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Biel

Die passen nicht durch alle Gassen

Seit Dezember fahren fünf der zehn Kehrichtfahrzeuge in Biel mit Strom. Die neuen Wagen sind zwar leiser, aber breiter. Deshalb schaffen sie es nicht durch alle Strassen. Nun muss die Stadt über die Bücher.

Die neuen Elektrofahrzeuge wurden gestern von der zuständigen Gemeinderätin Lena Frank und bemalt von Kindern auf dem Zentralplatz vorgestellt. Tanja Lander

Hannah Frei

 

Wer im Homeoffice sitzt, hört sie kommen, die Müllmänner und -frauen mit ihrem grossen Gefährt. Doch seit rund einem Monat hört man sie mancherorts in Biel nicht mehr. Fünf neue Fahrzeuge hat sich die Stadt Biel angeschafft, alle mit Elektroantrieb. Krach machen also nur noch das Glas und die Aludosen, wenn sie im Kehrichtfahrzeug aufprallen. Gestern wurden die Fahrzeuge auf dem Bieler Zentralplatz symbolisch willkommen geheissen.

 

Cyrille Mühlestein, Leiter des Bieler Strasseninspektorats, freut das. «Nun müssen die Arbeitenden einander nicht mehr anschreien.» Und mit den Elektro-Kehrichtfahrzeugen kann der Abfall in Biel fast CO2-neutral eingesammelt werden.

 

Also alles gut? Nicht ganz. Denn die neuen Fahrzeuge sind 20 Zentimeter breiter als die alten. Mit zweieinhalb Metern sind sie für manche Bieler Gassen zu breit, etwa im Beaumont-Quartier oder in der Altstadt. Dort komme man nur mit den alten Dieselfahrzeugen durch, sagt Mühlestein. Gut, dass davon noch fünf übrig sind. Wegen der neuen Elektrofahrzeuge habe man folglich die Tourenplanung anpassen müssen. In den kommenden Jahren sollen aber auch die restlichen Dieselfahrzeuge ersetzt werden. Das stellt die Stadt vor eine Herausforderung.

 

Parkierte Autos stören

Eng werde es besonders dann, wenn an den Strassenseiten breite Autos wie etwa SUVs oder Lieferwagen parkiert seien, sagt Mühlestein. Das mache es für die Chauffeure und Chauffeusen der Kehrichtfahrzeuge auch mit den alten Dieselfahrzeugen schwierig, die Strassen zu passieren. So komme es vor, dass die Müllmänner und -frauen die Abfallsäcke ein Stück weit tragen müssen.

 

Trotzdem hat sich die Stadt dazu entschieden, auf breitere Fahrzeuge zu setzen. Die alten Wagen seien Sonderfahrzeuge gewesen, sagt Mühlestein. Es sei daher deutlich schwieriger, Ersatzteile aufzutreiben. Zudem gebe es keine passenden Elektrofahrzeuge in diesem Sondermass. Die neuen Fahrzeuge stammen von der Contena-Ochsner AG im Kanton Zürich.

 

Es liegt nicht am Strom

Die zuständige Gemeinderätin Lena Frank (Grüne) bestätigt, dass eine weitere Sonderanfertigung keine Option für die Stadt gewesen sei, und das unabhängig von der Antriebsform. In Bern und Basel kämpft man zurzeit mit denselben Problemen, wie Berichte von «20 Minuten» und «Der Bund» zeigen. Frank sieht es als grossen Vorteil, dass der Ersatz der Fahrzeugflotte in Biel schrittweise geschieht. Die restlichen fünf Fahrzeuge sollen in den kommenden Jahren ersetzt werden. Das verschaffe Zeit.

 

Lösungsansätze gebe es bereits, sagt Frank. So könnten beispielsweise an den Fahrzeugen selbst Anpassungen vorgenommen werden, etwa bei den Rückspiegeln. Denkbar sei, dass in den engen Gassen eine Sammelstelle für den Abfall eingerichtet wird, welche die neuen Fahrzeuge erreichen. Oder aber man löse Parkplätze auf, welche die Durchfahrt erschweren. Auch eine Kombination der Lösungen sei möglich, so Frank, zugeschnitten auf die jeweiligen Standorte. «Sicher ist, dass wir nicht die grösseren Kehrichtfahrzeuge zum Vorwand nehmen, um reihenweise Parkplätze aufzuheben», sagt Frank.

 

In die Anschaffung der fünf Elektrofahrzeuge hat Biel vier Millionen Franken investiert. Damit sind die Fixkosten pro Fahrzeug und Jahr in den ersten Jahren um 30 000 Franken teurer als bei einem Dieselfahrzeug. Die Anschaffungskosten der Elektrofahrzeuge sind mit 664 000 Franken doppelt so hoch. Doch nach zehn Jahren, sobald sich der Kaufpreis amortisiert hat, werde die Stadt damit fast 370 000 Franken gespart haben, wie der Gemeinderat in seinem Bericht zum Stadtratsgeschäft festhält.

 

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