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Biel

Die Flitzer mit Dresscode

40 Personen aus der ganzen Schweiz haben gestern an den Faltvelo-Schweizermeisterschaften in der Bieler Altstadt teilgenommen. Ohne Business-Anzug durfte niemand starten.

MARCEL HABEGGER

Es scheint als wäre an diesem Sonntag in der Altstadt ein grösseres Business-Meeting. Gut 40 Personen sind mit Krawatte und Jacketts zugegen, auch die Bieler Gemeinderätin Barbara Schwickert ist unter ihnen. Allerdings tragen sie alle kurze Hosen, also so etwas wie «Casual-Friday»? Nein, die Damen und Herren sind die Teilnehmer der Faltvelo-Schweizermeisterschaften. Mitgefahren werden darf nur mit einem Faltvelo, dazu gilt ein strenger Dresscode.

 

Nach Londoner Vorbild

Der Engländer Andrew Ritchie hatte 1976 das Velo zum Mitnehmen erfunden, seit 2005 werden weltweit Wettkämpfe im Business-Look ausgetragen. Anreiz dazu gaben Londoner Geschäftsleute, die mit dem Faltvelo und Krawatte zur Arbeit gefahren sind.

Die Gebrüder Guillaume und Charles de Candolle sind aus Genf an die Schweizermeisterschaften in Biel angereist. Die beiden gehen im Vintage-Look mit Jacketts aus dem Jahre 1986 ihres Vaters an den Start. Guillaume will nächste Woche an einem 24-Stunden-Rennen von Manchester nach London teilnehmen, dies sind über 400 Kilometer mit dem Rad mit den kleinen Rädern.

Gemeinderätin Barbara Schwickert trägt ebenfalls eine Krawatte und ist schon Faltvelo erfahren. «Die Faltvelos sind wirklich sehr praktisch, ich habe nun bereits seit eineinhalb Jahren eines.» Sie habe auch schon längere Touren damit gemacht, im heutigen Wettkampf wolle sie es aber auch gemütlich angehen.

Mitorganisator Jonas Römer, der in Biel das erste Fahrradgeschäft führt, das sich auf faltbare Fahrräder spezialisiert hat, muss noch kurz einen Tenüwechsel vornehmen. Er hatte bereits beim offenen Faltvelorennen am Mittag teilgenommen und wechselt nun vom Casual- in den Business-Look.

 

In wenigen Sekunden bereit

Dann stehen die Herren und Damen an der Startlinie. Beim Startsignal laufen sie zu ihren Velos, doch bevor die 15 Runden mit einer Gesamtlänge von rund 10 Kilometern durch die Altstadt in Angriff genommen werden können, muss dass Rad noch entfaltet werden. Der Brite Andrew Finkill, der von Faltvelo-Hersteller Brompton als Vertreter für die Teilnahme bezahlt wird, hat das Velo als Erster bereit. Die Schnellsten haben das Rad in weniger als 10 Sekunden aufgestellt.

Von der Obergasse geht es hinunter Richtung Mühlebrücke, durch die Untergasse, wieder Richtung Obergasse, wo die «Geschäftsleute» das Rad die Stufen hochtragen müssen. «Ich fahre nun schon seit Jahren in ganz Europa Rennen, das hier war wohl das härteste», sagt Andrew Finkill im Ziel angekommen. «Nach dem Flachteil bei dem man Vollgas gegeben hat, noch die Treppe hoch und im Anstieg wieder loszufahren, dann noch die Pflastersteine, das war extrem kräfteraubend.»

Am schnellsten den Kurs absolviert hat am Ende der Berner Michel Tobler in etwas mehr als 25 Minuten. Und Guillaume de Candolle? Der taucht plötzlich mit einer Armschlinge im Zielgelände auf. «Ich bin in einer Kurve weggerutscht, der Arm sieht etwas seltsam aus, ich hoffe es ist nichts gebrochen.»

 

Vielleicht wieder in Biel

Mitorganisator Jonas Römer ist mit dem Event zufrieden, hätte sich aber etwas mehr Leute als die gesamthaft 70 Teilnehmer gewünscht. «Ich denke, ein Teilnehmerfeld von 200 Fahrern ist hier durchaus möglich. Das Restaurants extra für den Event geöffnet haben, war super und auch die Kulisse in der Bieler Altstadt war ideal, es kann gut sein, das wir die nächsten Schweizermeisterschaften auch wieder hier austragen werden.»

 

 

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