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Biel

«Die Autobahn alleine genügt nicht»

Am 27. Oktober geht im Osten der Stadt Biel die A5-Umfahrung auf: Insgesamt sind 37 Massnahmen geplant, die sowohl den Durchgangsverkehr und einen grossen Teil des Regionalverkehrs auf die Autobahn verlagern sollen.

Grafik: BT/ml Quelle: Stadt Biel
  • Dossier

Deborah Balmer

Schon bald ändert sich die Verkehrssituation für Autofahrer in der Stadt Biel drastisch: Die A5-Ostumfahrung verbindet ab Ende Oktober den Berner Jura mit der Ostschweiz und Bern. Die Autobahn soll nicht nur den Durchgangsverkehr aufnehmen, sondern auch den Regionalverkehr, der 80 Prozent des Gesamtverkehrs in der Agglomeration ausmacht. Damit die Quartiere in Biel entlastet werden, müssen Verkehrsteilnehmer ihre Gewohnheiten ändern. Dafür wiederum braucht es konkrete verkehrlich flankierende Massnahmen. 37 sind insgesamt geplant.

«Die Autobahn alleine genügt nicht, um die Stadt und ihre Quartiere vom Verkehr zu befreien, es braucht dafür Massnahmen, die ab der Eröffnung des Ostasts sukzessive in Kraft treten», sagte die Bieler Bau-, Energie- und Umweltdirektorin Barbara Schwickert (Grüne) gestern vor Medienvertretern. Gemeinsam mit dem Verein Seeland.biel/bienne stellte sie die geplanten Massnahmen erstmals vor (siehe Grafik).

 

Zwei Drittel der Fläche der Stadt sollen entlastet werden
Klar ist heute: Bereits durch den Ostast sollen zwei Drittel der Fläche der Stadt verkehrlich entlastet und in der Folge aufgewertet werden. Die Lebensqualität in Bözingen, Mett und Madretsch soll deutlich steigen, wie Barbara Schwickert sagte. Das Gleiche gilt für die Innenstadt mit verkehrsberuhigten Zonen, besseren Bedingungen für den öffentlichen Verkehr, für Fussgänger und Velofahrer. Um die Quartiere zu entlasten, müssen die Verkehrsteilnehmer, wenn immer möglich, die Autobahn benutzen: Dafür muss es für Autofahrer möglichst unattraktiv sein, auf Ausweichrouten zu fahren. Der Schleichverkehr soll verhindert werden.

Zwei West-Ost-Achsen gelten in Biel als mögliche Ausweichrouten: die Dufourstrasse und die Mattenstrasse. Hinzu kommt die Kombination Madretsch- und Mettstrasse, die bisher als Verbindungen zwischen Osten und Westen stark genutzt wurde. Diese drei Achsen sollen durch den Ostast deutlich entlastet werden.

Auf der Nord-Süd-Achse gibt es vier mögliche Ausweichrouten: die Kombination Schlösslistrasse und Mühlestrasse, die Verbindung zwischen dem Längfeldweg und der Orpundstrasse, der Weg durch das Mühlefeld sowie die Bermenstrasse im Mösliquartier. Auch diese Strassen sollen durch den Ostast weniger stark befahren werden. «Ziel ist es, dass Autos und Lastwagen in Zukunft nicht mehr das städtische Strassennetz, sondern nach Möglichkeit den Ostast nutzen», sagte gestern auch der Leiter Abteilung Infrastruktur der Stadt Biel, Roger Racordon.

Biel erarbeitet zurzeit gemeinsam mit den umliegenden Gemeinden in Koordination mit dem Kanton Bern gezielte Verkehrsmassnahmen, um den Verkehr auf die Autobahn zu bringen. Dort, wo sich durch die Entlastung Möglichkeiten bieten, wird auch das Bus- und Velonetz um spezielle Spuren ergänzt, sodass eine attraktive Alternative zur motorisierten Fortbewegung entsteht.

Man sei sich bewusst, dass Änderungen in der Verkehrsführung am Anfang fast immer zu einer kurzfristigen Verschlechterung der Situation führen würden. «Wir rechnen mit einer mehrwöchigen Eingewöhnungsphase», sagte Barbara Schwickert weiter. Erst wenn sich die Verkehrsteilnehmer der neuen Verkehrsführung bewusst seien, würden sie auch beginnen, ihre Wege anzupassen.

«Ab diesem Moment beginnen die Massnahmen zu wirken», sagte Racordon. «Die Wirkung wird gemessen und die Massnahmen gegebenenfalls justiert, bis die optimale Einstellung erreicht ist.» Ziel sei es, die neue Verkehrsführung nach rund einem Jahr zu beurteilen und die Massnahmen dann definitiv im Strassenraum zu integrieren. Der entlastete Strassenraum könne dann in der Folge langfristig aufgewertet werden.

 

Einige Achsen im Westen 
werden stärker befahren
Sicher ist aber auch: Weil der ergänzende Teil des Ostasts, der Westast, noch nicht gebaut ist, werden einige Strassen nach Eröffnung am 27. Oktober stärker befahren als heute. Das trifft auf die Strassen zu, die von Brügg an das nördliche Bielerseeufer führen. Die Verkehrsachsen im Norden und im Westen der Stadt Biel bleiben bestehen. Um das städtische Strassennetz zu Hauptverkehrszeiten nicht zu überlasten, wird der Verkehr an den wichtigsten Eintrittspunkten dosiert. Erst wenn der Westast auch gebaut sei, können das gesamte Stadtgebiet vom Verkehr entlastet werden, so Racordon.

Unter der Leitung von Seeland.biel/bienne haben die Städte Biel und Nidau, die umliegenden Gemeinden und der Kanton die «Task Force Eröffnung Ostast» gebildet. Die Gruppe kann auf Herausforderungen im Verkehrsnetz reagieren und Justierungen veranlassen – ihr Fokus liegt vor allem auf dem Bereich der fehlenden Westumfahrung. Stefan Krattiger, Präsident Konferenz Agglomeration Biel des Vereins, sagte gestern: «Biel ist nicht isoliert, der Verkehr hört nicht einfach an der Stadtgrenze auf.»

Link: www.rund-um-biel.ch

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Verbessertes Busnetz

  • Durch den Ostast erhält der öV mehr Platz und das Busnetz der VB Biel kann ausgebaut werden. Ab Dezember werden rund 14 Prozent mehr Bus-Kilometer gefahren – unter anderem mit einer komplett neuen Linie.
  • Zudem werden die Busse dank Priorisierungsmassnahmen auf gewissen Strecken pünktlicher fahren. bal
Stichwörter: A5, Ostast, Umfahrung, Biel, Massnahmen

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