte, die gegen die Initiative gewesen seien, und ihrer «Propagandawalze»: «Es ist doch unglaublich, wie unabhängig die Leute abgestimmt haben.» Er fordert die «Rückkehr zur Selbstbestimmung» in Sachen Migration, dazu habe ihn auch ein Freund, ein linker Schauspieler, angehalten. Der 9. Februar sei darum auch nicht Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit, sondern das Schweizer Volk habe die Kernfrage, ob es in Europa noch einen unabhängigen Staat geben dürfe, bejaht. Die Personenfreizügigkeit sei nämlich nicht bloss Teil eines freien Marktes, sondern eines der hochpolitischen Instrumente, die der Umwandlung der EU von einem Staatenbund in einen Bundesstaat dienten.

Entlarvt worden sei ferner der «bilaterale Schwindel» der «EU-Turbos und Roger de Wecks dieser Welt», welche die Bilateralen Verträge bloss als Etappe zur EU-Mitgliedschaft befürwortet hätten. Was das Forschungsprogramm «Horizon 2020» betreffe, da könne die Schweiz bloss «froh sein, dass wir da nicht mitmachen», würden doch nicht nur Forschungsprogramme, sondern auch politische Anliegen finanziert. Das Abstimmungsresultat sei also «die grosse Chance, mit der EU endlich klare, ehrliche Beziehungen zu pflegen», konstruktiv, weltoffen, aber selbstbestimmt. Ob das diplomatische Korps der Schweiz diese Botschaft aber glaubhaft vertreten könne, da habe er so seine Zweifel. Auch traut Köppel dem Bundesrat zu, eine möglichst nicht mehrheitsfähige Umsetzung der Initiative zu präsentieren. Dabei sei die Schweiz keineswegs zu klein für den Alleingang: «Das steht schon in der Bibel», sagt er und bringt das Beispiel von David, der Goliath besiegt, weil er nach seinen eigenen Regeln spielt.

Apropos «eigene Regeln»: Im Publikum hat ein Mann zu Beginn in der «Weltwoche» geblättert. Beim Anblick von Gewerkschaftsökonom Daniel Lampart meinte er zu seinem Kollegen: «Der ist bei mir auf der Abschussliste. Ich habe ihn gesehen in der ‹Arena›, wie er einen Deutschen verteidigt hat. Der ist ein Verräter.»

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