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Brügg

In den Köpfen ist es bereits gebaut

2028 soll in Brügg das neue Spitalzentrum für die Region Biel eröffnet werden. Trotz verbleibender Hürden sind die Verantwortlichen dermassen vom Vorhaben überzeugt, dass sie keinen Plan B haben.

Vom neuen Spital (türkis) bietet sich den Patientinnen und Patienten ein Blick ins Grüne – und aufs Wasser. Visualisierung: zvg

von Carmen Stalder

Seit zwei Jahren ist klar, dass das Spitalzentrum im Bieler Beaumont-Quartier nicht saniert wird. Stattdessen soll es vom Berg in die Ebene hinunter ziehen. Vor gut einem Jahr hat sich herauskristallisiert, dass der Neubau in Brügg am Nidau-Büren-Kanal zu stehen kommen soll (das BT berichtete).

Im vergangenen Jahr haben die Gemeinde Brügg und die Spitalzentrum Biel AG eine Machbarkeitsstudie zum Vorhaben in Auftrag gegeben. Gestern haben die Verantwortlichen die Ergebnisse präsentiert – mitsamt eindeutigem Fazit: Das Vorhaben, den Spitalneubau im Brüggmoos anzusiedeln, überzeugt.

«Auf diesen Moment haben wir lange gewartet», sagt Thomas von Burg, Verwaltungsratspräsident des Spitalzentrums. Gemeinsam mit dem Kanton und der Gemeinde Brügg habe man sich auf diesen «ausgezeichneten» Standort geeinigt. Eine im September von den drei Akteuren unterzeichnete Absichtserklärung bekräftigt den gemeinsamen Willen, den Weg für eine zeitnahe Realisierung zu ebnen.


30 Millionen für Umgebung

Dank dem Neubau kann das SZB von einem in die Jahre gekommenen Spital in eine topmoderne Infrastruktur wechseln. Der Standort bleibt in der Region, ist aber um einiges besser erschlossen: mit direktem Autobahnanschluss, einer Buslinie sowie einem noch zu erstellenden Fussgänger- und Veloweg.

Letzteres gehört zu einer Reihe von Massnahmen, von denen Brügg profitieren soll. Geplant sind etwa eine Parkanlage mit naturnaher Ufergestaltung, ein Sportpark für In- und Outdoor-Aktivitäten und eine neue Brücke über den Kanal. Insgesamt sollen 30 Millionen Franken in die Umgebung investiert werden – bezahlt durch das SZB sowie eidgenössische, kantonale und regionale Förderprogramme. «Für uns ist das eine einmalige Chance», sagt Gemeindepräsident Marc Meichtry (Brügg for you).

Er glaubt, dass das Spital Brügg in eine Aufwärtsspirale katapultieren könnte. Seine Vision: Die gesteigerte Lebensqualität und die Aufwertung des Quartiers bringt Immobilienbesitzer dazu, ihre Objekte zu sanieren oder alte Einfamilienhäuser zugunsten moderner Überbauungen abzureissen. All dies lockt gute Steuerzahler nach Brügg, was wiederum die Kasse der Agglomerationsgemeinde aufbessert.

Das letzte Wort in der Standortwahl haben allerdings die Brüggerinnen und Brügger, die im März zunächst über einen Planungskredit für das Vorhaben befinden. Zudem wird die Gemeindeversammlung voraussichtlich 2023 über eine Änderung der Zonenordnung entscheiden.


Angst vor dem Verkehr

Meichtry ist sich bewusst, dass dem Projekt nicht alle vorbehaltlos gegenüber stehen. Manche befürchten Lärm durch Helikopterflüge und Ambulanzen, andere sehen eine Verkehrslawine das Dorf überwälzen – generiert doch das Spital im Beaumont täglich 2100 individuelle Fahrten, jährlich 7500 Einsätze mit der Ambulanz sowie eine Helikopterlandung pro Woche.

Die Machbarkeitsstudie zeigt indes auf, dass sich der Standort Brüggmoos in verkehrstechnischer Hinsicht für das neue Spitalzentrum eignet und dass eine Verkehrsabwicklung mit dem bestehenden Strassennetz möglich ist. Um die Bevölkerung davon zu überzeugen, gibt es ab diesem Wochenende eine Ausstellung im Freien mit allen Informationen.

Die Verantwortlichen hoffen derweil nicht nur auf ein Ja der Brüggerinnen und Brügger, sie gehen praktisch schon davon aus: «Wir haben keinen Plan B», sagt Spitaldirektor Kristian Schneider. Man sei derart überzeugt vom Standort Brügg, dass der ursprünglich zweite Favorit, das Bözingenfeld, aktuell nicht mehr zur Debatte steht.

Läuft alles glatt, werden 2024 die ersten Bagger auffahren. Nach vierjähriger Bauzeit soll das Spital 2028 den Betrieb aufnehmen. Wie viel das Grossprojekt kosten wird, ist noch unklar – von Burg rechnet mit 180 bis 210 Millionen Franken. Finanziert wird der Neubau hauptsächlich durch Eigenmittel und Anleihen der Spitalzentrum Biel AG. Rund 85 Millionen soll der Kanton beitragen. Erst muss der Grosse Rat allerdings noch eine Umwidmung des eigentlich für die Spitalsanierung gesprochene Geld genehmigen, was für den kommenden Juni vorgesehen ist.

Info: Die Ausstellung «Spitalneubau Biel-Brügg» präsentiert ab Samstag und bis Mitte März die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie. Die Infotafeln befinden sich im Aussenbereich der Mehrzweckanlage Erlen in Brügg.

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