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Biel

Der Dialograum ist beschlossen

Die Mitglieder der Dialoggruppe haben sich im Rahmen des Dialogprozesses Westast zum dritten Mal getroffen: Der Prozess schreite nur schleppend voran, hiess es anschliessend. Uneinig sind sich Befürworter und Gegner, wofür man wie viel Geld ausgibt.

Symbolbild: Keystone
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Deborah Balmer

Wenn sich die Dialoggruppe in der Lösungsfindung um den Bieler A5-Westast trifft, sind das Vertreter von rund 30 Organisationen und gut 50 Personen, die am Runden Tisch zusammensitzen. So auch gestern, als sich im Berufsbildungszentrum an der Wasenstrasse unter anderem Vertreter des Berner Heimatschutzes, der Wirtschaftskammer Biel-Seeland, des Komitees «Westast – so nicht!» und des Komitees «Jetzt A5-Westast» trafen. Rund zweieinhalb Stunden ist diskutiert worden, wie Dialogsleiter Hans Werder an der anschliessenden Medieninformation sagte.

Seit rund sieben Monaten treffen sich die Befürworter und die Gegner des Westasts und die Behörden unregelmässig mit dem Ziel, eine breit abgestützte Lösung für die geplante A5-Autobahn im Westen der Stadt zu finden. Die Lösung soll im kommenden Juni präsentiert werden. Gestern war nun aber erstmals deutlich zu spüren, wie ehrgeizig der Zeitplan ist und wie schleppend der Prozess vorangeht: Sowohl Gegner wie Befürworter sagten, man dürfe keinesfalls Zeit verlieren. Bisher ist von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwar schon sehr viel diskutiert, allerdings noch nicht über konkrete Varianten gesprochen worden.

Die Dialoggruppe, die seit Februar zum dritten Mal zusammentraf, musste gestern Entscheidungen fällen, die Ende August in der Kerngruppe vorbereitet worden waren. Schon da hatte sich abgezeichnet, dass man auch die Öffentlichkeit in den Lösungsfindungsprozess einbeziehen möchte.

Partizipation konkretisieren

Das wurde nun bestätigt: Laut Hans Werder ist man sich einig darüber, dass man im Pavillon an der Seevorstadt einen Dialograum für die Bevölkerung zur Verfügung stellt. 25 000 Franken sind vorgesehen, um den Raum passend einzurichten, etwa mit Stellwänden, auf denen die Informationen zum Dialogprozess präsentiert werden. Im Raum sollen sich die Mitglieder der 30 Organisation treffen, aber auch Schulen und die breite Bevölkerung sollen wahrscheinlich einbezogen werden. Die kleinere Kerngruppe hat gestern den Auftrag erhalten, die Pläne zu konkretisieren.

Streitpunkt: Budget

Doch nur harmonisch ging es nicht zu und her: Ein Streitpunkt war gestern das Budget. Nach der Kerngruppe hat nun gestern auch die Dialoggruppe das Budget zurückgewiesen, wie Sprecher der westastkritischen Organisationen mitteilten. Das Problem: Nur ein Teil der 1,2 Millionen Franken, die für den Dialogprozess um den Bieler Westast zur Verfügung stehen, sind planbare Ausgaben: Etwa Geld für das Sekretariat oder die beiden externen Experten Fritz Kobi, Ingenieur, und Städtebauarchitekt Han van de Wetering.

Daneben gibt es unplanbare Ausgaben: So sollen weitere Spezialisten klären, wie es um die oberirdische Verkehrssituation in der Stadt Biel steht. Auf welchen Strassen ist die Verkehrssituation besonders gravierend? Welche Zahlen sind bereits vorhanden? Wo braucht man noch weiteres Datenmaterial? Welche Lösungen gibt es, um die Situation zu entschärfen? 50 000 Franken sind gestern für einen ersten Auftrag vergeben worden, wer sich dem annimmt ist noch offen. Und das ist erst ein erster Schritt: Die Westast-Gegner kritisieren, dass man bereits im ersten Arbeitsschritt zu viel Geld ausgibt, um die Verkehrssituation zu analysieren, obwohl «dazu schon Studien vorhanden sind», die vorgesehene Budgetverteilung also unausgewogen ist. So sagte Catherine Duttweiler vom Komitee «Westast – so nicht!» gestern, man solle auch andere Aspekte genauer untersuchen. Etwa der Einfluss des Verkehrs auf die wirtschaftliche Situation in der Stadt und Umweltaspekte.

Gegen Aussagen, man gehe nicht vorsichtig genug mit dem Geld um, wehren sich Westas-Befürworter. So sagte Peter Bohnenblust, TCS-Präsident der Sektion Biel/Bienne-Seeland: «Wir wollen kein Geld verschwenden, sondern sorgsam damit umgehen und eine Lösung finden, damit die Lebensqualität zurück in die Stadt kommt.»

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Ein Blick zurück

Die Opposition gegen die geplante Autobahn im Westen der Stadt Biel ist letztes Jahr immer grösser geworden. Ende 2018 gab der Kanton Bern dann bekannt, dass er das Projekt und das weitere Vorgehen mit Gegnern wie Befürwortern am Runden Tisch diskutieren will. Gleichzeitig wurde das laufende Projekt sistiert.

Eine repräsentative Meinungsumfrage des «Bieler Tagblatt» hatte zuvor im November 2018 gezeigt, dass die Kantonsvariante nur von 21 Prozent der Bevölkerung gutgeheissen wird. Fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) sagen damals, sie würden die Alternative «Westast so besser!» mit einem Tunnel und ohne Anschlüsse in der Stadt bevorzugen.

Auf der Website des Komitees «Westast – so nicht!» wird laufend über den Dialogprozess informiert. Eine offizielle Website fehlt bisher. bal

Stichwörter: Biel, A5-Westast, Dialoggruppe

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