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Erster Weltkrieg

Der Krieg klopft an

Heute vor 100 Jahren begann in der Schweiz die Mobilmachung. Der Krieg spaltete das Land entlang der Sprachgrenze.

General Ulrich Wille (zu Pferd, Bildmitte) am 20. September 1916 auf Truppenbesuch in Tavannes. Bild: zvg/mémreg

Als am 28. Juli 1914 der Erste Weltkrieg mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien begann, war die Schweiz militärisch vorbereitet. Seit 1907 wurde die Armee umorganisiert und modernisiert. Heute vor 100 Jahren stellte der Bundesrat die gesamte Armee auf Pikett und löste am 1. August die Mobilmachung aus, so das Historische Lexikon der Schweiz. Zwischen dem 3. und dem 7. August rückten an die 220 000 Mann in den Aktivdienst ein. Ein Grossteil davon in der Region Biel-Seeland Berner Jura: Aufgrund der aufflammenden Kämpfe im Elsass ordnete Ulrich Wille, der General der Schweizer Armee, am 11. August eine Konzentration der Truppen im Jura an. Die Region vom Mont-Vully bis zum Jolimont galt als Schlüssel in der Verteidigung des Landes und wurde zusätzlich befestigt.

Die militärische Bedrohung war real: Sowohl das Deutsche Reich als auch die Franzosen hatten Pläne, durch die neutrale Schweiz zu marschieren, um dem Feind in den Rücken zu fallen. Zudem kam es während der Kriegsjahre zu rund 1000 Grenzverletzungen.

 

Eine prekäre Lage

Obschon die Schweiz von kriegerischen Handlungen verschont blieb, litten Soldaten und Bevölkerung gleichermassen. Die Schweizer Behörden waren auf den Krieg weder wirtschafts- noch sozialpolitisch zureichend vorbereitet. Der Aktivdienst stellte an die Soldaten und die Bevölkerung grosse Anforderungen. Die prekäre Versorgungslage, die Verknappung und Verteuerung der Lebensmittel und Verbrauchsgüter, die sehr spät angesetzte Rationierung und die steigende Arbeitslosigkeit stürzten viele Wehrmänner und ihre Familien in die Armut.

In der Arbeiterstadt Biel beispielsweise wurden die Löhne bei Kriegsausbruch stark gekürzt - sie erreichten bis Kriegsende nicht mehr die reale Kaufkraft der Vorkriegszeit. Die Teuerung und die schlechte Lebensmittelversorgung verstärkten die Unzufriedenheit in der Arbeiterschaft. Im Gefolge einer Hungerdemonstration kam es im Juli 1918 zu Strassenkrawallen, die erst ein militärisches Aufgebot beendete. Dem Aufruf zum Landesstreik im November 1918 folgte die Bieler Arbeiterschaft fast geschlossen. 1919 wurde sogar eine kommunistische Partei gegründet.

 

Ein gespaltenes Volk

Das war nicht der einzige innenpolitische Konflikt, den der Krieg zur Folge hatte: Die Kriegsbegeisterung in Deutschland und Frankreich schwappte teilweise auch auf die Schweiz über. Da die französische Schweiz mit Frankreich und die deutsche Schweiz mit dem Deutschen Reich sympathisierte, entstand eine Kluft, die auch in Biel spürbar wurde. fm/nbo

 

Der Ausbruch des Kriegs lässt die Schweiz nicht unberührt. Die unterschiedlichen Sympathien für die Kriegsgegner beeinträchtigen das politische Klima – so auch in Biel. Lesen Sie hier mehr zu diesem Thema mit dem BT-Abo.

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