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Biel

«Den Grünen geht die Arbeit nicht aus»

Als die Bielerin Daphné Rüfenacht 2011 zur Grossrätin gewählt wurde, sagte man ihr, eine Grüne könne im Kantonsparlament nicht allzu viel ausrichten. Sechs Jahre später sagt sie, sie hätte gerne noch weitergemacht.

Daphné Rüfenacht auf einem Hof in Suberg. Hier übergab sie ihr Amt an den Grünen Christoph Grupp. Bild: Deborah Balmer

Deborah Balmer

Nächste Woche beginnt im Berner Rathaus die Novembersession mit einer schwergewichtigen Spardebatte. Für die grüne Bieler Grossrätin Daphné Rüfenacht auch ein Grund zur Freude: Während ihre Grossratskollegen sich in die Sessions-Unterlagen einlesen, kann sie entspannen. «Ich war erleichtert, dass dieses Mal keine Post aus Bern im Briefkasten lag», sagt sie. Hunderte Seiten müssen ihre früheren Grossratskolleginnen und -kollegen im Vorfeld der Session wälzen. Dazu kommen zahlreiche Briefe von Organisationen, die die Parlamentarier erhalten. Der Tenor ist dieses Mal klar: «Bitte sorgen Sie dafür, dass bei uns nicht gespart wird.»

Trotz dieser Erleichterung sagt Rüfenacht ebenso: «Ich wäre gerne noch etwas länger Grossrätin geblieben.»

Bereits Anfang September hatte die studierte Geografin bekannt gegeben, dass sie sich aus familiären Gründen aus dem Kantonsparlament zurückziehen werde. Vor sechs Jahren kam sie für die Grünen in den Grossen Rat. Bis ins Jahr 2013 blieb sie daneben Bieler Stadträtin, auch diese Funktion führte sie insgesamt sechs Jahre aus.

Diese Woche reichte Daphné Rüfenacht den Stab ganz offiziell an ihren Nachfolger, den Stadtrat und Fraktionspräsident der Grünen Biel, Christoph Grupp, weiter. Auf dem Hof von Grossrat Kilian Baumann (Grüne, Suberg) traf man sich zur offiziellen Übergabe. Ein Ort, der gut zu den Grünen, aber eben auch besonders gut zu Daphné Rüfenacht passt. Die Landwirtschaft ist ein Thema, das die Politikerin in all den Jahren begleitete. Sie hat sich in den Bereichen Raumplanung, Natur- und Kulturlandschutz einen Namen gemacht.

In den letzten Jahren konnte sie als Co-Präsidentin der Kulturlandinitiative und als Mitglied der grossrätlichen Bau-, Energie-, Verkehrs- und Raumplanungskommission mitwirken und wichtige grüne Anliegen gesetzlich verankern. «Das war eine grosse Arbeit, aber ich war mit dem Resultat zufrieden», sagt sie.

 

«Mach dir keine Hoffnungen»
Bei ihrem Einzug ins Kantonsparlament hatte man ihr mitgegeben, dass die Mehrheitsverhältnisse im Grossen Rat andere seien als im Bieler Stadtrat. «Man sagte, dass ich mir keine allzu grossen Hoffnungen auf viel Veränderungmöglichkeiten machen soll.» Rückblickend findet sie: «Man darf nicht zu ehrgeizig sein, aber wenn man Allianzen schmiedet, lässt sich durchaus etwas ausrichten.»

Anders als im Bieler Stadtrat war sie mit den meisten Anliegen zwar plötzlich in den meisten Geschäften in der Minderheit, fand aber eine Lösung: «Es war notwendig, auch über das eigene Lager hinaus zu überzeugen.» Das ist der Rat, den Rüfenacht diese Woche an ihren Nachfolger weitergab.

 

Kind ist chronisch krank
Letzten Frühling ist Rüfenacht zum zweiten Mal Mutter geworden. Der Junge leidet an einer chronischen Krankheit und braucht viel Pflege. Das ist der Grund, weshalb sie sich zu einem Rücktritt entschlossen hat, obwohl sie gerne weitergemacht hätte. Denn: «Den Grünen geht die Arbeit noch lange nicht aus.» Umweltschutz ist ihr wichtig. Sie spricht davon, dass die Gletscher weiter schmelzen. Sie ärgert sich, dass der Flugverkehr, «ein grosser Verursacher des Klimawandels, nirgends hinterfragt wird». Es sei in unserer Gesellschaft selbstverständlich, bis fünf Mal pro Jahr irgendwohin zu fliegen.

 

Neue Arbeit bei der Stadt Biel
Was war in den sechs Jahren im Grossen Rat besonders schwierig? «Ganz klar das Entlastungspaket 2014», sagt sie. Damals habe sie zusehen müssen, wie wertvolle Dienstleistungen gestrichen worden seien. «Wir dachten, es reiche nun lange. Nun stehen wir aber schon wieder unmittelbar vor einer neuen kolossalen Sparrunde.» Auch wenn Rüfenacht nun nicht mehr im Parlament vertreten ist, wird sie mitverfolgen, was in Bern entschieden wird.

Sie selber beginnt ab Dezember als stellvertretende General-
sekretärin der Baudirektion der Stadt Biel zu arbeiten.

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