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Biel

In der Altstadt pulsiert wieder das Leben

Nach zwei Jahren Zwangspause ist der First Friday in die Bieler Altstadt zurückgekehrt. Dicht an dicht drängten sich die Menschen in den Gassen, praktisch jedes Lokal war ausgebucht.

Copyright: Raphael Schaefer / Bieler Tagblatt

Carmen Stalder und Hannah Frei

Was sich am Freitagabend in der Bieler Altstadt abspielte, hätte man sich vor drei Wochen wohl noch kaum vorstellen können. Dicht an dicht standen Menschen in Gruppen, plauderten, hielten sich warm und stiessen miteinander an, auf den First Friday, das Strassenfest, das die halbe Stadt zusammenbringt. Zwei Jahre mussten die Gewerbetreibenden und die Feierlustigen darauf warten. Kein Wunder, dass sich an dieser Ausgabe praktisch jeder Laden in der Altstadt beteiligen wollte. Crêpes gab es mit jeglichem Inhalt an jeglichen Orten. Und wem das nicht passte, durfte sich auf «Chäsbrägu», Chili con Carne oder Suppe freuen. Schnaps gab es warm, mit Apfelsaft, mit Ingwer. Und warm und süss war auch der Wein. Das kam den Besucherinnen und Besuchern recht. Denn draussen wurde es bald einmal eisig.

Drinnen hingegen sah es ganz anders aus. In der Römerquelle etwa liefen der Schweiss und der Zapfhahn heiss. Ein ungewohntes Gefühl nach zwei Jahren Distanz bewahren. Ausgelassen war die Stimmung, die Musik war laut. Doch wer sein Getränk gefasst hatte, versuchte meist, durch die Menschenmenge nach draussen zu flüchten. «Da drin habe ich mir wohl gerade jeden möglichen Virus eingefangen», meinte ein Besucher, drei Becher Bier und Wein nach draussen balancierend. So ganz verschwunden sind sie eben doch noch nicht, die Gedanken an die Pandemie, die solches Treiben in den vergangenen Monaten nicht zugelassen hat.

 

Und dann kamen die Fasnächtler

Den Hunger stillte man am besten gleich zu Beginn des Abends. Ab 20 Uhr war jedes Restaurant und jede Bar voll. Und bei den Strassenständen gingen die Crêpes und die Suppe langsam aus. Da hiess es also: Entweder draussen durchhalten oder sich etwas weiter entfernt ein Platz im Warmen suchen.

Wer dachte, sich am Freitag in der Bieler Altstadt vor den Fasnächtlerinnen und Fasnächtlern verstecken zu können, wurde böse überrascht. Gegen 22 Uhr, also dann, wenn die Bars ihre Stände nach drinnen verschieben müssen, wurde es in der Schmiedegasse plötzlich laut. Eine Clique hatte sich dorthin verirrt, setzte zum Schlag und zum Pusten durch das Blech an und spielte in aller Ruhe darauf los. Das sorgte bei den First-Friday-Liebhabenden durchaus für Verwunderung. Ein langes Konzert wurde daraus jedenfalls nicht.

Sie hätten sich bewusst für die Altstadt und nicht die Fasnacht entschieden, sagte ein Paar aus Biel, das unter dem grossen Baum beim Engelbrunnen an seinen Bechern nippte. Wegen der Musik, meinten sie – und vor allem, weil endlich wieder der erste Freitag des Monats gefeiert werden könne. Sie geniesse das Zusammensein, die vielen Leute und gemeinsam etwas zu trinken, sagte sie. «Das ist halt einfach Biel», ergänzte er.

 

Eine gelungene Rückkehr

Am nächsten Tag, nach einer «strengen Nacht», meldet sich Mitorganisator Reto Bloesch am Telefon. Ein super Abend sei es gewesen, mit «wahnsinnig vielen Leuten und einer friedlichen Stimmung». Weil am gleichen Abend Fasnacht war und kalte Temperaturen vorherrschten, habe er nicht mit einem so grossen Besucheraufmarsch gerechnet. «Aber die Leute haben es wohl einfach wieder einmal gebraucht», so Bloesch. Auch von den Gewerbetreibenden habe er gute Rückmeldungen erhalten – deren Geschäft sei gut gelaufen, was ja mitunter ein Ziel des First Friday sei.

Das Trio rund um Bloesch will nun wieder monatlich in die Altstadt einladen. Das Programm müsse man noch etwas analysieren und den Fokus wohl vermehrt auf Livekonzerte anstatt auf DJs setzen. Am ersten Freitag im April geht es gleich damit los: Bloesch kündet ein Konzert von Irina & Jones an.

Stichwörter: Biel, First Friday, Kultur

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