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Wahlen mit Zwahlen

Dem Kanton Bern steht ein Wahlkrimi bevor

Kann die Linke mit Erich Fehr als Kandidat die Mehrheit in der Berner Regierung zurückerobern? Es zeichnet sich ein enges Rennen mit der bürgerlichen Konkurrentin ab. Teil drei der Serie “Wahlen mit Zwahlen”.

Bild: zvg
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Am 27. März kommt es zum grossen Kampf um die Mehrheit in der Berner Regierung. Denn die Seeländer Regierungsrätin Beatrice Simon (Die Mitte) stellt sich nicht mehr zur Wahl und das links-grüne Lager sieht darin die Chance, den 2016 verlorenen Sitz zurückzuerobern. Damals kam es zu vorgezogenen Neuwahlen, da die beiden SP-Regierungsräte Andreas Rickenbacher und Philippe Perrenoud zurücktraten. Christoph Ammann schaffte es zwar, den einen SP-Sitz zu verteidigen. Doch im Berner Jura setzte sich SVP-Mann Pierre Alain Schnegg durch und durchbrach damit die zehn Jahre andauernde linke Dominanz in der Regierung. 

 

Der Mann, der das Kräfteverhältnis zu Gunsten der Linken korrigieren und den vierten der sieben Sitze zurückerobern soll, ist der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr. Er tritt dazu mit den Bisherigen Evi Allemann (SP), Christoph Ammann (SP) und Christine Häsler (Grüne) an. Ebenfalls mit einer Vierer-Liste steigt das bürgerliche Bündnis ins Rennen. Hier komplettiert Astrid Bärtschi (Die Mitte) die Liste der Bisherigen Philippe Müller (FDP), Christoph Neuhaus (SVP) und Pierre Alain Schnegg (SVP).

 

Es kommt also zum direkten Duell zwischen Fehr und Bärtschi. “Das ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen”, kommentiert der Politologe Mark Balsiger die Ausgangslage in der Sendung “Wahlen mit Zwahlen” von “Telebielingue”. Für Astrid Bärtschi spreche, dass der Kanton Bern immer noch bürgerlich dominiert sei. Zwar in reduzierterem Ausmass als früher, “aber er wählt und tickt immer noch so”. Erich Fehr sei aber, so der Politologe, ein eingemitteter Sozialdemokrat und seit zehn Jahren Stadtpräsident von Biel, wodurch man ihn in diesem grossen Wahlkreis kenne. “Das macht ihn zu einem ernstzunehmenden Herausforderer”, sagt Balsiger und führt weiter aus: Fehr könne bis weit in die politische Mitte und bei moderaten Bürgerlichen Stimmen holen. Dass er nicht zu den dogmatischen Sozialdemokraten gehöre, sei von Vorteil. 

 

Was aber ist mit den anderen Kandidatinnen und Kandidaten für die Regierung? Alles spricht vom Duell Fehr-Bärtschi, dabei sind es insgesamt 18 Köpfe, die zur Auswahl stehen. Kann sich am Ende sogar eine andere Herausforderin durchsetzen? Oder wackelt der Sitz einer bisherigen Regierungsrätin? Beide Fragen beantwortet Politologe Balsiger mit einem klaren Nein. Im Kanton Bern sei es Standard, dass Bisherige wiedergewählt würden, das zeige die Statistik. Auch zeige die Erfahrung, dass die Regierungssitze unter den beiden grossen Blöcken - also Links-Grün und der bürgerliche Zusammenschluss - aufgeteilt würden. Die Kandidaturen der Piraten oder der Bewegung “Aufrecht Schweiz” bezeichnet er zwar als “Zeichen einer lebendigen Demokratie”, erachtet es aber als ausgeschlossen, dass diese den Einzug in die Regierung packen könnten. Was aber ist mit Casimir von Arx von der GLP oder EVP-Frau Christine Grogg? Beide haben Parteien mit Fraktionsstärke im Rücken. Dennoch gibt ihnen der Politologe beiden das Label “chancenlos”. EVP und GLP würden beide zwischen den beiden grossen Blöcken “zerrieben”. 

 

Und wie schätzt er die Situation im Berner Jura ein? Dort hat sich die Linke aus dem separatistischen und dem Pro-Bern-Lager zur so genannten “Ensemble socialiste” zusammengeschlossen und greift mit ihrem Kandidaten Peter Gasser den Sitz von Pierre Alain Schnegg an. Gasser, analysiert der Politologe, positioniere sich zwar inhaltlich als Gegenpol zu Schnegg, was im Wahlkreis ein Treiber sein könne. Aber: Da Gasser nicht Teil der rot-grünen Liste sei, würden ihm zum Sieg gegen Schnegg die Stimmen aus dem restlichen Kantonsteil fehlen. Deshalb sei auch seine Kandidatur wohl chancenlos. 


 

Info: In der Serie “Wahlen mit Zwahlen” vertieft “Telebielingue”-Redaktionsleiter Raphaël Zwahlen in regelmässigen Abständen die elementaren Aspekte zu den Kantonalen Wahlen vom 27. März. 

 

Der ganze Beitrag von Wahlen mit Zwahlen:

 

Die Kandidaturen für den Regierungsrat

 

Links-grüne Liste:

  • Evi Allemann, SP, Bern, bisher

  • Christoph Ammann, SP, Meiringen, bisher

  • Erich Fehr, SP, Biel

  • Christine Häsler, Grüne, Burglauenen, bisher

 

Bürgerliches Bündnis:

  • Astrid Bärtschi-Mosimann, Die Mitte, Ostermundigen

  • Philippe Müller, FDP, Bern, bisher

  • Christoph Neuhaus, SVP, Kaufdorf, bisher

  • Pierre Alain Schnegg, SVP, Champoz, bisher

 

Weitere Kandidaturen:

  • Jorgo Ananiadis, Piraten, Ostermundigen

  • Joshua Baumann, Aufrecht Schweiz, Bern

  • Pascal Fouquet, Piraten, Toffen

  • Peter Gasser, Ensemble socialiste, Bévilard

  • Christine Grogg, EVP, Bützberg

  • Verena Lobsiger-Schmid, parteilos, Interlaken

  • Bruno Moser, menschen:partei, Biel

  • Mark Steiner, Aufrecht Schweiz, Ittigen

  • Paolo Tramacere Dalyan, parteilos, Thun

  • Casimir von Arx, GLP, Schliern

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