Sie sind hier

Abo

Initiative

«Die Jungen sollen es im Alter besser haben als viele von uns»

Die AHV-Rente soll um zehn Prozent erhöht werden, dies fordern die Gewerkschaften. In Biel und im Seeland wird vor diesem Hintergrund nun eine grosse Kampagne gestartet.

Bild: reu

Für zwei Drittel der Pensionierten ist die AHV die wichtigste Einkommensquelle. Für 38 Prozent der Rentnerinnen und 19 Prozent der Rentner ist die AHV gar die einzige Einkommensquelle. Mit diesen Zahlen eröffneten die Vertreter der Unia und des Dachverbandes Gewerkschaftsbund Biel-Lyss-Seeland (GBLS) gestern die Medienkonferenz über die Stärkung der AHV in Biel.

Sie möchten auf die Wichtigkeit der AHV aufmerksam machen. «Die Renten sind für viele, speziell für jene mit tiefen und mittleren Einkommen, zu mager», sagt Jesus Fernandez, Leiter Sektion Biel-Seeland der Unia. Zwar habe die Schweiz ein hervorragendes 3-Säulen-System. Nur könne dieses von vielen Menschen mit niedrigem Einkommen nicht genutzt werden. Nur 22 Prozent der Rentnerinnen und 34 Prozent der Rentner verfügen derzeit über eine 3. Säule. Fernandez’ Fazit: «Die freiwillige Vorsorge ist etwas für Reiche.» Die AHV-Plus-Initiative, über die am 25. September abgestimmt wird, fordert deshalb eine Erhöhung der AHV-Renten von zehn Prozent.

Beat Schaffer, Leiter der Unia-Rentnerinnen- und Rentnergruppe Biel-Seeland ergänzt: «Bei unseren gemeinsamen Ausflügen gibt es immer wieder Mitglieder, die sich einige Ausflüge schlicht nicht leisten können. Geld sei stets Thema. «Für die Jungen ist das natürlich noch weit weg. Aber sie sollen es im Alter besser haben als viele von uns», so Schaffer.

 

Ausgaben der AHV sind stabil

Fernandez betont insbesondere, wie sehr die Initiative den Frauen nützen würde. «Zum heutigen Tag erhalten viele Frauen gar keine oder nur eine sehr tiefe Rente aus der Pensionskasse.» Und jene Frauen, die über eine Pensionskassenrente verfügen, erhalten im Schnitt nur halb so viel wie die Männer – wegen der Lohnungleichheit. «Die AHV hingegen berücksichtigt auch die Betreuungs- und Erziehungsarbeit der Frauen», so Fernandez, weshalb die AHV-Renten im Schnitt fast gleich hoch seien. Jesus Fernandez betonte insbesondere die Stabilität der AHV in den letzten Jahren: «Die Ausgaben sind stabil.» Heisst konkret: 1975 wurde in der Schweiz pro erwirtschaftetem Franken 0.05 Rappen für die AHV erwirtschaftet. Heute sind es lediglich 0.06 Rappen.

 

Ein Schiff voller Pensionäre

Die Gewerkschaften, unter ihnen auch die Unia, haben deshalb eine entsprechende Kampagne lanciert. «Die Gewerkschaften werden schweizweit so aktiv sein wie bei keinem anderen Thema», sagt Unia-Gewerkschaftssekretär Berthold Büscher, der für die Kampagne in der Region zuständig ist. Diese wurde am Bieler Bahnhof bereits mit dem Verteilen von AHV-plus-bedruckten Sonnencrèmes gestartet. «Vor der Sonne will man sich auch schützen – warum also wollen wir unsere AHV nicht schützen?», sagt Berthold.

Das Kampagnenkomitee plant deshalb im September mehrere Anlässe, um die Kampagne und damit das Abstimmungsanliegen bekannt zu machen. Dazu sticht am 1. September das «AHV-Schiff» mit pensionierten Befürwortern der Initiative in den Bielersee. Nebst einer Rede von Giorgio Tuti, Präsident SEV, wird auch musikalische Unterhaltung geboten. Gleichentags soll ein Rentner, ausgestattet mit Trommel, als «Crieur public» in der Stadt Biel auf die Kampagne aufmerksam machen. Ein zentraler Anlass dürfte schliesslich die Podiumsdiskussion am 6. September im Kongresshaus Biel darstellen, an der sowohl Nationalrätin Doris Fiala (FDP), Nationalrat Corrado Pardini (SP) als auch Stadtrat Leonhard Cadetg (FDP) und Stadtrat Fritz Freuler (Grüne) teilnehmen werden. Dann steht das grosse Finale der Kampagne jedoch erst bevor: Die «Rentendemo» am 10. September in Bern. Esthy Rüdiger

Info: Der Anlass auf dem «AHV»-Schiff ist öffentlich. Interessierte melden sich bei Beat Schaffer an (032 365 65 27).

Stichwörter: AHV, Rente, Prozente, Biel, Seeland

Nachrichten zu Biel »