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Bahnhofplatz

Die Reaktion folgt auf dem Fusse

Die Befürworter der Umgestaltung des Bahnhofplatzes hatten keine Kampagne für die Abstimmung vom 8. März geplant. Bis sich letzte Woche die Gegner formierten. Jetzt kommt es doch noch zum Abstimmungskampf.

Das Ja-Komitee präsentierte seine Argumente. copyright julielovens/bielertagblatt

Jetzt liege es an den Befürworter-Parteien im Bieler Stadtrat, für ein Ja zur Umgestaltung des Bahnhofplatzes zu kämpfen. Das sagte Stadtpräsident Erich Fehr (SP) vor einer Woche, als sich das Komitee «Bahnhofplatz – so nicht!» mit der Volksabstimmung vom 8. März vor Augen präsentierte. Und Fehr wird nicht enttäuscht. Sieben Tage nach dem sich das Nein-Komitee vorstellte, hat gestern das Komitee «Ja zum Bahnhofplatz» seine Argumente präsentiert. Die Stimmberechtigten befinden bereits in drei Wochen über das 18 Millionen Franken teure Umgestaltungsprojekt. Die Hälfte der Kosten würde die Stadt tragen, den Rest übernehmen Bund und Kanton (das BT berichtete).

Die Befürworter der Umgestaltung aus der Bieler Politik planten eigentlich keine Kampagne. Das Geschäft wurde im Parlament zwar angeregt diskutiert, war letztlich aber unbestritten. Einzig die Fraktion SVP/Die Eidgenossen und einzelne weitere bürgerliche Ratsmitglieder lehnten die Umgestaltung ab. Doch als eben jene Vertreter der SVP und der Eidgenossen zusammen mit dem Automobil Club (ACS), ehemaligen Stadträten und Anwohnern Widerstand ankündigten, sahen sich die Befürworter zum Handeln gezwungen. Das Resultat ist ein breit abgestütztes Pro-Komitee: Nebst Vertretern der Parteien SP, GLP, FDP, BDP, BVP und Grüne sowie der Bürgerbewegung Passerelle kämpfen auch Pro Senectute Biel-Seeland, die VCSRegionalgruppe Biel, die regionale Behindertenkonferenz, die Vereinigung City Biel-Bienne und Pro Velo Biel-Seeland-Jura für den neuen Bahnhofplatz. Das Komitee besteht aus 25 Personen. «Der Bahnhofplatz ist heute ein Bewegungsort. Künftig soll er aber auch Halte- und Begegnungsort sein», sagt Stadträtin Lena Frank (Grüne).

«Der Eingang zur Stadt»

Die Komitee-Vertreter sind der Meinung, dass der Bahnhofplatz «das Fenster zur Stadt Biel» sei (Niklaus Baltzer, Stadtrat SP), dabei aber «weder schön noch funktional» daherkomme (Ruth Tennenbaum, Stadträtin Passerelle) und die Verkehrssituation «immer unhaltbarer» werde (Urs Scheuss, Präsident Grüne Biel und VCS). An der Neugestaltung des Platzes wird seit zehnJahren gearbeitet – das Komitee findet, dass mit der Realisation nicht noch länger zugewartet werden soll. «Der Platz gerät vor allem in den Stosszeiten am Morgen, am Mittag und am Abend an den Rand seiner Kapazität: Fussgängerinnen und Fussgänger, Busse, Velos, Taxis und der Autoverkehr behindern sich gegenseitig», heisst es in einer Mitteilung. Nun gehe es darum, in ein «zukunftsträchtiges Projekt» zu investieren, welches das Ja des Volkes verdient habe.

Für das Komitee stehen die Fussgänger, insbesondere die Pendler, und der Langsamverkehr imVordergrund, nicht aber die Autofahrer. «Schliesslich sind die meisten, die den Platz nutzen, solche, die mit dem öffentlichenVerkehr an- oder abreisen», sagt Stadtrat Simon Bohnenblust (GLP). Die Umgestaltung würde nicht nur dank der neuen Verkehrsführung «den Eingang zur Stadt» für Fussgänger und Velofahrer deutlich attraktiver machen, sondern auch sicherer. Mit dieser Argumentation haben sich auch Pro Senectute und die regionale Behindertenkonferenz dem Komitee angeschlossen.

Fussgänger sind faul

Für Pro Velo hingegen ist einer der Hauptansprüche genügend sichere Veloabstellplätze in unmittelbarer Nähe zum Bieler Bahnhof. Ernst Lüdi, Pro Velo-Vorstandsmitglied, argumentiert dabei für «seine»Velofahrer ähnlich wie die Vertreter des Nein-Komitees für die Autofahrer. Auch Velofahrer seien grundsätzlich faul, haben also den Anspruch, vom Parkplatz bis zum Bahnhof eine möglichst kurze Distanz zurückzulegen. Scheuss sagt, dasselbe gelte eben auch für die Zug- und Busfahrer – weshalb die im Projekt vorgesehenen zentralen Busperrons eine erhebliche Verbesserung zur heutigen Situation darstellen würden. Das Komitee sieht in der Neugestaltung die Chance, den Bahnhofplatz für jene attraktiver zu gestalten, die ihn täglich am meisten nutzen. Die Befürworter kündeten gestern an, vor der Abstimmung vom 8. März Flyer in alle Bieler Haushalte zu verteilen und auf der Strasse zu werben.

 

 

 

 

Stichwörter: Bahnhofplatz, Biel, Komitee, Ja, Nein

Kommentare

bt-online

Liebe Kommentar-Schreiber. Es ist gut, wenn zu einem Thema eine Diskussion ausbricht. Wenn die Argumente aber nur noch aus persönlichen Beleidigungen bestehen, hat dies hier nichts zu suchen. Die entsprechenden Beiträge wurden deshalb gelöscht. Danke für das Verständnis. Lieber Gruss vom BTonline-Team


mstuedel

Kurzfristig betrachtet, gebe ich ihnen recht: Der MIV wird sich auf den Guisanplatz verlagern. Mit dem Bau der Umfahrungsautobahn fällt der Durchgangsverkehr dann allerdings weg und nach dem Bau des Campus ist der nahegelegene Bahnhofplatz geradezu prädestiniert für eine Mittagspause oder den kurzen Einkauf vor- oder nach dem Unterricht, wenn er denn einladend genug ist. So wie heute sicher nicht.


mstuedel

Als dem MIV in der Verkehrsplanung der Schweizer Städte eine einseitig priviligierte Stellung eingeräumt wurde (in den 70-er, 80-er und 90-er Jahren) war die Auswirkung die, dass sich die Gutverdiener ihren Traum vom Häuschen auf dem Land realisierten, viele Arbeiter und Mittelständler zogen in die Agglomeration. Den Städten blieben die Verkehrsprobleme und die Zentrumslasten. Stadtflucht war die Folge. Die meisten Städte haben dies erkannt und verkehrsberuhigenden Massnahmen eingeleitet. Seit der Jahrtausendwende hat der Trend gekehrt, die Städte wachsen wieder und gedeihen, so auch Biel. Sie können obigen Damen und Herren also durchaus dankbar sein, dass sie diese erfolgreiche Politik weiterführen. Der neue Bahnhofplatz wird die Attraktivität unserer Stadt weiter steigern.


Boezinger

Die Damen und Herren sehen nicht so aus als ob sie den Verlust an Steuersubstrat, den sie der Gemeinde durch ihre eigennützige verkehrs- und damit gewerbefeindliche Politik zufügen, ausgleichen werden….


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