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Orpund

Der Austausch mit dem Wallis

Ganz im Zeichen der Zweisprachigkeit stand eine Projektwoche an der Oberstufe. Schüler aus Monthey im Wallis und Orpund besuchten sich gegenseitig. Nidau war mit einer Klasse ebenfalls beteiligt.

  • 1/4 Bilder: Olivier Gresset
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(nid) Es wird geschäftig gearbeitet im Klassenzimmer der 7a von Lehrer Alain Pichard im Oberstufenzentrum Orpund. Zweier- und Dreier-Gruppen tüfteln intensiv an einem zweisprachigen Bericht über die Stadt Biel. Die dreizehnjährigen Schülerinnen Aurora, Lea und Yolande sitzen zu dritt am Laptop und tippen ihren Bericht zu Sehenswürdigkeiten der Stadt Biel ein. Yolande nimmt ihr Wörterbuch zur Hand, um Wörter von Französisch auf Deutsch zu übersetzen. Sie ist eine der insgesamt rund 50 Schüler aus dem Unterwallis, die an der Projektwoche in Orpund teilnehmen.

 

500 Schüler sind dabei

Lanciert wurde die Projektwoche vom Kanton Wallis aus. Üblicherweise wird dort ein zweisprachiger Schüleraustausch zwischen dem Ober- und Unterwallis gemacht. Da es aber in diesem Jahr zu wenig Schüler im Oberwallis gibt, wurden Deutschschweizer Schulen im Kanton Bern angefragt. Neben Orpund machten auch Nidau und Thun beim Projekt mit (siehe Zweittext). Insgesamt 500 Schüler nehmen an diesem Grossprojekt teil. Die Schüler aus Orpund wurden jeweils einem Partner der Schule in Monthey zugeteilt. «Im Januar gab es ein erstes Treffen im Wallis, bei dem sich die Gastfamilien gegenseitig kennenlernen konnten», erklärt Nicole Mäder, Klassenlehrerin der 7b. Danach tauschten sich die Partner per Briefe, E-Mails und SMS aus - in beiden Sprachen natürlich.

Ziel der Woche war es in erster Linie, die jeweils andere Sprache, aber auch eine neue Gegend kennenzulernen. Die Hälfte der Orpunder Schüler reiste am Wochenende vom 27. April ins Wallis zu ihren Gastfamilien, während die andere Hälfte in Orpund ihre Walliser Gäste empfingen. In der Wochenmitte wurde dann getauscht, die Walliser Gastschülerinnen reisten mit ihren Partnerinnen ins Wallis, wo am Donnerstag und Freitag der Unterricht in der Gastschule in Monthey stattfand. «Es ist eine riesige Organisation und mit viel Aufwand verbunden», sagt Nicole Mäder.

 

«Ich vermisse sie sehr»

So sitzen nun die drei Mädchen an ihrem Bericht, den sie mit Bildern des Postenlaufs am Morgen illustrieren. Aurora wurde von Yolande aufgrund eines Steckbriefes als Partnerin ausgewählt. Auf Französisch erklärt Yolande, dass sie das Wochenende in der Familie von Aurora verbrachte. «Wir besuchten einen Zoologischen Park und gingen an den Bielersee», sagt Yolande. Sie findet Aurora sehr sympathisch und es gefällt ihr sehr gut in Orpund und auch in Biel. «Die Leute hier sind alle sehr nett.» Aber sie freue sich auch, wieder ins Wallis zu ihren Eltern zurückzukehren. «Ich vermisse sie sehr», sagt Yolande. «Ich schreibe ihnen regelmässig Nachrichten.» Aurora hingegen freut sich auf die Tage im Wallis. «Ich möchte mein Französisch verbessern», sagt sie. Lea hingegen wird in Orpund bleiben und die zweite Hälfte der Klasse aus Monthey empfangen. «Die Mutter meiner Partnerin ist im Spital, deshalb mussten sie aus dem Projekt aussteigen», bedauert Lea.

 

Besorgte Eltern

Neben solchen unvorhergesehenen Ausfällen hatten die Lehrkräfte Mäder und Pichard auch mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. «Einige wenige Schüler wollten oder durften an diesem Projekt nicht teilnehmen», sagt Pichard. Vor allem hatten ihre Eltern Bedenken, ihre Kinder ein paar Tage in fremde Obhut zu geben. So hatten auch die Eltern von Aurora zuerst Einwände. «Aber dass sie die Eltern von Yolande im Vorfeld kennenlernen konnten, überzeugte sie», so Alain Pichard. Der Kontakt zwischen den Schulen wird nach der Projektwoche weitergeführt, sicherlich werden wiederum Briefe geschrieben. Angedacht ist auch eine gemeinsame Schulreise im Sommer. «Aus einigen Partnerschaften haben sich Freundschaften entwickelt», freut sich Alain Pichard.

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Bowlen mit den Deutschschweizern

 

(nkl) «Deux langues - ein Ziel»: Unter diesem Slogan lernte auch die Sekundarklasse 8c der Balainen-Schule Nidau ihre Alterskollegen aus dem Wallis kennen. Die Hälfte der Klasse empfing ihre Partner am Samstag, 27. April, am Bieler Bahnhof. Ihre Projektwoche dauerte acht Tage, also bis am 5. Mai. Anders als bei der Schule Orpund sind die welschen Partner aus dem Wallis in Ayent zu Hause. Am Samstag verbrachten die Kinder den Nachmittag im Bowling Center Ipsach. Das Spiel bereitete viel Spass und sorgte für eine lockere Stimmung. «C'était trop cool, de jouer du bowling avec des Suisses allemandes», sagt Schülerin Lea stellvertretend. Am Sonntag besuchten einige das Einkaufszentrum Westside in Brünnen, während andere den freien Tag zusammen mit ihrem Gast individuell bei der Familie verbrachten. Am Montag war dann Schulalltag. Die «Gspändli» lernten die anderen Gruppen kennen. Später besichtigten die Schüler mit ihren welschen Kollegen die Sehenswürdigkeiten rund um Biel und Nidau. Am Dienstag versuchten sich die Teilnehmer als Köche. Die von den Nidauer Schülern vorbereiteten Menüs galt es umzusetzen. Am Mittwoch gab es dann Sprachspiele zur weiteren Verbesserung der zweiten Landessprache. Am selben Tag wurde schliesslich der fliegende Wechsel gemacht und die Kinder aus dem Seeland reisten nach Ayent, während die andere Hälfte der Balainen-Klasse mit ihren Partnern nach Nidau zurückkehrten. Der rege Austausch kann in elektronischer Form dank Smartphones weitergeführt werden.

Kommentare

faktus

Die fröhlichen Kinderlachen der Austauschschülerinnen gibt ein freudiges Gegengewicht zu oftmals nur "negativen" Schlagzeilen über die "heutige Jugend"! Solche sprachliche Vermischungen zwischen der Romandie und der Deutschschweiz sollten zu einem "Muss" werden. Zu oft noch, beharren die verschiedenen Kulturen auf ihrer eigenen Sprache und geben keinen Millimeter nach, die "andere" Kultur kennen zu lernen (und auch zu akzeptieren)! Diese Haltung spürt man auch im Bericht über die Aengste der Eltern, ob das auch wirklich gut geht in der "Suisse allemande" ! Darum: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr"!


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