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Westastdialog

«Die Stadt kann das nicht alles finanzieren»

Zum zwölften Mal hat sich gestern die Kerngruppe getroffen: In einem Workshop sind Szenarien zur längerfristigen Entwicklung der Stadt Biel diskutiert worden. Dies soll die Grundlage für die Autobahn-Variantendiskussion sein.

Die Kerngruppe versucht nun mit jeder Sitzung, dem Ziel einer Lösungsfindung einen Schritt näher zu kommen. Bild: Matthias Käser/a
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Deborah Balmer

Dreieinhalb Stunden haben die Mitglieder der Kerngruppe gestern Nachmittag im Dialograum an der Seevorstadt diskutiert – oder besser gesagt in einem Workshop in die Zukunft gedacht. Gemeinsam gingen Westast-Gegner und Westast-Befürworter Szenarien durch, wie sich die Stadt Biel und die Region in den nächsten 20 bis 40 Jahren entwickeln könnte. Es ging also um sehr langfristige Trends. Wird es in der Innenstadt von Biel noch Autos geben? Oder fahren nur noch digitalgesteuerte Busse durch die Stadt? Die Mitglieder der Kerngruppe haben darauf verzichtet, Extremszenarien durchzuspielen. Stattdessen wurde ein gemeinsames Zukunftsbild der Region Biel erstellt, an dem demnächst die verschiedenen möglichen Autobahnvarianten gemessen werden können.

Welche Lösung?

Der Bieler Verkehrs- und Raumplaner André König, Kerngruppenmitglied und Westast-Gegner, sagte am gestrigen Point de Presse:Es gehe um die Frage, welche Lösungen man anbieten müsse, wenn Trends voranschreiten.

So besagen Prognosen, dass die Bevölkerung in Biel und Umgebung in den nächsten Jahrzehnten wachsen wird. Das wiederum hat zur Folge, dass die Mobilität und der Wohnbedarf – aber auch die Nutzung des Freiraumes – zunehmen. «In der Stadt müssen also Prioritäten betreffend des Raumbedarfs gesetzt werden», sagt König.

Man war sich gestern zwischen Gegnern und Befürwortern der Autobahn auch dabei einig, dass es künftig um eine sogenannte «raumeffiziente Nutzung» geht. Statt grosse Autos sollen mehr kleinere Elektro-Autos und vor allem öffentliche Busse unterwegs sein, die eine noch bessere Raumeffizienz haben. Auch die Aufenthaltsqualität für Fussgänger und Velofahrer soll verbessert werden, um den Raum gut zu nutzen.

Die Kerngruppendiskussion soll eine Grundlage für die kommenden Diskussionen über mögliche Autobahnvarianten in der Stadt Biel sein: Bereits nächste Woche soll in der grösseren Dialoggruppe unter anderem über Inputs zur Weiterbearbeitung der Varianten für die Linienführung des Westasts geredet werden.

Peter Bohnenblust, Westast-Befürworter und TCS-Präsident der Sektion Biel/Bienne-Seeland, sagte gestern: «Endlich, endlich kommen wir unserem Kernauftrag näher, eine langfristige Lösung zu finden.»

Das Regiotram anmelden

Der Leiter des Dialogprozesses Hans Werder sprach am Point de Presse zudem über weitere Etappenziele, die man nun erreicht habe: «Wir konnten heute die kurz- und die mittelfristigen Empfehlungen zuhanden der Dialoggruppe verabschieden.»

Und während die Autobahn komplett vom Bund bezahlt würde, gehe es bei den kurz- und mittelfristigen Massnahmen auch darum, wer diese finanziere. «Schon heute ist klar, dass die Stadt Biel nicht einfach alles finanzieren kann», sagt Werder.

Wer zahlt also beispielsweise das Regiotram, das in der Kerngruppe seit Kurzem wieder Thema ist? Eine mögliche Geldquelle sind laut Hans Werder die Agglomerationsprogramme, bei denen der Bund Projekte zwischen 35 und 50 Prozent übernimmt.

Die in der Kerngruppe besprochenen kurz- und langfristigen Projekte – eben beispielsweise das Regiotram – sollen nun also so schnell wie möglich beim Bund vorangemeldet werden.

Bereits im Juni muss ein Schlussbericht mit einem Lösungsvorschlag zum Autobahnprojekt vorliegen, der der Behördendelegation übergeben wird. Zunächst trifft sich aber kommende Woche die Dialoggruppe, um über Varianten zu reden.

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