Sie sind hier

Abo

Biel

Das Tor zur Altstadt sichtbar machen

Der Eingang zur Altstadt bei der Mühlebrücke soll zur Begegnungszone werden: Das fordert der Bieler GLP-Stadtrat Dennis Briechle. Die Stadtregierung meint, das wäre kontraproduktiv. Eine Begegnungszone würde dem Platz seine Wirkung als Tor zur Altstadt nehmen.

Der Eingang zur Altstadt an der Mühlebrücke werde oft als versteckt wahrgenommen, findet Stadtrat Dennis Briechle. Sein Vorschlag: Eine Begegnungszone könnte das 
ändern. Bild: 
Susanne Goldschmid

Lino Schaeren

Es war ein ungewohntes Bild in der Bieler Altstadt: Nachdem im Jahr 2015 in der Untergasse und der Schmiedengasse umfangreiche Werksleitungserneuerungen vorgenommen worden sind, wurden die Strassenoberflächen nicht wieder mit Pflastersteinen, sondern mit einem Schwarzbelag gestaltet. Eine provisorische Massnahme, da es nach dem Auffüllen der Baugruben zu Bodensenkungen kommen kann.

Nach einer Wartezeit von rund zwei Jahren erhalten die Strassen nun aber ihr definitives Erscheinungsbild. Der ganze Perimeter wird bis Ende Juli wieder mit Pflastersteinen bestückt. Bei der Einmündung des Kirchgässlis in die Schmiedengasse und ab der Kirchmauer bis zum «St. Gervais» wird die Oberfläche als Platz gestaltet. Und: Der ganze Bereich wird zur Begegnungszone. Es wird also künftig Tempo 20 gelten, Fussgänger haben immer Vortritt. Für die Neugestaltung hatte der Bieler Stadtrat im Dezember einen Kredit von 1,8 Millionen Franken gesprochen.

Im Februar wurde dann von Dennis Briechle (GLP) ein dringliches Postulat eingereicht: Er fordert den Gemeinderat auf, die Begegnungszone von der Schmiedengasse auf den Platz an der Mühlebrücke auszudehnen. Der Postulant zeigt sich überzeugt, dass dadurch der Eingang in die Bieler Altstadt attraktiver werden könnte. Der Gemeinderat aber findet: Die Massnahme würde genau das Gegenteil bewirken.

 

Kriterien bereits erfüllt?
Briechle hat sich mit Vertretern von SP und Grüne zusammengetan. Er schreibt in seinem Vorstoss, dass der Platz an der Mühlebrücke aus Richtung Innenstadt als Tor zur Altstadt diene. Durch seine Gestaltung mit Pflasterung sei er bereits heute als Teil des alten Stadtteils erkennbar. «Durch seinen Miteinbezug in die Begegnungszone Untergasse/Schmiedengasse wird diese Funktion noch gestärkt», findet Briechle. Seine Forderung sei zudem mit einfachen Mitteln umsetzbar: Gegenüber der Kanalgasse könne die neue Begegnungszone etwa durch zur Altstadt passenden Steinstelen abgegrenzt werden; an einer Stelle unterbrochen für die Einfahrt in den Perimeter. Das Tor zur Altstadt, das heute oftmals als etwas versteckt wahrgenommen werde, solle durch diese Massnahme attraktiviert werden.

Die Stadtregierung hält jedoch nichts vom Vorschlag, die geplante Begegnungszone nachträglich auszuweiten. «Faktisch erfüllt der Platz schon heute quasi die Kriterien einer Begegnungszone», schreibt sie in ihrer Antwort auf das Postulat. Um mit einem Auto auf den Platz zu gelangen, müsse ein Trottoir überquert und dabei den Fussgängern den Vortritt gewährt werden. Da die zentrale Fläche zudem keine klar definierbare Fahrbahn aufweise, betrage die Fahrgeschwindigkeit bereits heute zwischen Mühlebrücke und Schmiedengasse nicht mehr als 20 bis 25 Stundenkilometer. «Bereits heute funktioniert die gemeinsame Nutzung des gesamten Platzes mit den Fussgängern gut.»

 

«Bringt keine Vorteile»
Das alleine würde aber noch nicht gegen die Einführung einer Begegnungszone sprechen. Der Gemeinderat führt denn auch weiter an: Würde eine Begegnungszone eingerichtet, würde die heutige Charakteristik als Platz verschwinden. Dies, da der Platz an der Mühlebrücke laut Vorstossantwort zwingend die Gestaltung des Strassenraums von Schmiedengasse und Untergasse übernehmen müsste, sollte er deren Begegnungszone zugewiesen werden. «Die Schmiedengasse würde damit direkt in die Kanalgasse münden und die heutige Torwirkung des Platzes ginge verloren.» Zu guter Letzt müsste aus verkehrstechnischen Gründen laut dem Gemeinderat auch der heutige Fussgängerstreifen, der die Nidaugasse mit der Altstadt verbindet und die dazugehörige Ampelanlage versetzt werden.

Deshalb könne zusammenfassend festgehalten werden, dass die geforderte Massnahme «weder für den Langsamverkehr oder den motorisierten Individualverkehr, noch für die Sicherheit Vorteile mit sich brächte». Deshalb verzichte der Gemeinderat auf eine Integration des gepflästerten Platzes in die Begegnungszone. Dem Stadtrat beantragt die Regierung, das Postulat als erfüllt abzuschreiben. Das Parlament behandelt den Vorstoss kommende Woche.

*****************************************************************

Weitere Begegnungszone gefordert

Ein weiteres Postulat, das der Stadtrat nächste Woche behandelt, fordert eine Begegnungszone auf der Bubenbergstrasse zwischen Dufourstrasse und Oberer Quai. Urheberin ist Salome Strobel (SP), der Vorstoss wurde auch von Vertretern der Grünen und der GLP mitunterzeichnet.

Im Bereich, für den eine Begegnungszone gefordert wird, soll demnächst eine Tempo-30-Zone realisiert werden. Das hatte der Stadtrat im September 2017 beschlossen. Die Antwort des Gemeinderats fällt deshalb kurz aus: Er möchte erst einmal die Tempo-30-Zone umsetzen, die «Zweckmässigkeit einer Einführung von Begegnungszonen» wolle er erst später prüfen. Er beantragt, das Postulat erheblich zu erklären. lsg

Nachrichten zu Biel »