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Biel

«Die Organisation Olympischer Spiele verlangt einen gewissen Mut»

Eine Umfrage zeigt: 60 Prozent
der Bevölkerung wollen keine Olympischen Winterspiele 2026. Was sagt der Stadtpräsident des Austragungsorts Biel dazu?

Symbolbild: bt/a

Eine repräsentative Umfrage von Tamedia zeigt, dass nur 36 Prozent der Bevölkerung hinter der Kandidatur für die Olympischen Winterspiele 2026 stehen. In Biel sollen Eishockey-Spiele der Damen ausgetragen werden. Stadtpräsident Erich Fehr (SP) erläutert seine persönliche Meinung und äussert sich ausdrücklich nicht im Namen des Gemeinderates.

Erich Fehr, sind Sie von den ablehnenden Umfrageergebnissen beunruhigt?
Erich Fehr: Die Ergebnisse zeigen, dass noch viel Arbeit notwendig ist, um die Bevölkerung zu überzeugen. Einige Kostenschätzungen sind noch zu wenig untermauert. Das betrifft insbesondere den Sicherheitsaufwand für die Veranstaltungen. Zudem benötigen wir bessere Garantien im Falle eines Defizites. Ich denke an eine Plafonierung der Kosten, damit die Kantone am Ende nicht zur Kasse gebeten werden.

Alle Olympischen Winterspiele der vergangenen 30 Jahre endeten mit gewaltigen Budget-Überschreitungen. Das ist nicht gerade vertrauenerweckend.
Die Voranschläge dieser Spiele liefen oft wegen nicht abschätzbarer Baukosten aus dem Ruder. Bei Sion 2026 liegen die Verhältnisse anders, denn das Projekt fusst auf den bereits bestehenden Infrastrukturen. Trotzdem: Das Organisationskomitee muss verpflichtet werden, die Einhaltung des Budgets zu garantieren.

Sind Olympische Spiele in der Schweiz ohne die Unterstützung der Bevölkerung machbar?
Nein. Deshalb gilt es ja, die Bevölkerung laufend über das Projekt zu informieren. Tatsächlich verlangt die Organisation eines Grossanlasses wie der Olympischen Spiele einen gewissen Mut. Aber erinnern wir uns: Die Schweiz hatte die Fussball-Europameisterschaft 2008, die ebenfalls über verschiedene Austragungsorte verteilt war, sehr erfolgreich gemeistert.

Warum weibeln Sie als Bieler Stadtpräsident für diese Olympischen Spiele?
Sport ist grundsätzlich gut für die Gesundheit, und der Wettkampf, sofern er fair ausgetragen wird, ist eine Schule des Lebens. Die Schweiz ist ein Land des Sports, und Biel hat eine lange Eissport-Tradition. Mit der Tissot Arena verfügt die Stadt über eine sehr moderne Anlage, die auch den Ansprüchen von Olympia gerecht würde – und dies ohne zusätzliche Investitionen.

Könnte der Bieler Tourismus profitieren?
Es werden sicher keine Millionen Touristen ins Seeland kommen. Trotzdem hat Biel als Uhrenstadt gute Karten. Der neue Sitz von Swatch wird ein Anziehungspunkt werden. Dennoch müssen wir die Dinge mit Weitblick betrachten: Die Schweiz ist nun einmal ein Wintersportland, und das Berner Oberland ist eine wichtige Feriendestination. Wenn wir Olympische Spiele in dieser Region veranstalten, ist es nur logisch, dass wir damit die Tourismusbranche, die derzeit mit Schwierigkeiten kämpft, fördern.

Der Kanton Bern will die Kandidatur mit einer Million Franken unterstützen. Gleichzeitig wurde auf kantonaler Ebene ein massives Sparprogramm verabschiedet, das auch die Gemeinden belastet. Befürworten sie diesen Millionenkredit?
Der Kredit an und für sich ist nicht das Problem, sondern die Finanzpolitik des Kantons. Der Regierungsrat will die Steuern senken. Das wird höchstens symbolisch wirken, denn wir werden niemals die tiefen Steuersätze der Innerschweizer Kantone erreichen. Aber gleichzeitig wird ein Sparprogramm aufgelegt, das die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft und die Gemeinden trifft.

Zurück zum Olympiakredit: Sind Sie für diese Ausgabe?
Wenn wir betrachten, was der Kanton Bern alljährlich – und zu Recht – für die Förderung der Tourismusbranche ausgibt, ist dieser Betrag durchaus vertretbar. Wenn wir erwägen, was wir mit Winterspielen gewinnen könnten, ist eine Million nicht viel Geld.

Der Kredit kommt im Herbst vors Volk. Müsste der Kanton bei einem Nein sein Olympia-Engagement überdenken?
Falls der Kredit abgelehnt würde, könnte Bern nicht mehr als Austragungsort für die Winterspiele antreten. Tatsächlich dient diese Abstimmung als Gradmesser dafür, ob das Volk die Olympischen Spiele will oder nicht. Die Volksbefragung über den Kredit wird auf diese Weise zum Plebiszit. Und wie gesagt werden wir keine Winterspiele gegen den Willen des Volkes durchführen können. Interview: Didier Niéto/pl

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