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Randnotiz

Die 7 bis 9 Katzen-Leben

Katzen haben sieben oder neun Leben – je nach Legende.

Beat Kuhn, Redaktor Region

Sieben, weil die Sieben eine heilige Zahl ist, wie man an den sieben Todsünden, den sieben Zwergen oder den sieben Bundesräten sehen kann. Und neun, weil den Pharaonen im alten Ägypten jeweils Neungänger serviert wurden, die von Katzen vorgekostet wurden. Wenn die Katze von einem Gang nichts probierte, liess auch der Pharao die Pfoten davon.

Das ist natürlich alles Aberglaube. Aber nach dem zu schliessen, was mir im letzten halben Jahr alles zugetragen worden ist, sind Katzen tatsächlich Überlebenskünstler: Als ich an einem Tag Ende Juni nach Hause kam, sagte meine Frau: «Du, Tigi ist weg.» Als Katzenflüsterer wusste ich sofort, dass etwas passiert sein musste, denn Tigi bewegte sich nie mehr als sieben Meter vom Haus weg und war nach spätestens neun Minuten wieder in der Wohnung.

So machten wir uns noch am selben Abend auf die Suche nach Tigi. Wir streiften durchs Quartier und riefen hierhin und dorthin ihren Namen. Zudem brachten wir an Schlüsselstellen Plakate an. Doch alle angeblichen Sichtungen, die uns in den folgenden Tagen aus der Nachbarschaft gemeldet wurden, stellten sich als Fehlalarm heraus.

Naja, Tigi war ja auch schon 18 Jahre alt, und das ist bei Katzen ein hohes Alter. Wahrscheinlich hatte sie einfach gespürt, dass es zu Ende geht, und sich dann im wahrsten Sinn des Wortes in die Büsche geschlagen, wie das Tiere vor dem Sterben oft tun. Nichtsdestotrotz meldeten wir sie auf dem Internet-Portal der Schweizerischen Tiermeldezentrale (STMZ) als vermisst. Ohne Feedback.

Nach einer Woche postete ich auf Facebook eine Art virtuellen Nachruf auf Tigi, und dass sie inzwischen wohl im Katzenhimmel angekommen sei. Da schrieb ein Facebook-Freund, er glaube, Tigi in seinem Quartier gesehen zu haben. Dort hatten auch wir vor Jahren gewohnt. Ob es Tigi an den alten Wohnort zurückgezogen hatte, wie das bei Katzen vorkommt? Wir schöpften noch einmal Hoffnung. Vergeblich.

Eine weitere Woche später begegnete ich zufällig einer Nachbarin aus dem Quartier, in dem wir bis vor einem Jahr gewohnt hatten, und berichtete ihr von unserem Verlust. Und da hatte die doch tatsächlich von einer Katze gehört, die nach zwei Wochen heimgekehrt war. Sie versprach, nach Tigi Ausschau zu halten. Aber Pustekuchen.

Kürzlich hat uns nun eine weitere Bekannte geschildert, wie sie ihre Katze nach sage und schreibe drei Jahren wiedergefunden hat. Sie habe sie unterwegs gesichtet und anhand ihres ungewöhnlichen Halsbandes zweifelsfrei identifizieren können. Und was lese ich dieser Tage in der Zeitung? Dass ein Kater dank implantiertem Chip dem Besitzer nach zehn Jahren habe zurückgegeben werden können. Tigi, come home!


E-Mail: bkuhn@bielertagblatt.ch

 

 

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