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Die grössten Brötchen bäckt der Freisinn

Im laufenden Wahlkampf steht der FDP für den Verwaltungskreis Biel-Seeland doppelt so viel Geld zur Verfügung wie der SP. 
Das liegt auch an der Geldbeschaffung: So lebt die FDP anders als etwa die SP auch von Spenden. Doch am Ende zählt nicht nur das Geld.

Entscheidet auch das Geld über den Wahlerfolg? «Nein, der Wähler lässt sich nicht kaufen», sagt Urs Gurtner von der GLP. Bild: Peter Samuel Jaggi
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Deborah Balmer

In der heissen Phase des Wahlkampfs der Grossratswahlen präsentiert sich die FDP in der Region finanziell stärker als die Linke. Das lässt sich auch an der Zahl der Wahlinserate in den Zeitungen erkennen, wo die FDP die Nase vorn hat. Das zeigt sowohl der Blick in das «Bieler Tagblatt» der letzten Wochen, aber auch in den Anzeigern der Region hat die bürgerliche Partei auffallend oft inseriert. «Es ist an der Zeit. Wir sind bereit», schreibt die FDP und zeigt die Köpfe, die am 25. März zur Wahl stehen.

Der FDP-Wahlkampfleiter des Verwaltungskreises Biel-Seeland, Andreas Philipp, bestätigt, dass man an den diesjährigen Grossratswahlen die Plakatwerbung ganz leicht zurücknahm und dafür etwas mehr in Printwerbung investierte. «Wir sind überzeugt, dass wir damit die Wähler erreichen», sagt der Bieler.

80 000 Franken beträgt das Wahlkampfbudget der FDP für den Verwaltungskreis insgesamt (siehe Grafik). Ein Betrag, der seit Jahrzehnten der gleiche geblieben sei und den man laut Philipp jeweils vier Jahre lang sammle. Etwa 20 Prozent der Summe kommt laut Philipp von Sympathisanten, die der Partei Geld zukommen lassen, darunter auch Firmenbeiträge, «das können dann schon mal 500 oder 1000 Franken sein», sagt der FDP-Politiker. Bei der Schwesternpartei Parti Radical Romand (PRR), der 15 000 Franken zur Verfügung stehen, ist es ähnlich: Sie wirbt unter anderem dank Spenden aus der Wirtschaft.

Ein grosser Teil des Geldes bei der FDP stammt daneben von den Mitgliederbeiträgen aus den Sektionen. Doch beim Freisinn, der nicht einzelne Kandidaten bewirbt, gibt es wie in anderen Parteien, Kandidaten, die über ein eigenes Wahlbudget verfügen und selber Werbung schalten. In der Region Seeland sind das unter anderem der bisherige Grossrat Peter Moser und Andreas Hegg, Lysser Gemeindepräsident. Manchmal werben auch weniger bekannte Gesichter mit eigenem Geld für sich, «weil plötzlich der Ehrgeiz erwacht und keiner auf dem letzten Platz landen will».

Entscheidet am Ende das Geld den Wahlkampf? Andreas Philipp glaubt das nicht: «Wir sind zwar möglichst präsent, aber schlussendlich sind es hauptsächlich die Themen, die über den Erfolg einer Partei entscheiden.»

 

Das «wilde Plakatieren»

Der Wahlkampfleiter der SVP, Markus Büchi, sagt, dass der SVP für den Wahlkreis Biel-Seeland 40 000 Franken zur Verfügung stehen, die man unter anderem für Podien und für Wahlprospekte, die den Wahlunterlagen beiliegen, verwende. Die SVP ist zudem vor allem auch im ländlichen Seeland mit dem «wilden Plakatieren» wahrnehmbar. «Das Aufstellen der Plakate an Dorfein- und Ausgängen passiert bei uns dank der Fronarbeit der Parteimitglieder. So sparen wir natürlich Geld, sagt Büchi, der anfügt, dass seine Partei nicht auf Inserate setzt.

Auch für die Grünliberale Partei (GLP) ist es eine finanzielle Frage, wie man im Wahlkampf auf sich aufmerksam macht. «Wir versuchen natürlich, vor allem dort zu werben, wo unsere Wähler sind, im und um den öffentlichen Verkehr etwa in Form von Plakaten oder E-Panel-Werbung», sagt Urs Gurtner. Den grössten Teil verwende man aber für die Unterlagen in den Wahlcouverts.

35 000 Franken stehen der Partei im Verwaltungskreis zur Verfügung. Geld, das hauptsächlich aus Mitgliederbeiträgen stammt, teils auch aus Spenden, die aber ebenfalls von Mitgliedern kommen. Gurtner ist sicher: «Am Ende spielt es nicht so eine grosse Rolle, ob einer Partei 35 000 oder 80 000 Franken zur Verfügung stehen, denn der Wähler lässt sich nicht kaufen», sagt Gurtner. Viel eher seien es die Inhalte, die über den Erfolg entscheiden und ob diese zum Zeitgeist passen oder nicht.

Nur die Hälfte des Budgets der FDP steht der SP/PSR/Juso zur Verfügung: 40 000 Franken sind es laut der Wahlkampfleiterin Margreth Schär, die betont, dass man damit natürlich nicht sehr weit komme. Die linke Partei setzt hauptsächlich auf Plakate an öffentlichen Orten, Werbung auf den Sozialen Medien, Flyer und der kürzlich durchgeführten Rosenaktion. Auch in der SP gibt es Kandidaten, die den persönlichen Wahlkampf zusätzlich aus der eigenen Tasche bezahlen und etwa Zeitungsinserate schalten. «Zum ersten Mal führen wir im Vorfeld der Grossratswahlen zudem eine Telefonaktion durch», sagt die Lysserin, die 16 Jahre lang im Grossen Rat vertreten war. Bei der Aktion setzt man auf die Nähe zu den Wählern: SP-Parteimitglieder rufen diese an, um auf die Wichtigkeit des Wählens aufmerksam zu machen. «Natürlich versuchen wir damit, vor allem Stimmen für unsere Partei zu sammeln. Oft entwickeln sich aber einfach gute Gespräche übers Telefon.»

Doch was führt am Ende zum Erfolg eines Kandidaten? «Das ist schwer zu sagen: Da würde wohl jeder Kampagnenleiter etwas anderes antworten», sagt Schär. Was immer helfe, sei die Bekanntheit einer Kandidatin oder eines Kandidaten. «Wen man durch seine Arbeit oder die Medien kennt, wird eher gewählt.»

 

Grüne: Budget leicht erhöht

Der Wahlkampfleiter und Präsident der Grünen Seeland, Christoph Waber, sagt, dass man im Vergleich zu 2014 das Budget leicht erhöht habe. 38 000 Franken stehen der Partei im Verwaltungskreis zur Verfügung, Geld, das man hauptsächlich für die Wahlprospekte und eine Vorwahlzeitung verwendet hat, die vor einigen Wochen an alle Haushalte in Biel und einigen grösseren Gemeinden im Seeland verschickt wurde, und das von Mitgliederbeiträgen und Spenden stammt. Daneben reicht das Geld für einige Plakat- und verschiedene Strassenaktionen.

Um die 25 000 Franken setzt die EVP für den Wahlkampf in der Region ein, wie der EVP-Geschäftsführer Philippe Messerli sagt. Doch eigentlich agiert die Mitte-Partei über ein gesamtkantonales Budget. Geld wird laut Messerli vor allem in Drucksachen investiert, die den Wahlunterlagen beiliegen. Wie diese Flyer daherkommen, ist den Kandidaten überlassen. Die EVP-Präsidentin des Kantons Bern, Christine Schnegg (Lyss), zeigt sich etwa gemeinsam mit ihren Töchtern, die beide für die junge EVP kandidieren. Auf städtischem Gebiet ist die EVP auch auf Plakaten zu sehen. Um Geld zu sparen, schreibt die Partei zudem Mitglieder, Freunde und Wähler direkt an und versucht ihnen klar zu machen, dass «es auf jede einzelne Stimme ankommt».

Der Wahlkampfleiter der BDP, Heinz Siegenthaler (Rüti), spricht von 13 000 Franken, die seine Partei für das Seeland und Biel zur Verfügung hat. Das Geld komme hauptsächlich aus Spenden und nicht aus Mitgliederbeiträgen. «Wir schalten damit ein paar Inserate, investieren aber vor allem auch in Strassenaktionen und dem Verteilen von BDP-Täfeli», sagt der Nationalrat. Viel Werbung passiere aber zudem über die Sozialen Medien. Und die Partei hatte im Wahlkampf 2018 in einem Punkt die Nase vorn: Mit dem wilden Plakatieren auf dem Land hat die BDP dieses Mal zuerst begonnen.

 

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